Der Hexenmeister
gefreut, Gelegenheit zu haben, mit Ihnen über unsere Kunst zu sprechen — obwohl wir ja einander entgegengesetzten Schulen angehören. Aber leider ist das jetzt für mich eine höchst unangenehme Zeit für einen derartigen Besuch. Wie Sie gesehen haben, habe ich einen sehr wichtigen Klienten hier, und man hat mich schon benachrichtigt, daß das, was er diesmal vorhat, außerordentlich groß angelegt ist.«
»Ich werde jedenfalls in keiner Weise dagegen auftreten«, sagte Pater Domenico, »selbst wenn ich es wollte — was sicherlich der Fall sein wird. Ich weiß genau, daß jegliche Einmischung mich um meinen ganzen Schutz bringen würde.«
»Ich war sicher, Sie würden dessen gedenken. Dennoch freut es mich zu hören, daß Sie es sagen«, meinte Ware. »Leider ist aber schon Ihre bloße Anwesenheit hier etwas, das mich in Verlegenheit bringt — nicht nur, weil ich sie meinem Klienten erst erklären muß, sondern auch, weil sie die Atmosphäre für meine Zwecke ungünstig beeinflußt und mir dadurch die Arbeit erschwert. Allen Gesetzen der Höflichkeit und Gastfreundschaft zum Trotz kann ich nur hoffen, daß Ihre Mission hier so bald als möglich abgeschlossen ist.«
»Es fällt mir schwer, die Schwierigkeiten zu bedauern, die Ihnen meine Anwesenheit offenbar bereiten wird. Ich wäre freilich noch froher, wenn ich Ihr infernalisches Projekt überhaupt verhindern könnte. Ich kann Ihnen also nicht mehr versprechen, als daß ich mich strikt an den Pakt halten werde. Was nun die Dauer meines Aufenthaltes anbelangt, so hängt diese völlig davon ab, was Ihr Kunde eigentlich will und wieviel Zeit die Ausführung seines Wunsches erfordert. Mein Auftrag ist, Anwesenheit und Beobachtung hier bis zum Abschluß des Projekts fortzusetzen.«
»Eine Belästigung ersten Ranges«, sagte Ware, »obwohl ich vielleicht dankbar sein sollte, daß mir diese Art von Aufmerksamkeit seitens Monte Albano nicht schon früher zuteil geworden ist. Offenbar ist das, was Mr. Baines vorhat, noch ein wesentlich größeres Ding, als er selbst glaubt. Ohne mein Hirn übermäßig anzustrengen, schließe ich daraus, daß Sie irgend etwas wissen, das ich noch nicht weiß.«
»Es wird eine ungeheure Katastrophe, das kann ich Ihnen jetzt schon sagen.«
»Hm. Von Ihrem Standpunkt gesehen vielleicht, aber nicht notwendigerweise von meinem. Ich nehme an, Sie sind nicht vielleicht bereit, mir irgendwelche weiteren Aufschlüsse zu geben — sagen wir: um mich von der Sache abzubringen?«
»Ganz bestimmt nicht«, sagte Pater Domenico mit leiser Empörung. »Wenn die ewige Verdammnis Sie nicht schon längst von Ihrem unheilvollen Wege abgebracht hat, dann müßte ich ein Narr sein, mir einzureden, daß ich es nun vermöchte.«
»Schon gut«, sagte Ware, »aber es obliegt Ihnen doch immerhin die Heilung der Seelen, und wenn die Kirche nicht seit dem letzten Konzil wieder irgendeinen Purzelbaum geschlagen hat, so ist es doch sicherlich noch immer eine Todsünde, anzunehmen, irgendein Mensch sei mit absoluter Sicherheit verdammt — selbst ich.«
Das war ein stichhaltiger Einwand. Pater Domenico mußte es sich selbst zugeben; aber er war nicht umsonst von Jesuiten in Kasuistik geschult worden.
»Ich bin ein Mönch, nicht ein Weltpriester«, sagte er. »Und überdies würde jegliche Information, die ich Ihnen geben könnte, fast mit völliger Sicherheit dazu verwendet, dem Unheil seinen Lauf zu lassen, nicht aber, es zu verhindern. Unter diesen Umständen fällt mir die Entscheidung nicht schwer.«
»Dann darf ich Ihnen vielleicht noch eine etwas konkretere und praktischere Erwägung nahelegen«, sagte Ware. »Ich weiß zwar jetzt noch nicht, was Baines vorhat, aber eines weiß ich sehr gut: Ich selbst bin keine MACHT, sondern nur ein FAKTOR, ein ausübendes Organ. Ich will mich also auf nichts einlassen, das meine Fähigkeiten übersteigt.«
»Jetzt wollen Sie mich bloß beschwatzen«, sagte Pater Domenico energisch und ein wenig ungehalten. »Die Grenzen Ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten zu kennen ist nicht etwas, wobei ich — oder irgendein anderer — Ihnen helfen kann. Sie müssen all das einfach im Lichte der Ihnen von Mr. Baines gemachten Vorschläge erwägen, was immer sein Auftrag auch sein mag. Inzwischen werde ich Ihnen nichts sagen.«
»Gut denn«, sagte Ware und erhob sich, »so will also ich mit meinen Informationen etwas weniger geizen, Pater Domenico, als Sie mit den Ihren. Ich sage Ihnen jetzt noch einmal ganz klar und deutlich,
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