Der Herzog und seine geliebte Feindin
Verärgerung auf, die jedoch rasch wieder unterdrückt wurde. Robert seufzte. Sie gab sich große Mühe, keinerlei Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – die leise Stimme, die bescheidene Art und Weise, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. Er fragte sich, ob es vielleicht einen Zusammenhang gab zwischen der Narbe auf ihrer Wange und ihrer Zurückhaltung. Ihre Schüchternheit wirkte nicht, als sei sie angeboren, sondern irgendwie anders … als sei sie erst später im Leben erworben.
„Kommen Sie, Miss Pursling“, sagte er. „Das können Sie doch besser. Ich dachte nicht, dass Sie leere Drohungen ausstoßen.“
„Ich weiß nicht, was Sie meinen.“ Sie wandte sich leicht von ihm ab. Und reckte sie etwa die Nase in die Luft?
Das war der Fall. Sie hatte wirklich die Nase über ihn gerümpft.
Robert verkniff sich ein Grinsen.
„Wir hatten eine Verabredung“, sagte er. Er sprach leise – so leise, dass Doktor Grantham, der an der Tür stand und seinen Rock glatt zog, ihn nicht verstehen konnte. „Ich flirte mit Ihnen, und Sie versuchen, meinen Ruf zu zerstören. Sie halten Ihren Teil der Abmachung nicht ein. Sie haben mir rein gar nichts angetan. Ich hatte Sie eigentlich nicht für jemanden gehalten, der kneift.“
Sie hielt den Kopf schief, sodass sie ihn von der Seite ansah. „Ich bitte tausend Mal um Verzeihung, Euer Gnaden.“ Sie klang alles andere, als täte es ihr leid. „Haben Sie allen Ernstes damit gerechnet, dass ich Sie mit Berichten über meine Fortschritte versorge?“ Während sie das sagte, schloss sie die Schnallen an ihrem Beutel.
„Ich hatte geglaubt, ich bekäme ab und zu ein paar Spitzen vorab zu hören.“
Sie sandte ihm einen frostigen Blick. „Sie legen eindeutig zu niedrige Maßstäbe an. Welche Fehler Sie auch haben mögen, ich werde mich nicht dazu verleiten lassen, voreilig zum Stich anzusetzen.“
Er verschluckte sich fast an einem empört-überraschten Lachen, das er nicht unterdrücken konnte, und schaute sich um. Aber es war niemand mehr da, diese leise Bemerkung zu hören.
Sie faltete den Musterhandzettel, den sie mitgebracht hatte und der nun mit den Anmerkungen des Vereins versehen war, und steckte ihn sich in die Rocktasche. „Ich werde meine Strategie sicher nicht vor meinen Feinden ausbreiten. Das wäre dumm.“
„Was Sie meinen, ist, dass Sie bislang noch keine Beweise finden konnten.“
Sie sandte ihm einen Blick und schüttelte den Kopf. „Was ich meine, ist, dass ich nicht so einfältig stolz bin, dass ich alles, was ich in Erfahrung gebracht habe, wegen einer unbeholfenen Stichelei von Ihnen preisgebe.“
„ Autsch “, sagte er reuig. „Erst beschuldigen Sie mich, verfrüht zuzustechen, und dann unbeholfener Sticheleien. Haben Sie doch ein wenig Mitleid mit dem Stolz eines Mannes.“
Darüber lächelte sie leicht, beugte sich vor und tätschelte ihm die Hand.
„Das tut mir wirklich leid“, erwiderte sie süßlich. „Ich hatte keine Ahnung, dass Sie so empfindlich sind, dass Ihr Stolz so leicht … dahinwelkt.“ Das sagte sie leise aber mit einem gewissen Unterton, solcher Zweideutigkeit, dass ihn Hitze durchzuckte. Welken war das Gegenteil von dem, was ihm gerade passierte. Sie warf sich den Beutel über die Schulter und ging zur Tür. Sie hatte gerade zwei Schritte gemacht, als sie sich noch einmal umdrehte und ihm ein Lächeln schenkte, das ihn mitten im Magen traf. „Ich bin sicher, Ihr Schwanz ist genauso dick wie Ihr Schädel.“
Es war ausgeschlossen, dass er sie so gehen lassen würde, ihn mit dieser herablassenden eindeutig sexuellen Bemerkung in Lust siedend stehen ließ.
Er machte drei Schritte, folgte ihr und legte ihr eine Hand auf den Arm. „Warten Sie.“
Aber das tat sie natürlich nicht, sodass er ihr folgen musste. Während sie durch die Gaststätte nach draußen gingen, schwieg er. Als sie ins Tageslicht getreten und weit genug gegangen waren, dass niemand sie hören konnte, sprach Robert wieder.
„Was ich sagen wollte – ich weiß, dass Sie nichts herausgefunden haben. Unter dem Vorwand, Angebote für Ihren kleinen Handzettel einzuholen, sind Sie bei jeder Druckerei in der Stadt gewesen und haben nach Beweisen gesucht, dass sie mit mir zusammengearbeitet haben. Aber Sie haben nichts gefunden.“
Sie blieb stehen, legte den Kopf schief und drehte sich zu ihm um. „Sie haben mich beobachten lassen“, bemerkte sie schließlich.
„Nicht wirklich. Das wäre ziemlich schäbig, wenn ich jemanden beauftrage, Ihnen zu
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