Der Herzog Von Köln
zurückkehrte.
Falkenmond holte tief Luft. »Es hat offenbar aufgegeben, als es merkte, dass wir doch nicht eine so leichte Beute waren, wie es dachte. Komm, Huillam, sehen wir zu, dass wir den Fluss erreichen. Ich will so schnell wie möglich aus diesem Wald heraus.«
»Und woraus schließt du, dass der Fluss weniger gefährlich ist?« fragte d’Averc ein wenig spöttisch, als sie ihren Weg fortsetzten und ihre Richtung anhand der moosbewachsenen Seite der Bäume bestimmten.
Zwei Tage später erreichten sie den Rand des Waldes, der an einem steilen Hang endete. Durch ein Tal zu ihren Füßen floss ein breiter Strom, zweifellos der Sayou.
Ihre Kleidung bestand nur noch aus Fetzen. D’Averc trug nur noch seine zerschlissenen, schmutzigen Beinkleider, und Falkenmond, mit dessen Schwert sich das Teichungeheuer zurückgezogen hatte, besaß als einzige Waffe noch seinen Dolch.
Sie rannten, so schnell sie konnten, hangabwärts, ohne sich um die Äste zu kümmern, die ihnen ins Gesicht peitschten, und die Wurzeln, über die sie stolperten.
Wohin der Fluss sie bringen würde, wussten sie nicht, aber sie wollten den Wald und seine Ungeheuer so schnell wie möglich hinter sich bringen. Zwar waren sie keinem Monster mehr begegnet, das so schrecklich war wie jenes aus dem Teich, aber sie hatten einige aus sicherer Entfernung beobachtet und die Spuren anderer gefunden.
Am Fluss angekommen, warfen sie sich ins Wasser und wuschen sich den Schmutz und den Schlamm von den Körpern, fast fröhlich grinsten sie einander zu.
»Ah, herrliches Wasser!« seufzte d’Averc. »Du wirst uns zu Dörfern und Städten bringen, zurück in die Zivilisation! Es kümmert mich wenig, welcher Art diese Zivilisation sein wird -sie ist mir auf jeden Fall willkommener als dieser Urwald!«
Falkenmond lächelte. Er konnte d’Avercs Gefühle gut verstehen, wenn er sie auch nicht uneingeschränkt teilte.
»Wir werden uns ein Floß bauen«, sagte Falkenmond. »Wenn wir Glück haben, trägt uns der Fluss bis zu unserem Ziel.«
»Und du kannst fischen, Falkenmond, und uns köstliche Mahlzeiten bereiten. Ich bin nicht an die einfache Kost der beiden letzten Tage gewohnt – Beeren und Wurzeln!« D’Averc verzog das Gesicht.
»Ich werde auch dir beibringen, wie man Fische fängt, d’Averc. Vielleicht kann dir dieses Wissen von Nutzen sein, wenn du später einmal in eine ähnliche Situation kommen solltest!« Falkenmond lachte und schlug seinem Kameraden herzhaft auf die Schulter.
4 Valjon von Starvel
Vier Tage später hatte das Floß sie viele Meilen flussabwärts getragen. Nicht länger säumten Wälder die Ufer, stattdessen hoben sich sanfte Hügel, die mit wildem Mais bewachsen waren.
Falkenmond und d’Averc ernährten sich von den sättigenden Fischen, die sie aus dem Strom angelten, und von Mais und Früchten, die am Ufer wuchsen. Sie waren satt und ausgeruht und in zuversichtlicher Stimmung, während das Floß auf Narleen zutrieb.
Sie glichen schiffbrüchigen Seeleuten mit ihrer zerfetzten Kleidung und den Bärten, die von Tag zu Tag dichter wurden. Aber ihre Augen waren nun klar, der irre Blick, der auf Hunger und Entbehrung hatte schließen lassen, war verschwunden. Und auch die Laune der beiden Freunde hatte sich wesentlich gebessert.
Am Nachmittag des vierten Tages sahen sie das Schiff. Sie sprangen auf die Füße und winkten, um auf sich aufmerksam zu machen.
»Vielleicht ist es von Narleen!« hoffte Falkenmond. »Und vielleicht lässt uns der Kapitän die Fahrt zur Stadt abarbeiten.«
Das Schiff hatte einen hohen Bug, war aus Holz und bunt bemalt. Die Grundfarben waren Rot mit Gold, durch die sich ein verschnörkeltes Muster in Gelb und Blau zog. Obwohl es die Takelage eines Zweimastschoners hatte, verfügte es auch über Ruder, die es nun gegen die Strömung antrieben. Farbenfrohe Banner wehten im milden Wind, und die Männer an Deck trugen Kleidung, die dazu passte.
Die Ruder stoppten, und ein bärtiges Gesicht beugte sich über die Reling. »Wer seid ihr?«
»Reisende – Fremde in diesem Teil des Landes. Könnt Ihr uns an Bord nehmen und uns für unsere Passage nach Narleen arbeiten lassen?« rief d’Averc zurück.
Der Bärtige lachte. »Warum nicht? Kommt herauf, meine Herren!«
Eine Strickleiter wurde hinabgelassen und Falkenmond und d’Averc kletterten dankbar hinauf und gelangten auf das reich verzierte Deck.
»Dies ist der Flußfalke«, erklärte der Bärtige. »Schon davon gehört?«
»Wir sagten
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