Der Herzog Von Köln
also der Wahnsinnige Gott! Wo ist meine Yisselda?«
»Yisselda? Das Mädchen mit dem blonden Haar und der weichen, weißen Haut? Was interessiert es Euch?«
»Sie ist mein!«
»Ihr wollt nicht das Amulett?«
»Ich will Yisselda!«
Der Wahnsinnige Gott lachte. Sein Gelächter erfüllte jeden Winkel des gewaltigen Raums und schallte in unzähligen Echos wider. »Dann sollt Ihr sie haben, Deutscher!«
Er klatschte in seine klauengleichen Hände, seine Bewegungen glichen denen einer schlaffen Marionette, und der ganze Käfig schwang hin und her. »Yisselda, mein Mädchen! Yisselda, komm und diene deinem Meister!«
Aus dem Teil der Halle, wo die Decke am tiefsten hing, erschien eine Gestalt. Falkenmond sah sie silhouettenhaft, war sich aber nicht sicher, ob es Yisselda war. Er zog das Schwert und schritt auf sie zu. Ja – die Bewegungen – die Haltung – ja, es war Yisselda.
Er lächelte erleichtert und streckte die Arme nach ihr aus, um sie an sich zu drücken.
Dann ertönte ein tierisches Kreischen, und das Mädchen rannte auf ihn zu und stieß ihre mit Metallkrallen verlängerten Finger nach seinen Augen, wobei ihr Gesicht von Blutlust verzerrt war. Aus ihrer Kleidung, die den Körper völlig einhüllte, ragten lange, spitze Stacheln hervor.
»Töte ihn, mein Täubchen«, kicherte der Wahnsinnige Gott. »Töte ihn, dann erhältst du als Belohnung seinen Kadaver.«
Falkenmond hob die Hände, um die Metallkrallen abzuwehren, dabei wurde ihm der Handrücken seiner Linken tief aufgerissen. Hastig sprang er zurück. »Nein, Yisselda!« rief er beschwörend. »Ich bin es, Dorian …«
Aber die Augen, aus denen der Wahnsinn sprach, verrieten keine Spur von Erkennen, und Speichel träufelte aus dem Mund des Mädchens, als sie erneut mit den Metallkrallen ausholte. Noch weiter sprang Falkenmond zurück. »Yisselda …« flehte er vergeblich.
Der Wahnsinnige Gott kicherte und rüttelte an den Gitterstäben des Käfigs. »Töte ihn, mein Täubchen. Zerreiß ihm die Kehle!«
Falkenmond war den Tränen nahe, als er hierhin und dorthin sprang, um Yisseldas Krallen auszuweichen.
Er rief Stalnikoff zu. »Welcher Macht gehorcht sie, die sie ihre Liebe zu mir vergessen lässt?«
»Sie gehorcht der Macht des Wahnsinnigen Gottes, genau wie auch ich«, erwiderte der Befragte. »Das Rote Amulett macht alle zu Sklaven!«
»Nur wenn es in den Händen einer bösen Kreatur ist …« Falkenmond hechtete zur Seite, als Yisseldas Krallen nach ihm schlugen. Er stolperte auf die Füße und rannte auf den Käfig zu.
»Es macht alle, die es tragen, böse«, erwiderte Stalnikoff kichernd, während die Metallklauen Falkenmonds Kragen aufschlitzten. »Alle …«
»Alle, außer einem Diener des Runenstabs!«
Die Stimme erklang vom Eingang der Halle, sie gehörte dem Ritter in Schwarz und Gold.
»Helft mir«, sagte Falkenmond.
»Ich kann nicht«, erwiderte der Ritter. Er stand bewegungslos im Eingang, seine gepanzerten Hände ruhten auf dem Schwertknauf, die Waffe ruhte blank gezogen, mit der Spitze auf dem Boden vor ihm.
Falkenmond stolperte. Er spürte, wie Yisseldas Krallen sich in seinen Rücken gruben. Er hob die Hände, um ihre Handgelenke zu packen. Vor Schmerz schrie er auf, als die Stacheln sich in seine Handflächen bohrten, aber es gelang 1 ihm, sich von ihren Krallen zu befreien, sie von sich zu stoßen und auf den Käfig zuzustürzen, wo sich der Wahnsinnige Gott vor Vergnügen schüttelte.
Falkenmond sprang zum Käfig hoch, der sich daraufhin zu drehen begann. Yisselda streckte die Krallen nach ihm aus, erreichte ihn jedoch nicht.
Stalnikoff hatte sich in die äußerste Ecke des Käfigs verkrochen. Seine irren Augen waren nun furchterfüllt. Es gelang Falkenmond, die Tür zu öffnen, in den Käfig zu klettern, und die Tür hinter sich zu schließen. Yisselda heulte in ihrer Blutlust vor Enttäuschung auf, das Licht des Amuletts färbte ihre Augen scharlachrot.
Nun brach Falkenmond in Tränen aus, als er einen Blick auf die Frau warf, die er liebte. Dann wandte er sein Hasserfülltes Gesicht dem Wahnsinnigen Gott zu.
Stalnikoffs noch immer kraftvolle Stimme dröhnte durch die Halle. Er nahm das Amulett zwischen die Finger und lenkte das Licht in Falkenmonds Augen. »Zurück, Sterblicher! Gehorche mir – gehorche der Macht des Roten Steines!«
Falkenmond blinzelte. Eine betäubende Schwäche erfüllte ihn plötzlich. Seine Augen vermochten sich nicht von dem leuchtenden Amulett zu lösen. Er spürte, wie seine
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