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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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vorher geschrieben, hast mich gebeten, zu kommen. Jetzt, da er nicht mehr sei, schriebst du, …“
    Er schlug mit der Hand auf den Tisch. Tee spritzte überallhin. „Dich gebeten zu kommen?“ Jetzt starrte er sie finster an. Sie zuckte nicht vor ihm zurück. Sie erwiderte sein Starren nicht. Sie betrachtete ihn nur ganz ruhig, so gelassen wie immer. Sie hätte genauso gut eine Porzellanpuppe sein können, und ihre Augen hätten nicht weniger verraten.
    „Ich habe dich nicht gebeten, zu kommen“, erklärte er leise, „ich habe dich angefleht. Weißt du, dass ich ehrlich geglaubt habe, dass du mich danach mit dir nehmen würdest? Ich hatte mich davon überzeugt, dass der einzige Grund, warum du es aufgeschoben hast, mich besser kennenzulernen, darin lag, dass du die Gegenwart meines Vaters nicht ertragen konntest. Dass, sobald er nicht mehr war, wir eine Chance hätten. Als du nicht zur Messe kamst, habe ich mir eingeredet, du würdest kommen, wenn sie vorüber war. Als du auch dann nicht kamst, habe ich mir weisgemacht, dass du wartetest, bis alle anderen abgereist waren. Schließlich habe ich geglaubt, dass wenn es erst einmal dunkel war und niemand es sehen würde, du kommen würdest, um mich zu holen. Bis zu dem Tag glaubte ich – obwohl ich nicht weiß, warum, schließlich hatte ich keinen Beweis oder Anhaltspunkt dafür – dass es nur mein Vater war, der zwischen uns stand, der verhinderte, dass wir uns näher kamen. Aber das war es nicht. Dir war es einfach gleichgültig.“
    „Ja“, sagte sie leise. „Das war es.“
    „War es immer so? Oder hasst du mich so sehr wie ihn?“
    „So sehr?“ Sie runzelte die Stirn. „Ich würde sagen, ich habe dich auf andere Weise gehasst.“
    Er wünschte, er könnte die unerschütterliche Ruhe wiederfinden, die er vor ein paar Minuten noch verspürt hatte. Auch wenn er gewusst hatte, dass es so sein musste, auch wenn er vermutet hatte, dass seine Mutter ihn nicht gern hatte, es ausgesprochen zu hören, machte es wahr. Selbst nach all diesen Jahren, nach all der Zeit, die er darauf verwendet hatte, sich ihr gegenüber gleichgültig zu machen, traf es ihn dennoch.
    „Diese ersten Monate“, sagte sie, „als dein Vater dich mir weggenommen hatte – da dachte ich, ich würde nie wieder frei atmen können. Aber ich durfte ihn nicht wissen lassen, wie wichtig du mir warst. Wenn er das nämlich auch nur geahnt hätte, hätte er dich am Ende mit weiß der Himmel was bedroht. Daher bin ich jeden Morgen aufgewacht, habe mich angekleidet und bin in Gesellschaft gegangen. Ich habe gelacht, wenn etwas lustig war, und ich habe Mitgefühl zum Ausdruck gebracht, wenn es das nicht war, aber die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, als sei meine Brust eine große dunkle Höhle.“
    Sie wirkte nicht, als hätte sie je etwas in ihrer Brust gehabt, so flüssig sprach sie.
    „Als du drei Jahre alt warst, warst du eine Falle für mein Herz. Jedes Wort aus deinem Mund, jeder kurze Besuch, den dein Vater widerwillig erlaubte, war wie eine Mauer, die sich um mich schloss. Je liebenswerter du wurdest, desto sicherer konnte sich dein Vater sein, dass ich zurückkehrte – und desto mehr konnte er mir drohen. Ich musste so tun, als kümmerte es mich nicht. Nach einer Weile wurde ich darin so gut, dass ich vermutlich tatsächlich nichts mehr empfand. Und ja, ich habe es dir jedes Mal übelgenommen, wenn du mich etwas fühlen gemacht hast.“ Sie zuckte die Achseln. „Aber was sollte ich tun? Bei ihm bleiben? Das habe ich versucht. Zu der Zeit war er bereits unmöglich. Nach dem letzten Mal, als du neun Jahre alt warst … Ich habe mich eine Nacht in meinem Zimmer verbarrikadiert, während er gegen die Tür hämmerte und mir drohte …“ Sie warf ihm einen weiteren Blick von der Seite zu. „Ich glaube, wäre er nicht ganz so betrunken gewesen, wäre es ziemlich hässlich geworden. Ich konnte nicht bleiben. Und dem Gesetz nach gehörtest du ihm. Was konnte ich anderes tun, als aufzuhören, mir daraus etwas zu machen?“
    Robert schüttelte den Kopf. „Jedes Mal, wenn du gegangen bist, hat er mir gesagt, es sei meine Schuld. Dass es mir nicht gelungen sei, dich zum Bleiben zu bewegen. Dass ich besser hätte sein müssen und …“
    Liebenswerter, allerdings hatte sein Vater niemals dieses Wort benutzt.
    Sie sah ihn an. „Als dein Vater starb, ging ich davon aus, dass er dich zu seinem Ebenbild geformt hätte. Bis ich begriffen hatte, dass dem nicht so war …“ Sie zuckte erneut die

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