Der Herzog und seine geliebte Feindin
eröffneten, dass Walter Gardley im vorderen Salon auf sie wartete. Allein.
Gardley. Ausgerechnet jetzt!
Minnie legte sich eine Hand auf den Bauch. Es fühlte sich an, als brenne ein Feuer in ihr, als hätte sie sich an dem übergessen, was der Herzog ihr alles gesagt hatte.
Sie sind eine intelligente Frau.
Blicken Sie empor, greifen Sie nach den Sternen.
Ich begehre Sie. Himmel, begehre ich Sie.
Sie konnte nicht zu Gardley gehen, solange sie sich so fühlte. Allerdings hatte sie in dieser Angelegenheit kaum die Wahl. Wenn sie ihn fortschickte, würde er nur wiederkommen. Und wenn nicht …
Sie strich ihre Röcke glatt und ging hinein, um ihn zu sehen.
Er stand auf, als sie eintrat. „Da sind Sie ja“, sagte er – als habe er sie verlegt und sie erst jetzt gerade inmitten der Wollmäuse unter dem Diwan entdeckt.
Sie versuchte sich zu sagen, dass er gar nicht so übel war. Er sah gut aus, sicher. Er war nur ein paar Jahre älter als sie, und es sah auch nicht so aus, als würde er bald eine Glatze bekommen.
Sie sind diejenige, die sich einen Anschein gibt , konnte sie den Herzog hinter sich flüstern hören.
„Mr. Gardley“, zwang sie sich zu sagen mit der ganzen Herzlichkeit, die sie aufbringen konnte. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
Er richtete einen nonchalanten Blick auf sie. „Nun, Minnie“, sagte er. „Meine Mutter drängt mich, die Sache unter Dach und Fach zu bringen. Ich habe alles getan, was von mir erwartet werden kann. Ich werde diesen Sonntag das Aufgebot für eine Hochzeit im Dezember verlesen lassen.“
Er war sich ihrer so sicher, dass er nicht einmal ihre Antwort abwartete. Er zog seinen Rock zurecht und setzte sich wieder, noch bevor sie selbst Platz genommen hatte.
„In der Mitte des Monats, denke ich. Das passt uns beiden am besten.“
Wer wären Sie, wenn Sie nicht dreiviertel Ihrer Aufmerksamkeit darauf verwendeten, zu verbergen, wozu Sie eigentlich fähig wären?
Es war dumm, den immer im Bereich des Möglichen liegenden Walter Gardley mit dem unerreichbaren Duke of Clermont zu vergleichen. Dennoch konnte Minnie sich nicht davon abhalten. Gardley verblasste in jeder Hinsicht. Da gab es diesen Ansatz eines Bauches kurz oberhalb seines Hosenbundes, die träge Art und Weise, wie er sich auf den Stuhl hatte fallen lassen, noch bevor Minnie sich gesetzt hatte. Da war das, was er über sie gesagt hatte. Er hielt sie für eine kleine graue Maus, die dort blieb, wohin man sie verwies. Die sich wegen seiner Mätressen nicht beklagen würde.
Und dann waren da noch die Sachen, die er nicht tat.
Er ließ in ihrem Magen keine Schmetterlinge flattern. In seiner Nähe stockte ihr nicht der Atem. Er bemühte sich nicht darum, den Anschein zu erwecken, als flirte er mit ihr.
Das klingt nicht, als sei es nur ein Sinn für Taktik, sondern vielmehr so, als seien Sie darin unterrichtet worden.
Ihre ganze Zukunft stand auf dem Spiel. Sie konnte es sich nicht leisten, unvernünftig zu sein. Jede Frau in ihrer Stellung würde sich mit Unzulänglichkeiten bei ihrem Gemahl abfinden müssen. Ein Bauchansatz, ein paar Frauen nebenbei – das war nichts, um sich damit zu belasten. Er wollte sie, weil er glaubte, sie wäre ihm erbärmlich dankbar. Und er irrte nicht wirklich. Sie war dankbar. Sie war erbärmlich. Oder etwa nicht?
„Nein“, hörte Minnie sich sagen.
Gardley zuckte die Achseln. „Dann eben nach Weihnachten – ich nehme an, Sie wollen die Feiertage mit Ihren Tanten verbringen? Ich denke, das kann ich Ihnen zugestehen.“
Sie hatte ihre eigene Frage beantwortet. Nein, ich bin nicht erbärmlich. Das auszusprechen half ihr jedoch, klar zu erkennen, was sie tun musste. Er wollte sie zur Frau, weil er sie für erbärmlich hielt. Und wenn sie ihn heiratete, würde sie das auch sein.
„Sie wollen mir erlauben, das Datum meiner eigenen Hochzeit selbst festzulegen?“, bemerkte sie. „Wie überaus großzügig von Ihnen.“
Bei dieser Äußerung hob er den Kopf. „Großzügig? Denken Sie nur nicht, bloß weil ich Sie hierbei gewähren lasse, wäre ich ein leicht zu lenkender Ehemann. Das werde ich nämlich nicht sein. Keinesfalls. Wenn Sie irgendwelche Tricks versuchen, wenn wir erst einmal verheiratet sind, Minnie, werde ich Sie vor die Tür setzen. Und wir wissen beide, dass Sie nirgends hingehen können.“
Sie bekam keine Luft.
Himmel, sie bekam keine Luft.
Nichts von dem, was er da sagte, war eine Überraschung. Aber sie hatte sich vorgestellt, dass eine Ehe – selbst
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