Der Herzog Von Köln
drohend fast bis zu den regenschweren Wolken. Mehr als ein Hüter hielt nun in ihnen Wache, und Rohre und Schnauzen bizarrer Waffen schoben sich durch fast jede Öffnung.
Falkenmonds Rappe klomm den Hügel hinan und blieb vor der einsamen Gestalt Graf Brass’ stehen, der erleichtert lächelte, als er den Reiter erkannte.
»Ich bin froh, dass ich mich entschloss, Euch leben zu lassen, Herzog von Köln.« Er grinste. »Ihr habt alles wie geplant erreicht – und seid sogar mit dem größten Teil Eurer Leute zurückgekommen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es in meiner Jugend besser hätte machen können.«
»Ich danke Euch, Graf Brass. Doch nun müssen wir die nötigen Vorbereitungen treffen. Baron Meliadus befindet sich kaum einen halben Tagesmarsch hinter uns.«
Unter ihm, am Fuß der Rückseite des Hügels sah er die Infanterie der Kamarg sich sammeln. Die kaum tausend Mann schienen ihm erbärmlich wenig, verglichen mit der erdrückenden Übermacht der granbretanischen Soldaten. Auf einen der Kamarganer dürften zwanzig, wenn nicht gar doppelt so viele feindliche Krieger kommen.
Graf Brass bemerkte Falkenmonds Miene. »Keine Angst, mein Freund, wir haben bessere Waffen als Schwerter, um die Invasion zurückzuschlagen«, versicherte er ihm.
Falkenmond hatte sich getäuscht, als er dachte, die Armee des Dunklen Imperiums würde die Grenze in einem halben Tag erreichen. Meliadus hatte beschlossen, vor dem Weitermarschieren eine ausgedehnte Rast einzulegen. Erst am Mittag des nächsten Tages rückte sie in breiter Formation über die Ebene an. Jede Infanterie- oder Kavallerieabteilung war aus Kriegern, die jeweils demselben Orden angehörten, zusammengesetzt, und jeder Angehörige des Ordens hatte einen Schwur abgelegt, für jeden anderen Angehörigen dieses Ordens einzustehen, ob jener nun tot war oder ob er lebte. Dieses System war mitverantwortlich für die Stärke Granbretaniens, denn es bedeutete, dass kein Soldat je den Rückzug antrat, wenn dieser nicht ausdrücklich von seinem Grandkonnetabel befohlen wurde.
Graf Brass saß auf seinem Pferd und beobachtete das Anrücken des Feindes. An seiner Seite befanden sich Dorian Falkenmond und Leopold von Villach. Doch hier würde Falkenmond die Kommandos geben. Nun wird es ernst, dachte Falkenmond. Wie sollten sie gegen diese Übermacht bestehen? War Graf Brass nicht zu zuversichtlich?
Das gewaltige Heer mit seinen Kriegsmaschinen kam schließlich etwa eine halbe Meile entfernt zum Stehen. Zwei Gestalten lösten sich aus ihm und ritten auf den Hügel zu. Als sie näher kamen, erkannte Falkenmond die Wolfsstandarte und einen Augenblick später Baron Meliadus selbst, den ein Herold begleitete. Er hielt einen bronzenen Schalltrichter, der den Wunsch nach einer friedlichen Unterredung anzeigte.
»Er kann gewiss nicht vorhaben, sich zu ergeben – oder erwarten, dass wir es tun!« rief von Villach verblüfft.
»Sicher nicht.« Falkenmond lächelte. »Es ist zweifellos einer seiner Tricks, für die er berüchtigt ist.«
Graf Brass wusste des Herzogs Lächeln richtig zu deuten und mahnte. »Lasst Euch nicht von Eurem Hass beherrschen, so wie Baron Meliadus, junger Freund.«
Falkenmond starrte schweigend vor sich hin.
»Ich spreche für Baron Meliadus, Grandkonnetabel des Wolfsordens, Oberbefehlshaber des erhabenen Reichskönigs Huon, Herrscher über Granbretanien und bald ganz Europa.«
»Sagt Eurem Herrn, er soll seine Maske lüften und selbst den Mund auftun«, rief Graf Brass zurück.
»Mein Herr bietet Euch einen ehrenhaften Frieden. Wenn Ihr Euch jetzt ergebt, verspricht er, dass kein Blut fließen wird. Er beabsichtigt lediglich, sich im Namen unseres erhabenen Reichskönigs Huon zum Gouverneur einzusetzen und dafür Sorge zu tragen, dass bald Gerechtigkeit und Ordnung in diesem Land herrscht. Wir werden Gnade walten lassen. Solltet Ihr jedoch auf unser großzügiges Angebot nicht eingehen, wird es keine Kamarg mehr geben. Wir werden alles niederbrennen und dem Meer danach den Weg öffnen, das ganze Land zu überfluten. Unser Baron Meliadus ist überzeugt, dass Ihr wisst, es steht in seiner Macht, all dies zu tun. Euer Widerstand wäre der Tod für alle, die Euch lieb und teuer sind, und für Euch selbst ebenfalls.«
»Sagt Baron Meliadus, der sich hinter seiner Maske versteckt und sich schämt, selbst zu sprechen, weil er weiß, dass er ein erbärmlicher Schurke ist, der meine Gastfreundschaft missbrauchte und von mir im fairen Kampf geschlagen wurde
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