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Der Hexenmeister

Der Hexenmeister

Titel: Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Blish
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Sowohl der Direktor als auch Pater Ucello mußten ihm erst lange zusetzen. Obwohl vor allem Ucellos Überredungs- und Überzeugungsgründe für Pater Domenico völlig voraussagbar waren, verfehlten sie doch nicht ihren Eindruck. Um eine volle Woche scholastischen Disputs kurz zu überspringen — die beiden überredeten ihn, wie Pater Domenico ohnedies schon zu Beginn vorausgesehen hatte.
    Er mußte all seine Dienstbarkeit, seinen Gehorsam und seine Resignation aufbieten — sein Mut schien sich schon verflüchtigt zu haben —, als er schließlich hoch zu Maultier aus dem Kloster ritt. Man hatte ihm erlaubt, für die Zeit seiner Mission Schuhe zu tragen. Unter seinem Habit baumelte in einem neuen Ledersack das Enchiridon Leos III. von seinem Nacken. In einer sorgfältig auf dem Hals des Maultieres balancierten Tasche befand sich eine Auswahl von Pater Domenicos thaumaturgischen Werkzeugen — alle frisch geweiht, besprengt, beräuchert und in Seide gewickelt. Es war ein stiller Abschied — vor allem, da es an Zeremonie und Zeugen fehlte, denn nur der Direktor selbst wußte, warum Pater Domenico die Reise antrat, und auch ihn hatte man nur mit Mühe davon abbringen können, zur Tarnung von Domenicos Mission das Gerücht auszustreuen, er sei aus dem Orden ausgestoßen worden.
    Das konkrete Ergebnis beider Verzögerungen war es, daß nun Pater Domenico und Baines mit seinen Leuten am gleichen Tag in Wares Palazzo anlangten — und zwar passenderweise inmitten des einzigen Schneesturms, den es in Positano seit sieben Jahren gegeben hatte. Als eine Art geistiger Höflichkeit — denn Protokoll war in solchen Dingen überaus wichtig, sonst hätten Mönch und Magier gar nicht gewagt, einander gegenüberzutreten — wurde Pater Domenico zuerst empfangen, kurz, aber unter peinlichster Einhaltung von Form und Förmlichkeit. Als Kunde aber bekam Baines (und seine Leute gemäß ihrer Rangordnung) die besten Zimmer des Palazzo. Sie bekamen auch die einzige Bedienung, die es gab, da Ware keine Dienstboten beschäftigte, die die unsichtbare Linie überschreiten konnten, die Pater Domenico, sofort nachdem ihm sein Zimmer zugewiesen worden war, mit der Spitze seines Zirkels gezogen hatte.
    Wie es um diese Zeit in süditalienischen Städten üblich war, kamen später drei maskierte Könige zur Pforte des Palazzo, um Gaben für das Christkind zu bringen und Gaben für die Kinder zu empfangen. Es gab hier aber keine Kinder, und man wies die als Heilige Drei Könige Verkleideten ab. Sie waren verblüfft und verärgert (denn der reiche Amerikaner, von dem es hieß, er schreibe ein Buch über pompejanische Fresken, hatte sich bei anderen Anlässen als durchaus freigebig erwiesen). Irgendwie waren sie aber doch auch dankbar. Es war eine kalte Nacht, und die Lichter des Palazzo hatten eine ferne, grimmige und unheilverkündende Farbe.
    Dann schlossen sich die Pforten. Die Akteure waren versammelt und hatten ihre Plätze eingenommen. Die Bühne war bereit.
     
3.  Drei Schläfe
     
    Es erfordert mehr Mut und Intelligenz, ein Teufel zu sein, als sich die Leute, die das Hörensagen der Erfahrung vorziehen, träumen lassen. Und nur der, der den Teufel in sich selbst zerstört hat, und zwar durch harte Arbeit (denn es gibt keinen anderen Weg), weiß, was ein Teufel ist, und was für ein Teufel er selbst sein könnte; er weiß aber auch, welch eine Armee für den Gebrauch des Teufels jene sind, die da glauben, die Teufel seien bloß Hirngespinste.
    Aus dem B UCH DER S PRÜCHE von Tsiang Samdup

6
     
    Pater Domenicos Unterredung mit Theron Ware war kurz, formell und nicht ohne eine gewisse Schärfe. Trotz all seiner Vorbehalte und seiner großen Besorgnis war der Mönch neugierig gewesen, wie der Magier wohl aussehen würde. Nun war er ganz unsinnigerweise enttäuscht, an ihm nur das Äußere irgendeines Intellektuellen wahrnehmen zu können. Mit Ausnahme der Tonsur natürlich. Wie Baines fand auch Pater Domenico das überraschend. Aber, zum Unterschied von Baines, fand er es auch beunruhigend, weil er den Grund dafür kannte — nicht etwa, daß Ware es auf eine Verspottung seiner frommen Gegenspieler abgesehen gehabt hätte, sondern weil Dämonen, wenn man einen Augenblick unachtsam ist, einen leicht beim Haar ergreifen und fortschleppen können. »Gemäß dem Alten Vertrag«, sagte Ware zu ihm in ausgezeichnetem Latein, »bleibt mir keine andere Wahl, als Sie zu empfangen. Unter anderen Umständen hätte ich mich wahrscheinlich sogar

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