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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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wenn nächstes Mal das Gerücht dich betrifft?“, gab Minnie nicht auf.
    Sie musste gar nicht darauf hinweisen, dass das sehr gut passieren könnte. Zu viele Leute kannten Lydias Geheimnis. Der Arzt, der sie untersucht hatte. Alle, die sie während jener schrecklichen Monate in Cornwall gesehen hatten. Lydia lebte ebenso sehr wie Minnie mit der drohenden Gefahr, öffentlich ruiniert zu werden.
    „Was für einen Unterschied macht es denn, wer davon weiß?“, fragte Lydia und sah weg. „Offenbar ist die Wahrheit kein Schutz vor übler Nachrede. Schließlich verbreitet Stevens dieses hässliche Gerücht über dich.“
    Zu erklären, wo dieses Gerücht herstammte, würde zu weiteren Fragen führen – Fragen, die Minnie nicht beantworten konnte. Fragen wie, warum gab es keine Aufzeichnung über die Geburt von Wilhelmina Pursling? Wie hatte ihr früherer Name gelautet, und warum war es nötig geworden, ihn zu ändern?
    Minnie schüttelte den Kopf. „Meine Eltern waren verheiratet. Das kann ich dir versichern.“ Das, und mehr nicht. „Aber Lydia, du darfst deine Zukunft nicht vernachlässigen. Einen Verlobten zum Teufel zu jagen, nur weil er etwas gesagt hat, was dir nicht gefällt? Niemand ist vollkommen.“
    Lydia schlang die Arme um sich und schüttelte den Kopf. „Wie kannst du das nur fragen? Wie sollte ich da stumm bleiben?“
    „Aber er war …“ Sie stolperte. „Du hast gesagt …“
    Lydia hatte gesagt, Stevens würde sie glücklich machen. Sie hatte es wieder und wieder gesagt, als versuchte sie, es sich selbst einzureden. So war Lydia nun einmal. Sie glaubte immer nur an das Beste. Sie wünschte sich, dass alle glücklich waren. Sie hätte sogar an einer Sonnenfinsternis noch einen Silberstreif finden können.
    Lydia wandte sich jetzt zu Minnie um. „Manchmal“, sagte sie langsam, „muss man eine Entscheidung treffen. Wenn etwas unausweichlich scheint – wenn beispielsweise die Ehe zu einem Mann meinem Vater gut täte – wenn er ein anständiger Mann ist, der mich gern hat … Nun, es sah nicht so aus, als würde ich einen besseren finden. Es scheint richtig, sinnvoll.“ Eine steile Falte erschien zwischen ihren Brauen. „Es schien richtig.“
    „Dann geh zurück und entschuldige dich.“
    Lydias Züge verhärteten sich. „Nach dem, was er über dich erzählt hat? Er hat mir gesagt, ich dürfe nichts mehr mit dir zu tun haben. Ich kann nicht glauben, dass diese Welt so grausam ist, von mir zu verlangen, meine beste Freundin aufzugeben, um gut zu heiraten.“
    Oh, Lydia . Minnie schmerzte das Herz für sie. Selbst mit all dem, was ihrer Freundin zugestoßen war, glaubte sie das immer noch.
    „Es mag sein, dass das grausam ist“, flüsterte Minnie. Und dann, weil sie wusste, wie grausam es sein konnte, fügte sie hinzu: „Das ist es wirklich.“
    „Nein, ist es nicht.“ Lydia öffnete ihre Arme, aber nur lange genug, um sie um Minnie zu legen, sie an sich zu ziehen. „Ich werde das nicht zulassen.“
    Minnie konnte sich von der Wärme dieser Umarmung fast täuschen lassen. Beinahe.
    Irgendwann …
    Irgendwann würde Lydia herausfinden, was Minnie alles vor ihr verborgen hatte. Das konnte ihre Freundschaft nicht überleben. Es war nicht das, was in Wahrheit passiert war, das ihre Vertrautheit zerstören würde, sondern die Tatsache, dass sie es all die Jahre zurückgehalten hatte. Dass sie zwar in die dunkelsten Geheimnisse ihrer Freundin eingeweiht gewesen war, sie selbst hingegen ihre eigenen selbstsüchtig gehütet hatte.
    Es ging nicht darum, ob sie aufhören würden, Freundinnen zu sein. Die Frage lautete, wann . Dennoch war es Minnie unmöglich gewesen, die Freundschaft aufzugeben. Lydia war herzlich, hoffnungsvoll und fröhlich, und manchmal gelang es ihr sogar, trotz Minnies Hang zu Sachlichkeit und Logik, sie mit ihrem schieren Optimismus anzustecken.
    Manchmal glaubte sie, sie könnten glücklich sein. Es gäbe keine Ängste um die Zukunft. Es würde alles gut werden, und sie könnten für immer Freundinnen sein.
    Von all den Phantasien, denen Minnie sich hätte hingeben können, war das die eine, die sich tief unter ihre Haut gegraben hatte, die, von der sie niemals lassen konnte. Und so hielt sie ihre Freundin einfach und betete, es möge sich nicht zu bald erweisen, dass sie recht hatte.
    „Also“, bemerkte Lydia nach einer kleinen Weile. „Der Duke of Clermont hat sich lange mit dir unterhalten. Was hat er gesagt?“
    „Nichts.“ Aber Minnie musste trotz allem lächeln.

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