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Der Herzog und seine geliebte Feindin

Der Herzog und seine geliebte Feindin

Titel: Der Herzog und seine geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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eine Schwäche eingestanden hättest. Am Ende hätte ich dich für eine normale Sterbliche gehalten.“
    Minnie schloss die Augen. „Ich habe dich immer noch lieb. Lydia?“
    „Wie kannst du?“, erwiderte Lydia kühl. „Die Person, die meine Freundin war – die gab es in Wahrheit gar nicht. Sie war ein Konstrukt.“
    „Nein. Es war … es war echt.“ Aber ihre Stimme war ganz leise, kaum zu verstehen, und Lydia sah sie nicht einmal an.
    „Geh weg“, verlangte Lydia, und drückte ihr den Regenschirm in die Hand. „Nimm das hier. Nein, du blöde Gans, mich kümmert nicht, was aus dir wird. Ich will nur, dass du mir aus den Augen kommst. Geh!“
    Minnie war sich nicht sicher, wie sie die Treppe auf den Gehsteig hinabstolperte. Durch die Tränen konnte sie kaum etwas erkennen. Als sie schließlich die Augen öffnete, sah sie drei Männer auf der anderen Straßenseite. Sie blickten sie neugierig an. Vielleicht bekamen sie es nicht jeden Tag zu sehen, wie eine Frau taumelnd aus einem Haus trat. Nur drei, aber es war genug.
    Es ist nichts. Es ist nichts. Du bist nichts.
    Aber sie war nicht nichts, und sie konnte auch nicht so tun, als ob die heutigen Geschehnisse jemand anderem passiert seien als ihr. Sie klappte vornüber und musste sich heftig auf den Bürgersteig übergeben.
    Nachdem ihr Magen sich etwas beruhigt hatte, richtete sie sich wieder auf. Sie zitterte zwar immer noch, aber es fühlte sich an, als ob die Welle der Übelkeit alles mit sich genommen hatte. Nicht nur das körperliche Zittern, sondern auch ihre Angst, ihre Furchtsamkeit … und zwölf Jahre Lügen. Alles, das sie zu Wilhelmina Pursling gemacht hatte, das schüchterne, zurückhaltende Mauerblümchen, das sich in den Ecken versteckte, war fortgespült.
    Sie blickte über ihre Schulter zum Haus der Charingfords. Wilhelmina Pursling war fort – und mit ihr war eine jahrelange Freundschaft gegangen.
    Bravo, Minnie. Bravo.
    Seufzend öffnete sie den Regenschirm und machte sich auf den Weg zu dem Stall, wo sie ihr Pferd untergestellt hatte.

Kapitel Achtzehn

    E S IST SCHON SELTSAM , ÜBERLEGTE R OBERT, dass sich meine Sicht auf die Welt innerhalb von vierundzwanzig Stunden so umfassend ändern kann. Vor zwei Tagen hatte er einen Heiratsantrag gemacht. Er war voller Hoffnung und Sehnsucht und Verlangen gewesen. Und heute …
    „Sie sehen also, Euer Gnaden, wir sind in einer Sackgasse.“
    Robert saß in seinem Salon, Captain Stevens stand vor ihm, hatte ein Bündel Papiere auf dem Tisch ausgebreitet.
    „Ich kann nicht verkünden, dass Sie es waren, der die Flugblätter verfasst hat“, erklärte Stevens. „Solche Ansichten einem Herzog zuzuordnen und ihnen den Stempel Ihrer Billigung aufzudrücken würde die Massen aller Zurückhaltung berauben.“
    Robert konnte kaum zuhören. Seine Gedanken kreisten um den Brief. Es war gut, dass er gesessen hatte, als Stevens ihn gezückt hatte und ihm gesagt hatte, Roberts eigene Mutter habe Minnie Geld dafür gezahlt, dass sie ihn übergab, sonst wäre er am Ende gestolpert.
    Sie hätte einfach nein sagen können.
    „Daher werden Sie wahrscheinlich keinerlei Konsequenzen zu befürchten haben.“ Stevens runzelte die Stirn. „Aber wenn ich Ihre Aufrichtigkeit richtig einschätze … Für jedes Flugblatt, das Sie fürderhin schreiben, werde ich einen Verdächtigen verhaften und einsperren lassen.“
    „Ohne Beweise? In dem Wissen, dass diese Leute nichts damit zu tun haben?“ Roberts Stimme blieb ruhig.
    „Es gehört alles zusammen“, erwiderte Stevens. „Irgendjemand muss zahlen. Wenn es keinen Schuldigen gibt, müssen wir alle am Ende dafür zahlen. Ich kann nicht – das Gesetz kann nicht – auf diese Weise missachtet werden.“
    Trotz des Dröhnens in seinen Ohren begriff Robert, was Stevens tat – ihm drohen, indem er andere bedrohte. Er wusste, dass jemand hinter den Verurteilungen für Volksverhetzung stecken musste – Verurteilungen, zu denen es so nie hätte kommen dürfen. Er hatte denjenigen hervorlocken wollen, der das Gesetz so verdreht und missbraucht hatte.
    Immerhin hatte er dabei Erfolg gehabt. Er machte sich im Geiste eine Notiz, Stevens aus dem Amt entfernen zu lassen. Gleich, nachdem es ihm gelungen war, wieder klar im Kopf zu werden.
    „Verstehe“, antwortete Robert. „Nun, danke für Ihre Zeit.“
    „Aber …“
    Robert stand bereits und verließ den Raum ohne Blick zurück.
    In seiner Bibliothek lief er auf und ab, wartete, dass seine Gefühle ihn erreichten.
    Aber was

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