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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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dass ich Robert verletze“, sagte sie. „Das können Sie nicht von mir verlangen.“
    Die Herzogin zuckte wieder die Achseln. „Es wäre gut für ihn, denke ich. Er ist viel zu romantisch. Zu vertrauensselig.“ Sie schaute Minnie an und hob erneut die Schultern, aber ohne den Anflug einer Entschuldigung.
    Eine seltsame harte Frau. Vielleicht konnte Robert zu einem Menschen wie sie gemacht werden …
    „Ich weiß nicht, ob ich das kann“, erklärte Minnie heiser. „Ihn so verletzen, dass er …“
    Aber sie dachte schon darüber nach, wie sich das bewerkstelligen lassen könnte.
    „Sie machen auf mich den Eindruck einer fähigen Frau“, erwiderte die Herzogin mit leicht gerunzelter Stirn.
    Minnies eigene Geheimnisse waren einmal vor aller Augen ans Licht gezerrt worden. Wie konnte sie das einem anderen antun? Wie konnte sie das ihm antun?
    Aber wie konnte sie ihn heiraten?
    Minnie sah ihr in die Augen. „Ich weiß nicht“, wiederholte sie, „ob ich das kann.“
    Nachdem die Herzogin gegangen war und Minnie Caros und Elizas wohlmeinende Fragen abgewehrt hatte, ging sie in ihr Schlafzimmer. Das Haus auf dem Hof war nicht groß. Minnie hatte eine kleine Kammer auf der Vorderseite, direkt über dem Salon vorne. Von ihrem Fenster aus konnte sie auf die Kohlfelder sehen, die für den Winter abgeerntet waren und darauf warteten, dass die Erde gepflügt werde. Aber die Scheune versperrte ihr einen Großteil des Ausblickes. An kalten Tagen stand die von den Tieren warme Luft in weißen Dampfschwaden vor den Toren, wenn sie geöffnet waren. Heute stiegen nur dünne weiße Nebelstreifen von der Scheune auf, in dem leichten Regen, der eingesetzt hatte, kaum zu erkennen.
    Das Anwesen war einmal ein Jagdhaus gewesen mit etwas Ackerland drum herum. Caro und Elizabeth hatten es in einen Bauernhof verwandelt. Sie hatten das wenige Geld, das sie besaßen, zusammengetan und Männer angeheuert, dass sie die Felder anlegten und jährlich pflügten. Aber selbst mit all der Arbeit, die sie hineingesteckt hatten, gehörte das Land nicht wirklich ihnen. Caro hatte im Haus lebenslanges Wohnrecht. Nach ihrem Tod würde der Besitz an einen entfernten Cousin gehen.
    Mit fünftausend Pfund konnte Minnie den Hof kaufen, wenn die Zeit kam.
    Mit fünftausend Pfund konnte sie das tun und weit von hier weggehen. Wilhelmina Pursling konnte verschwinden. Sie konnte hingehen, wo niemand je von ihr gehört hatte. Irgendwo, wo sie sich nicht klein machen musste, um einem Mann zu gefallen. Alles, was sie tun musste, um diese Sicherheit zu erlangen, war genau das, was sie Robert am Anfang gesagt hatte. Sie würde seine Feindin werden müssen.
    Aber die Alternative …
    Sie konnte der Herzogin einfach sagen, sie werde es nicht tun. Soviel die Frau auch davon redete, dass sie ihren Sohn kannte, glaubte Minnie nicht wirklich, dass sie eine Vorstellung davon hatte, wer er in Wahrheit war. Robert würde nie mit einer Tochter aus adeligem Hause glücklich sein können. Sie hatte das Licht in seinen Augen gesehen, als er von seinen Plänen für die Zukunft sprach. Wenn sie das tat, konnte sie nicht so tun, als täte sie es zu seinem Besten.
    Sie tat es für sich. Weil sie lieber den Mann verriet, den sie vielleicht lieben könnte, als sich einer Menschenmenge zu stellen.
    Sie konnte ihr blasses Spiegelbild in der Fensterscheibe sehen, über die Aussicht gelegt. Sie betrachtete sich – die zu bleichen Wangen, die Narbe auf ihrer Wange. Augen, die unruhig hin und her zuckten, sich weigerten, auf einer Stelle zu verweilen. Sie hielt ihre Hand in die Höhe, sah, wie sie zitterte.
    „Du ziehst das nur in Erwägung, weil du Angst hast“, sagte sie sich.
    Aber das stimmte nicht ganz. Sie tat es, weil sie außer sich vor Angst war.

Kapitel Siebzehn

    D IE D ÄMMERUNG BRACH AN, ABER M INNIE WAR NOCH ZU KEINER E NTSCHEIDUNG GEKOMMEN. Sie lief in ihrem Zimmer auf und ab, als sie ein lautes Klopfen unten an der Tür hörte. Schritte waren zu hören und Unruhe, dann ein Schrei aus der Diele unter ihr.
    „Minnie! Minnie!“ Lydias Stimme.
    Minnie lief zu ihrer Zimmertür. Ein Sturm war seit dem Besuch der Herzogin aufgekommen, und Regen prasselte in immer neuen Böen gegen die Fensterscheiben.
    Minnie ließ sich nicht die Zeit, ihre Hausschuhe anzuziehen. Sie riss einfach ihre Zimmertür auf und lief zur Treppe. Ihre Freundin stand in der Diele unten, und um sie hatte sich eine Pfütze gebildet. Ihre Haare fielen ihr nicht in leichten Locken ums Gesicht, sondern

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