Der Herzog Von Köln
die anderen Ruderer dankbar flüsterten, wie leicht ihre Arbeit sei.
Als die Nacht hereinbrach, lagen sie erschöpft über ihr Ruder gebeugt und waren kaum in der Lage, ihre zweite Mahlzeit zu sich zu nehmen. Der Brei war noch widerlicher als der zur Mittagszeit.
Falkenmond und d’Averc waren zu müde, um sich zu unterhalten, aber sie versuchten, sich von ihren Fesseln zu befreien. Es war jedoch unmöglich; sie waren zu erschöpft, diese straff geknöpften Seile zu lösen.
Am Morgen weckte Ganaks Stimme sie. »Alle Backbordruderer in die Riemen! Auf, ihr Mistkerle! Damit meine ich euch, meine Herren! Strengt euch an. Wir haben Beute vor uns. Wenn wir sie verfehlen, zieht ihr euch Lord Valjons Zorn zu!«
Bei dieser Drohung legten die ausgemergelten Sklaven sich sofort ins Zeug, und Falkenmond und d’Averc krümmten mit ihnen die Rücken, um das Schiff gegen die Strömung zu wenden.
Ober sich hörten sie eilige Schritte, als die Männer sich zum Kampf vorbereiteten, und Ganaks Stimme brüllte vom Vorderdeck aus Befehle.
Falkenmond meinte, die Anstrengung würde ihn umbringen, er war zwar gut durchtrainiert, aber diese Arbeit verlangte Teilen seines Körpers Anstrengungen ab, die sie nicht gewohnt waren. Sein Herz drohte die Brust zu sprengen, und die Muskeln waren ein einziger Schmerz. Er vermochte kaum noch zu schnaufen.
»Oh, Falkenmond …«, keuchte d’Averc. »Das – ist – nicht -der mir – zugedachte – Platz – in der – Welt …«
Aber Falkenmond war nicht in der Lage, ihm zu antworten.
Ein lautes Knarren ertönte, als das Schiff gegen ein anderes prallte, und Ganak brüllte: »Backbordruderer, anhalten!«
Falkenmond und die anderen gehorchten nur zu gern. Sie ließen die Oberkörper über die Ruder fallen, während über ihnen der Kampf tobte. Sie hörten das Klirren von Schwertern und Todesschreie, aber Falkenmond vernahm es wie durch dichten Nebel hindurch. Er würde nicht mehr lange leben, wenn er hier weiter rudern musste, das wusste er.
Plötzlich hörte er einen Schrei direkt über sich und ein großes Gewicht prallte auf ihn. Ein verwundeter Seemann war von Deck gestürzt, er zuckte und rollte über Falkenmonds Kopf nach vorne auf das Ruder. Aus seiner Brust ragte ein kurzer Säbel. Der Dolch, mit dem er gekämpft hatte, entglitt seiner Hand, er bäumte sich ein letztes Mal auf und starb. Einen Augenblick lang starrte Falkenmond die Leiche dumpf an, dann arbeitete sein Gehirn wieder. Er tastete mit den Füßen nach dem Dolch, bis er ihn genau unter seiner Bank hatte. Dann ließ er sich wieder völlig ermattet über die Ruder fallen.
Allmählich erstarb der Kampflärm, und Falkenmond kam durch den Geruch brennenden Holzes wieder zu sich. Erschrocken fuhr er auf und blickte um sich.
»Das andere Schiff brennt, nicht unseres«, erklärte ihm d’Averc. »Wir befinden uns an Bord eines Piraten, Freund Dorian. Und ich, mit meiner schwachen Gesundheit …«
Mit ein wenig Neid dachte Falkenmond, dass. d’Averc jedenfalls sichtlich in besserer Kondition war als er.
Er atmete tief durch und straffte die Schultern, so gut er konnte.
»Ich habe ein Messer …«, flüsterte er. Aber d’Averc nickte hastig.
»Ich weiß, ich hab’ dich gesehen. Schnell geschaltet, Dorian. Kurz zuvor hatte ich schon befürchtet, du würdest keine Stunde mehr durchhalten.«
Falkenmond sagte: »Ruhen wir uns heute Nacht aus. Kurz vor Sonnenaufgang werden wir uns befreien.«
»In Ordnung«, stimmte d’Averc zu. »Wir werden soviel Kraft sammeln wie nur möglich. Nur Mut, Falkenmond -bald sind wir wieder freie Männer!«
Den Rest des Tages ruderten sie ohne große Anstrengung flussabwärts, mit nur einer kurzen Pause für ihren Mittagsbrei. Ganak tupfte Falkenmond einmal kurz mit seinem Bootshaken auf die Schulter. »Noch ein Tag, mein Freund«, erklärte er ihm, »dann bist du dort, wo du hinwolltest. Wir legen morgen in Starvel an.«
»Was ist Starvel?« krächzte Falkenmond.
Ganak blickte ihn verblüfft an. »Du musst von sehr weit her sein, wenn du noch nicht von Starvel gehört hast. Es ist ein Teil Narleens, der schönste Teil. Die Stadt hinter den Mauern, wo die mächtigen Flußlords leben – von denen Valjon der größte ist.«
»Sind sie alle Piraten?« fragte d’Averc.
»Hüte deine Zunge, Fremder«, warnte Ganak. »Alles auf dem Strom ist von Rechts wegen unser. Der Fluss gehört Lord Valjon und den anderen Lords.«
Er richtete sich auf und ging weiter. Sie ruderten weiter, bis die Nacht
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