Der Herzog Von Köln
brüllte Oladahn. »Herzog Dorian, wir brauchen Eure Hilfe. Lasst den Ritter mit Yisselda fliehen, wenn er kann!«
»Rasch«, sagte der Ritter und streckte Falkenmond das Amulett erneut entgegen. »Nehmt es und rettet wenigstens das Mädchen.«
Einen Augenblick zögerte er noch, dann nahm Falkenmond das Amulett. Es schmiegte sich wie ein lebendes Wesen in seine Hand – wie ein außerordentlich mächtiges, lebendes Wesen. Sein rotes Licht schien kräftiger zu strahlen; es durchflutete jeden Winkel des seltsamen Saales. Falkenmond fühlte Kraft aus ihm in sich überströmen, und ein Gefühl des Wohlbehagens beflügelte ihn. Seine Bewegungen waren nun geschmeidig und sehr schnell, die Ereignisse des vergangenen Tages schienen nicht länger auf ihm zu lasten. Lächelnd streifte er sich das blutverschmierte Lederband über den Kopf. Er bückte sich und küsste Yisselda, und mit diesem wundervollen Gefühl, das durch seinen Körper schoss, wirbelte er herum, um sich mit dem Schwert in der Hand der heulenden Horde zu stellen.
Schließlich fiel die Türe in den Saal, dahinter standen in lauernder Haltung die keuchenden Bluthunde Granbretaniens. Tigermasken aus emailleverziertem Metall und Halbedelsteinen glänzten, und Waffen richteten sich auf die kleine Gruppe, die im Saal wartete.
Der Führer der Granbretanier trat vor.
»So viel Mühe wegen so weniger«, keuchte er. »Brüder, das sollen sie uns bezahlen.«
Und dann begann das Töten.
5 Das Gemetzel im Thronsaal
»Beim Runenstab«, murmelte Falkenmond heiser. »Diese Kraft in mir!«
Dann sprang er vor, die große Klinge pfiff durch die Luft und brach den metallgepanzerten Hals des vordersten Kriegers, der Rückhandschlag traf den Mann zur Linken, der zu Boden geschleudert wurde, und der folgende Hieb durchschnitt die Rüstung des Mannes zu seiner Rechten.
Blut und verbogenes Metall waren plötzlich überall. Das Licht des Amuletts warf scharlachrote Schatten auf die Masken der Krieger, als Falkenmond seine Gefährten zum Angriff führte – das war das letzte, was die Granbretanier erwartet hatten.
Aber das Leuchten des Amuletts blendete sie. Sie hoben ihre eisengeschützten Arme vor die Augen und hielten ihre Waffen in der anderen Hand, verwirrt über die Geschwindigkeit, mit der Falkenmond, Oladahn und d’Averc gegen sie vorgingen. Den dreien folgte der Ritter in Schwarz und Gold, dessen gewaltiges Breitschwert sich wie mühelos in einem allesvernichtenden Kreis schwang.
Ein Klirren und Brüllen von den Granbretaniern erklang, als die vier, mit Yisselda immer in ihrem Rücken, sie in den Saal trieben.
Sechs fluchende Axtträger drangen auf Falkenmond ein und versuchten ihn davon abzuhalten, sein tödliches Schwert zu schwingen. Aber der junge Herzog von Köln trat nach einem, stieß einen zweiten mit dem Ellbogen zur Seite und brachte die Klinge auf den dritten herab, dass sie nicht nur den Helm, sondern auch den Schädel darunter spaltete. Die Klinge wurde bei dieser Arbeit rasch stumpf, und Falkenmond benutzte sie mehr als Axt denn als Schwert. Er entriss einem seiner Angreifer die Klinge, ohne jedoch seine wegzuwerfen. Mit dem neuen Schwert hieb er, mit dem alten hackte er auf die Angreifer ein.
»Ah«, flüsterte er anerkennend. »Das Rote Amulett ist seinen Preis wert.« Es baumelte von seinem Hals und verwandelte sein rachedurstiges, schweißüberströmtes Gesicht in eine rote Dämonenmaske.
Schließlich versuchten die Krieger, zur Tür zu fliehen, doch der Ritter und d’Averc standen dort und hieben sie nieder, als sie an ihnen vorbeigelangen wollten.
Flüchtig sah Falkenmond Yisselda, sie hatte das Gesicht in den Händen vergraben, um das Gemetzel nicht mit ansehen zu müssen, das Falkenmond und seine Gefährten unter den Granbretaniern anrichteten. »Oh, es ist eine süße Rache, diese Kadaver zu erschlagen«, sagte Falkenmond. »Sieh nur hin, Yisselda – dies ist unser Triumph!« Aber das Mädchen blickte nicht auf.
In vielen Stellen des Saales häuften sich nun die Leichen der Niedergestreckten. Falkenmond keuchte und suchte nach weiteren, denen er den Garaus machen könnte, aber es waren keine mehr übrig. Er ließ die fremde Klinge fallen und steckte die eigene in die Scheide. Die Blutlust verließ ihn ebenso rasch, wie sie gekommen war. Er runzelte die Brauen, als er sich das Rote Amulett genauer ansah. Ein einfacher, mit Runen beschnitzter Stab war dort eingeschnitten.
»So«, murmelte er. »Deine erste Hilfe war es also,
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