Der Herzog Von Köln
andere spießten sie auf und brieten es über offenem Feuer.
Als sie sich schließlich daran stärkten, stieß Falkenmond einen zufriedenen Seufzer aus und lächelte. »Man sagt, ein voller Bauch vertreibt die Sorgen. Bisher hatte ich es nicht geglaubt, aber das Sprichwort hat gar nicht so unrecht. Ich fühle mich wie ein neuer Mensch. Das ist die erste gute Mahlzeit seit Monaten. Frisches Wild, am Spieß gebraten und im Wald verspeist – herrlich!«
D’Averc, der sich geziert die Finger abwischte, nachdem er mit vornehmen Manieren, unauffällig, wie er glaubte, eine enorme Menge gegessen hatte, sagte: »Ich beneide Euch um Eure Gesundheit, Herzog Dorian. Ich wollte, ich hätte Euren Appetit.«
Oladahn lachte laut. »Und ich wollte, ich hätte Euren, denn Ihr habt genug verzehrt, dass Ihr nun eine Woche durchhalten könntet.«
D’Averc warf ihm einen missbilligenden Blick zu.
Yisselda, die immer noch in Falkenmonds Umhang gehüllt war, fröstelte ein wenig. Sie schob den Knochen beiseite, an dem sie genagt hatte. »Können wir vielleicht bald eine Stadt suchen?« bat sie. »Es gibt Dinge, die ich dringend brauche …«
Falkenmond blickte ein wenig verlegen drein. »Natürlich, Liebling, obgleich es vermutlich nicht ungefährlich sein wird … Da es hier von Soldaten des Dunklen Imperiums nur so wimmelt, wäre es vielleicht besser, erst weiter südlich und dann westlich in Richtung Kamarg zu fahren. Vielleicht finden wir in Karpathien eine Stadt. Wir müssen schon bald die Grenze erreicht haben.«
D’Averc deutete auf die Kutsche und die Raubkatzen. »Wir würden vermutlich nicht sehr freundlich empfangen werden, wenn wir damit in eine Stadt kommen«, gab er zu bedenken. »Es wäre wahrscheinlich besser, wenn erst einer von uns sich im Dorf umsieht. Aber was könnten wir als Zahlungsmittel verwenden?«
»Ich habe das Rote Amulett«, meinte Falkenmond. »Es ließe sich eintauschen …«
»Narr!« tadelte d’Averc mit tiefem Ernst und sah ihn aufgebracht an. »Das Amulett ist Euer und unser Schutz, das einzige, das diese niedlichen Tierchen hier unter Kontrolle zu halten vermag. Mir scheint, es ist nicht einmal das Amulett, das Ihr verabscheut, sondern die Verantwortung, die es mit sich bringt.«
Falkenmond zuckte die Schultern. »Möglich. Vielleicht war ich wirklich ein Narr, diesen Vorschlag zu machen. Trotzdem, ich mag dieses Ding nicht. Ich sah, was Ihr nicht sehen konntet – ich sah, was es aus einem Mann gemacht hatte, der es dreißig Jahre lang trüg.«
Oladahn mischte sich ein. »Euer Wortwechsel ist unnötig, Freunde, denn ich sah unsere Bedürfnisse voraus. Und während ihr unsere Feinde im Thronsaal des Wahnsinnigen Gottes niederstrecktet, Herzog Dorian, stach ich den granbretanischen Soldaten ein paar Augen, aus …«
»Augen!« rief Falkenmond voll Abscheu. Doch dann lächelte er, als Oladahn eine Handvoll Edelsteine emporhielt, die er aus den Helmmasken herausgebrochen hatte.
»Großartig!« lobte d’Averc. »Wir brauchen unbedingt Proviant und Lady Yisselda etwas zum Anziehen. Wer von uns wird am wenigsten Aufsehen erregen, wenn er eine Stadt in Karpathien betritt?«
Falkenmond grinste ironisch. »Nun, Ihr natürlich, Sir Huillam, ohne Eure granbretanische Rüstung. Mich würde man mit dem Juwel in der Stirn nicht übersehen, und Oladahn mit seinem Pelzgesicht genauso wenig. Aber Ihr seid immer noch mein Gefangener …«
»Ich bin gekränkt, Herzog Dorian. Ich dachte, wir seien Verbündete – verbündet gegen einen gemeinsamen Feind, verbündet durch Blut und dadurch, dass wir einander das Leben retteten …«
»Ich entsinne mich nicht, dass Ihr meines gerettet hättet.«
»Nun, nicht direkt. Aber …«
»Und ich halte es nicht für richtig, Euch eine Handvoll Juwelen auszuhändigen und freizusetzen«, fuhr Falkenmond fort. »Außerdem bin ich heute nicht gerade in einer sehr vertrauensseligen Stimmung.«
»Ihr hättet mein Wort, dass Ihr Euch auf mich verlassen könnt, Herzog Dorian«, sagte d’Averc leichthin, aber seine Augen wurden hart.
»Er hat sich schon in mehreren Kämpfen als Freund erwiesen«, brummte Oladahn.
Falkenmond seufzte. »Verzeiht mir, d’Averc. Also gut, wenn wir Karpathien erreichen, kauft Ihr für uns, was wir benötigen.«
D’Averc begann zu husten. »Diese entsetzliche Luft. Sie wird noch mein Tod sein.«
Sie fuhren weiter. Die Stachelhornkatzen liefen nun weniger rasch als am Vortag, waren aber immer noch bedeutend schneller als Pferde.
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