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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Head Hostlery nannte.
    Robert traf zehn Minuten nach der ausgemachten Zeit ein und zog keinerlei Aufmerksamkeit auf sich, als er hinter einer Schankmagd in das Versammlungszimmer schlüpfte. Sie eilte geschäftig durch den Raum, füllte die Tassen der Damen mit etwas, das wie Gerstenwasser aussah, und schenkte den Herren Bier ein, wischte dabei mit einem schmutzigen Tuch, das in ihrer Schürzte steckte, die unweigerlich verkleckerte Flüssigkeit auf.
    Niemand achtete auf seine Umgebung, so sehr waren alle in die Diskussion vertieft.
    Er ging zu einem Stuhl hinten und setzte sich.
    Nicht nur fand diese seltsame Versammlung an einem ungewöhnlichen Ort statt, auch die Zusammensetzung der Teilnehmer war überraschend. Er hatte in genug Wohltätigkeitsorganisationen mitgewirkt, um zu wissen, was er erwarten durfte – ein paar reiche Leute, die mehr wegen ihres Geldes und ihrer Beziehungen eingeladen worden waren als wegen Fachkenntnis, zusammen mit dem einen oder anderen Fachmann. Hier jedoch war ein Mann, von dem er wusste, dass er Arzt war. Dann war da Captain Stevens. Miss Pursling natürlich, die neben einer nicht unbedingt wohlhabend aussehenden älteren Frau saß. Diese Leute bildeten gewöhnlich die Vorstände von Wohltätigkeitsorganisationen. Aber gegenüber von ihr am Tisch sah er eine junge Frau in Arbeiterkleidung, die ungefähr in Miss Purslings Alter war. Neben ihr war ein alter ergrauter Mann in abgetragenem Tweed. Einen Platz weiter saß eine plumpe Frau in einem hochgeschlossenen schwarzen Wollkleid mit rundem schwarzem Kragen – die Sorte Uniform, die förmlich schrie, dass sie Bedienstete war. Mindestens die Hälfte der Mitglieder hier sah aus, als gehörten sie zur arbeitenden Bevölkerung.
    Darin unterschied es sich von allen Vereinen mit mildtätigen Aufgaben, die Robert je gesehen hatte. Interessiert beugte er sich vor.
    Stevens schüttelte den Kopf. „Nun“, erklärte er, „darum kümmern wir uns später. Miss Pursling, Sie haben einen Bericht über das Desinfektionsmittel?“
    Miss Pursling nickte. Sie kehrte ihm den Rücken zu, und er konnte die Löckchen in ihrem Nacken sehen. Diese Locken von ihr, die hatten was. Es waren nicht die dicken Korkenzieherlocken, die Kammerzofen sorgsam mit der Brennschere erschufen. Diese Locken hier waren Maskerade, ein bisschen zu verdreht und zu wild. Er vermutete, ihr Haar lockte sich von allein, sodass kein Eisen es zähmen konnte.
    „Der Vorstand der Genossenschaft hat sich gestern Abend getroffen.“ Er musste sich anstrengen, um sie zu verstehen. Ihre Stimme war klar, aber so leise. „Sie waren einverstanden, die Desinfektionslösung zum Selbstbeschaffungspreis zu verkaufen – vorausgesetzt, wir erwähnen die Genossenschaft auf dem Handzettel. Sie ließen sich letztlich davon überzeugen, dass die Werbung ausreichend Entschädigung ist.“
    Das war eine seltsame Weise, es auszudrücken – sie ließen sich letztlich davon überzeugen. Jeder andere hätte vermutlich gesagt Ich konnte sie überzeugen , um sich mit dem Erreichten schmücken. Robert legte seine Finger gespreizt aneinander.
    Alles, was er von ihr sehen konnte, war die Rückseite ihres Kopfes, ihre reizend geformte Taille, die angedeuteten Hüften, bevor Turnüre und Krinoline ihre natürlichen Rundungen verdeckten. Während sie sprach, wandte sie den Kopf. Sie stand immer noch drei Viertel abgewandt von ihm. Er konnte ihre Augen nicht sehen – nur ihre Wange und das schwache Narbennetz. Aber sie trug ihre Brille und las von den Papieren vor sich.
    Oh ja. Er hatte in der zurückliegenden Woche an sie gedacht. Er hatte so viel an sie gedacht, dass er sich nicht länger von ihrer ruhigen Sprechweise oder ihrem gesenkten Blick täuschen ließ. Egal, wie unwahrscheinlich es schien, Miss Pursling hatte alle davon überzeugt, dass sie praktisch ein Nichts war. Die Wahrheit über ihre Kompetenz schien ein intimes Geheimnis zwischen ihnen beiden zu sein.
    „Was wird die Lösung dann kosten?“, fragte eines der Dienstmädchen. Ihre Stimme war normal, aber nach Miss Purslings leisem Vortrag schien sie überlaut.
    „Einen Schilling pro Flasche. Wenn man sparsam damit umgeht, sollte die Menge für einen Haushalt mit sechs oder sieben Personen für einen ganzen Monat reichen. Miss Peters, ist das eine Summe, die sich eine Arbeiterfamilie leisten kann, oder müssen wir einen Weg finden, die Kosten weiter zu senken?“, wollte Miss Pursling von dem jüngsten der Dienstmädchen wissen.
    Die

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