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Der Hexenmeister

Der Hexenmeister

Titel: Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Blish
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und sein Arzt versicherte ihnen, es sei nichts Gefährliches, wenn er sich nicht gerade in den Kopf setze, den Langstreckenweltrekord zu brechen, oder so etwas. Jetzt nimmt man an, daß die letzte Wahlkampagne seinen Zustand verschlechtert und die Lungenentzündung ihm dann den Rest gegeben hat.«
    »Sehr sauber«, sagte Baines.
    Eine Weile dachte er noch über die Sache nach. Er hatte gegen den verstorbenen Gouverneur von Kalifornien durchaus nichts gehabt. Er hatte ihn persönlich nie kennengelernt, hatte keinerlei geschäftliche Differenzen mit ihm gehabt, ja er hatte ihn sogar wegen seiner gemäßigt-rechten politischen Linie eher bewundert, die Rogan mit jener verständlichen, aber leidenschaftslosen Art formuliert hatte, wie das von einem Werbemann aus San Francisco erwartet wird, der sich auf die Popularisierung kalter Frühstücksspeisen spezialisiert hatte. Plötzlich erinnerte sich Baines, gelesen zu haben, daß Rogan der gleichen Studentenverbindung angehört hatte wie er selbst.
    Dennoch war er zufrieden. Ware hatte seine Aufgabe — Baines hatte nicht den leisesten Zweifel, daß Ware für den Todesfall verantwortlich war — sehr elegant gelöst. Nach noch einem weiteren derartigen Experiment, nur um jegliche Möglichkeit von bloßem Zufall ein für allemal auszuschließen, sollte er dazu reif sein, etwas Größeres anzugehen — vielleicht sogar gleich die ganz Große Sache.
    Baines dachte darüber nach, wie Ware es wohl angestellt hatte. War es möglich, daß ein Dämon dem Opfer in Form eines Pneumococcus erscheinen konnte? Und wenn ja, wie war es dann mit dem Problem der Zellteilung und Fortpflanzung? Nun, da hatte es zum Beispiel im Mittelalter in ganz Europa echte Stückchen des wahren Kreuzes gegeben, die in ihrer Gesamtheit einen großen Holzlagerplatz reichlich gefüllt hätten . . . Zeitgenössische kirchliche Apologetiker hatten das
›wunderbare Vermehrung‹ genannt. Baines hatte das immer für ein klassisches Beispiel dafür gehalten, wie manchmal das Offenkundige wegrationalisiert wird. Aber da sich nun für ihn herausstellte, daß es Zauberei und Magie wirklich gab, war vielleicht auch die wunderbare Vermehrung wirklich und echt gewesen . . .?
    Aber es handelte sich hier ja nur um technische Details, für die er sich prinzipiell nicht interessierte. Für solche Sachen hatte er seine Angestellten. Immerhin, es könnte nicht schaden, jemanden im Betrieb zu haben, der sich mit der Methodik auf diesem Gebiet auskennen würde. Manchmal war es gefährlich, sich ausschließlich auf betriebsfremde Fachleute verlassen zu müssen.
    »Schreiben Sie einen Scheck für Ware«, sagte er zu Jack. »Nehmen Sie’s aus meinem Privatkonto. Bezeichnen Sie es als Konsultationshonorar — am besten ›medizinisch‹. Wenn Sie ihm den Scheck schicken, vereinbaren Sie bitte gleich auch den Termin für einen weiteren Besuch — mal nachsehen — ja, gleich nachdem ich aus Riyadh zurück bin. Über die anderen Dinge werde ich mit Ihnen dann in etwa einer halben Stunde sprechen. Schicken Sie inzwischen Hess herein, aber warten Sie bitte draußen.«
    Jack nickte und verließ den Raum. Einen Augenblick später trat Hess leise ein. Er war ein hochgewachsener, knochiger Mann mit leichtem Bauchansatz, buschigen Augenbrauen, einem kahlen Fleck an der Stelle, wo früher der Haarwirbel war, salz-und-pfefferfarbenem Haar und schmalem, spitzen Kinn, was seinem Gesicht ein beinahe dreieckiges Aussehen verlieh.
    »Sind Sie an Zauberei interessiert, Adolph? Privater natürlich?«
    »Zauberei? Davon weiß ich ein wenig. Trotz all des damit verbundenen Unsinns spielte Magie und Zauberei in der Wissenschaftsgeschichte doch eine sehr wichtige Rolle, vor allem Alchemie und Astrologie.«
    »Mich interessiert jetzt weder das eine noch das andere. Ich spreche von Schwarzer Magie.«
    »In diesem Fall muß ich verneinen, darüber weiß ich wirklich fast nichts«, sagte Hess.
    »Nun, dann werden Sie einiges zu lernen haben. In etwa zwei Wochen besuchen wir einen echten Zauberer, und ich möchte, daß Sie mitkommen und seine Methoden studieren.«
    »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen?« sagte Hess. »Nein, das tun Sie ja eigentlich nie. Befassen wir uns also jetzt damit, Scharlatane zu entlarven? Ich bin nicht sicher, daß ich dafür der geeignete Mann bin, Baines. Ein berufsmäßiger Bühnenzauberer — ein Houdini-Typ — würde einem Schwindler viel leichter auf die Schliche kommen als ich.«
    »Nein, nein, darum geht es ja gar

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