Der Herzog und seine geliebte Feindin
Gnaden.“
„Ich will keine Entschuldigung“, erwiderte er scharf.
„Warum sind Sie dann hier?“
„Das ist einfach“, sagte er. Er wünschte jetzt, er hätte sich hingesetzt, nur, damit er jetzt aufstehen könnte. „Ich bin gekommen, um Lebewohl zu sagen.“ Er ging zur Tür und drehte sich dann noch einmal um. Sie schaute ihn an. „Und jetzt habe ich es gesagt.“
Mit diesen Worten ging er.
Es schien Jahrzehnte zu dauern, bis er über den Flur zur Diele gelangte, und noch einmal so lange, bis er Hut und Mantel geholt hatte. Die ganze Zeit konnte er den rasenden Herzschlag in seiner Brust hören.
Dieses Mal würde Minnie ihm nachlaufen. Sie würde sich ihm zu Füßen werfen und um Gnade betteln, und er – zu seiner großen Befriedigung würde er sie keines Blickes würdigen. Er würde sie sich wie Staub von den Schuhen schütteln.
Er würde ihr nicht verzeihen. Um ihr zu verzeihen, müsste ihm etwas an ihr liegen, und dafür würde er zulassen müssen, dass er etwas spürte.
Aber sie kam nicht, und daher musste er auch nicht entscheiden, was er tun musste.
D AS F RÜHSTÜCK MIT SEINER M UTTER am nächsten Morgen passte bestens zu Roberts düsterer Laune. Das Klirren ihres Teelöffels, als sie den Zucker verrührte, unterbrach eine Stille, auf der hundert nie geführte Gespräche lasteten. Heute war er in der Stimmung, sich zu ärgern.
Die Herzogin stellte ihre Tasse mit der Endgültigkeit eines Maurers ab, der Steine in Mörtel setzte, ehe sie ihn schließlich anschaute.
„Ich nehme an“, sagte sie und reckte ihr Kinn, „dass du eingewilligt hast, mich zu sehen, weil du ärgerlich bist wegen dessen, was ich getan habe.“
Er verschränkte nur die Arme und schaute sie an.
„Bitte bedenke aber, ich habe ihr nicht gesagt, was sie tun soll“, erklärte sie. „Das hat deine Miss Pursling selbst entschieden. Aber ja, ich gebe es unverhohlen zu. Ich habe Miss Pursling fünftausend Pfund gezahlt, damit sie deinen Antrag so schroff wie nur möglich ablehnt.“
Sein Verstand wurde leer. Er benötigte jede Unze seines Willens, um seine Arme verschränkt zu lassen, sie weiter anzuschauen. Aber dieses Mal entlockte ihr sein Schweigen keine Bemerkung. Sie nahm einfach einen weiteren Schluck Tee, überließ es ihm, in der Verwirrung, die in ihm herrschte, einen Sinn zu finden.
„Du hast sie bezahlt, damit sie mich abweist.“
Sie nickte.
Stevens hatte gesagt – das hatte er sehr deutlich gesagt – dass Miss Pursling bezahlt worden war, seine Geheimnisse aufzudecken. Er hatte gedacht, sie habe geplant, ihn in die Falle zu locken. Er dachte, dass die Anziehung allein auf seiner Seite gewesen sei. Er hatte sich voller Verdruss daran erinnert, wie sie so getan hatte, als sei sie schüchtern und zurückhaltend, und er hatte sich mit der Frage gequält, warum ihm das nicht aufgefallen war.
„Mutter“, sagte er schließlich gedehnt. „Ich wusste gar nicht, dass es dich kümmert.“
Trotz der sarkastischen Wahl seiner Worte enthielten sie doch mehr als ein Quäntchen Wahrheit. Sie hatte niemals etwas getan, was man auch nur als entfernt mütterlich betrachten konnte. Seine Heiratsaussichten zu vereiteln war beinahe so gut wie ein Kuss auf die Wange von ihr. Es war … rührend. Auch höchst ärgerlich. Falsch. Anmaßend, aber … rührend.
Sie rümpfte die Nase und schaute weg. „Es ist nur Geld. Mach nicht zu viel daraus.“
„Ganz im Gegenteil. Ich bin dir überaus dankbar. Wenn sie um so wenig zu kaufen ist, ist es am besten, ich erfahre es jetzt.“
Sie betrachtete ihn ein paar Momente lang, als glaubte sie nicht, dass er so ruhig sein konnte, so unbekümmert.
„Ich habe ihr gesagt“, teilte ihm seine Mutter mit, „dass wenn ihr Verrat schlimm genug wäre, du nie wieder einen Gedanken an sie verschwenden würdest. Wie sich zeigt, hatte ich recht.“
Sie schien keine Freude über ihren Triumph zu empfinden. Sie lächelte nicht. Da war kein Anflug von Häme in ihrer Stimme.
„Du bist zu nachsichtig“, erklärte sie, „bis du auf einmal überhaupt nicht verzeihst. Also sag es mir. An welchem Punkt hast du eigentlich mich aufgegeben?“
Er hielt die Luft an. „Was für eine böse Unterstellung. Ich hatte nie irgendwelche Hoffnung für dich.“ Allerdings konnte er sie nicht ansehen, als er sprach. Sie besaß zu viele Briefe von ihm, um das zu glauben.
„Es war die Beerdigung deines Vaters, nicht wahr?“
Er erlaubte sich nicht einmal, mit einer Wimper zu zucken.
„Du hast mir
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