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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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recht, was ich von ihm halten soll.“
    Er war wie festgewurzelt, konnte sich nicht rühren. Sie hatte nicht in seine Richtung gesehen, sobald sie zu reden begonnen hatte. Sie hatte ihre Stimme nicht erhoben. Und trotzdem schienen ihm diese beinahe geflüsterten Worte wie ein Segensspruch.
    Überhaupt nicht wie sein Vater.
    Er atmete leicht bebend aus. „Also werden Sie dem Bürgermeister von dieser Unterhaltung erzählen, Miss Pursling?“
    „Und die Finneys mit hineinziehen? Ganz bestimmt nicht.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Sagen Sie, Mr. Blaisdell. Diese Wohltätigkeitsorganisation, die Sie repräsentieren … Bieten Sie allen, die für Graydon Boots gearbeitet haben, Pensionen an?“
    Nicht allen. Zum einen hätten sie es ihm nicht geglaubt. Zum anderen war die eine Hälfte bereits tot, und noch mehr hatten die Stadt verlassen.
    „Denen, denen ein Unrecht angetan wurde“, erklärte er knapp und schaute weg.
    „Mrs. Finney“, begann Miss Pursling, „ich bin Ihnen überaus dankbar für Ihre Einwilligung, den Vorschlag dem Vorstand der Genossenschaft vorzustellen.“
    „Selbstverständlich“, antwortete die andere Frau.
    „Mr. Finney, Mr. Blaisdell.“ Miss Pursling nickte ihnen zu, berührte ihre Röcke in einem angedeuteten Knicks und ging.
    Er hatte sie in diesem Aufzug für unattraktiv gehalten, mit ihrem gesenkten Kopf und der leisen Stimme. Aber nicht mehr. Manche Frauen brannten mit Licht und Energie. Miss Pursling erinnerte ihn an den Perlmutthauch des Morgengrauens, das nach einer langen Nacht unter dem Türspalt hereinkroch. Sie hatte eine stille Anmut, wie ein Tiger, der in einem Käfig auf und ab läuft. Seine unbenutzten Klauen waren Ausdruck seiner Überlegenheit, ebenso wie der sprungbereite muskulöse Körper, der nie springen würde. Ein eingesperrtes Tier besaß eine gewisse strenge Schönheit.
    Er wollte sehen, ob sie aus dieser Melancholie ausbrach. Er wollte, dass sie diese wissenden Augen auf ihn richtete, ihm sagte, dass er nicht sein Vater sei, dass er nicht wie er werden würde.
    Was zwischen ihnen stand, war unendlich einfach und gleichzeitig unendlich kompliziert.
    Überhaupt nicht wie sein Vater.
    Er wollte, dass sie das noch einmal sagte – und er wollte, dass es ihr ernst war.

Kapitel Sechs

    R OBERTS T RAUM IN DIESER N ACHT WAR – wie so viele seiner Träume in letzter Zeit – voll sexuellem Verlangen.
    In seinem Traum hatte er Minnie dort, wo er sie zuerst getroffen hatte: hinter dem Ledersofa in der Bibliothek der Zunfthalle und durch die Vorhänge vor fremden Augen geschützt. Dieses Mal jedoch lauschten sie statt der Unterhaltung Fremder dem sanften Rauschen von Wellen am Strand. Aber das Meer in der Bibliothek schien ihnen nicht als seltsam aufzufallen. Statt vollständig bekleidet zu sein, trug Robert rein gar nichts – und sie war bis zur Taille nackt. Die Traumversion von Minnie lächelte einladend sinnlich zu ihm empor. Ihr honigbraunes Haar war offen und lockte sich auf ihren Schultern, umrahmte ihren Busen mit den köstlichen dunkelrosafarbenen Spitzen. Diese Brüste streiften ihn am Knie, als sie sich vor ihn kniete und sein Glied in den Mund nahm.
    Die Einzelheiten seiner Träume waren stets frustrierend vage. Er konnte die feuchte Hitze ihres Mundes nicht spüren oder den Druck ihrer Zunge. Es gab nur das Feuer seiner eigenen brennenden Lust und ein dumpfes Gefühl von Verlangen. Aber wenigstens musste man sich in seinen Träumen nicht mit Moral oder den Folgen seines Tuns herumschlagen. In Träumen gab es nichts als die körperliche Wahrheit des Verlangens, und das hielt ihn fest im Griff.
    In seinem Traum war sie sehr, sehr gut. Er wusste es, auch wenn er es nicht wirklich spüren konnte. Egal, wie er sich drehte, egal, wie er sie hielt, er konnte sie irgendwie nicht richtig berühren. Nur die Macht seines eigenen glutheißen Verlangens wuchs mit jedem Streicheln. Es gab keine Erlösung, nur immer wieder diese unbändige Lust.
    „Gott, Minnie“, bettelte er im Traum, „gib mir, was ich will.“
    Aber statt ihn härter ranzunehmen – oder sich anders hinzuknien, sodass er sich in sie stoßen konnte – schaute die Traum-Minnie ihn einfach nur an und hockte sich auf die Fersen. „Wenn du darauf bestehst“, sagte sie mit einem koketten kleinen Lächeln. Sie lehnte sich vor, und plötzlich, wie es bei solchen Träumen oft war, flüsterte sie ihm ins Ohr: „Ich weiß, wer du bist.“
    Der Schreck war so groß, dass er davon aufwachte. Er

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