Der Herzog Von Köln
gegen die schließenden Wände, der Kugel zu stemmen. Drei gelangten an d’Averc vorbei und saugten sich an Zhenak-Teng fest, der aufstöhnte und schlaff in sich zusammensank. Falkenmond hieb erneut auf sie ein, und die Kugel schloss sich und begann aufzusteigen.
Einer nach dem anderen verschwanden die Tentakel, und Falkenmond seufzte erleichtert auf. Er wandte sich an den bronzehäutigen Mann. »Wir sind frei!«
Aber Zhenak-Teng starrte nur stumpf vor sich hin, seine Arme hingen kraftlos an seiner Seite.
»Zu spät«, flüsterte er. »Es hat mir das Leben ausgesaugt …« Er rutschte aus dem Sitz und schlug auf dem Boden auf.
Falkenmond beugte sich über ihn und drückte die Hand auf seine Brust. Schaudernd erhob er sich. »Er ist kalt, Huillam -unvorstellbar kalt!«
»Lebt er noch?« fragte der Franzose.
Falkenmond schüttelte den Kopf. »Sein Herz schlägt nicht mehr.«
Die Kugel stieg mit zunehmender Geschwindigkeit auf. Falkenmond sprang zur Kontrolltafel und starrte verzweifelt darauf. Aber er wagte nicht, irgendetwas zu berühren, damit die Kugel ja nicht zu sinken begänne und sie wieder in Teng-Kampp landeten, wo die Charkis die Lebensenergie der Tengs aussaugten.
Plötzlich befanden sie sich an der Oberfläche, und die Kugel begann hüpfend über den Rasen zu rollen. Falkenmond griff nach dem Hebel, den er am Tag zuvor Zhenak-Teng hatte bedienen sehen, und zog ihn ein wenig nach rechts. Sofort schlug das Gefährt diese Richtung ein.
»Ich glaube, ich kann sie steuern«, erklärte er erleichtert. »Aber wie man sie zum Halten bringt oder sie öffnet, ist eine andere Sache.«
»Solange wir nur diese Scheusale hinter uns lassen, stört mich das im Augenblick nicht«, versicherte ihm d’Averc mit einem grimmigen Lächeln. »Lenke das Ding nach Süden, Dorian. So kommen wir vielleicht sogar dorthin, wohin wir wollen.«
Falkenmond änderte die Richtung, und die Kugel rollte stundenlang über die Ebene, bis in der Ferne ein Wald in Sicht kam.
»Ich bin gespannt, wie die Kugel sich verhält, wenn sie die Bäume erreicht«, murmelte d’Averc. »Zweifellos ist sie nur für freies Gelände geschaffen.«
3 Der Sayou
Mit einem Ächzen gespaltenen Holzes und dem Knirschen von Metall prallte die Kugel gegen die Bäume.
D’Averc und Falkenmond wurden ans entgegengesetzte Ende der Kabine geschleudert, und der unangenehm kalte Leichnam Zhenak-Tengs mit ihnen.
Als nächstes prallten sie gegen die anderen Wände und die Decke des Gefährts, und wären diese nicht gepolstert gewesen, so hätten sie sich gewiss jeden Knochen gebrochen.
Endlich kam die Kugel zum Halten und öffnete sich. Die beiden Männer rollten hinaus.
»Ein schreckliches Erlebnis für einen Mann mit einer so schwachen Gesundheit wie meine«, stöhnte d’Averc.
Falkenmond grinste, teils über die Theatralik seines Freundes, teils aus Erleichterung.
»Wir sind jedenfalls glimpflicher davongekommen, als wir hoffen konnten. Steh auf, Huillam – wir wollen weiter nach Süden ziehen.«
»Ich glaube, es ist besser, wir erholen uns erst einmal von dem Schrecken«, schlug d’Averc vor. Er streckte sich und blickte zu dem grünen Laubdach auf, durch das vereinzelt goldene Sonnenstrahlen drangen. Der Geruch von Kiefernharz hing in der Luft und der erdige Duft von Birken, und von einem hohen Ast beobachtete ein Eichhörnchen mit schwarzen kleinen Augen die beiden Männer. Hinter ihnen lagen die Trümmer der Kugel inmitten zerborstener Äste und Wurzeln. Einige kleinere Bäume waren aus dem Boden gerissen worden, andere lagen geknickt. Falkenmond erkannte nun, dass sie wirklich nur knapp davongekommen waren. Er zitterte plötzlich und fühlte, dass d’Avercs Vorschlag, eine Rast zu machen, durchaus sinnvoll war, Er setzte sich auf einen kleinen grasbewachsenen Hügel, mit dem Rücken zu den Kugeltrümmern und zum kalten Leichnam Zhenak-Tengs.
D’Averc legte sich neben ihn. Er rollte sich auf den Rücken und zog aus seinem zerschlissenen Wams die Karte hervor, die Zhenak-Teng ihnen am Vorabend gegeben hatte.
Auf der Karte waren die Kampps auf der Ebene eingetragen und offensichtlich die Jagdpfade der Charkis. Viele von den Kampps waren durchgestrichen. Sicher jene, die von den Charkis zerstört worden waren.
D’Averc deutete auf eine Stelle an einer Ecke der Karte. »Hier ist der Wald«, erklärte er Falkenmond. »Und an seinem nördlichen Rand ist ein Fluss eingezeichnet, der Sayou. Dieser Pfeil hier deutet südwärts nach Narleen.
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