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Der Hexenmeister

Der Hexenmeister

Titel: Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Blish
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Ginsberg, der sich bei diesen Worten so plötzlich in seinem geschnitzten Florentiner Sessel aufsetzte, daß sein Anzug sich an der seidenen Polsterung rieb und ein quietschendes Geräusch von sich gab. »Bitte versuchen Sie nicht, uns zu erzählen, daß Tausende anderer von ihm abhingen. Soviel ich weiß, hat noch nie jemand für ihn Stimmen abgegeben.«
    »Sei still, Jack.«
    »Nein, wirklich, das ist doch eine durchaus vernünftige Frage«, sagte Ware. »Dr. Stockhausen hat eine große Familie, auf die ich Rücksicht nehmen muß. Und, wie ich Ihnen schon gesagt habe, ich habe bei einigen Anlässen in seiner Gesellschaft angenehme Stunden verbracht — zwar nicht angenehm genug, um den Auftrag überhaupt abzulehnen, aber doch angenehm genug, um den Preis hinaufzutreiben.
    Das aber ist nicht das Haupthindernis. Es ist eine Tatsache, daß Dr. Stockhausen, wie heutzutage eine Menge anderer theoretischer Physiker, ein religiöser Mensch ist, und daß er überdies nur einige läßliche Sünden auf dem Gewissen hat — absolut nichts, was die besondere Aufmerksamkeit der Hölle auf ihn lenken könnte. Ich werde das natürlich noch durch einen Wissenden überprüfen lassen, aber noch vor sechs Monaten traf all das zu, und es sollte mich wundern, wenn sich daran seither etwas geändert hätte. Er gehört zwar keiner offiziellen Kirche oder Religionsgemeinschaft an, aber dennoch gehört er nicht zu jenen, die leicht von einem Dämon abgeholt werden. Es könnte also leicht sein, daß man ihn von anderer Seite gegen einen direkten Angriff verteidigen würde.«
    »Erfolgreich?«
    »Das hängt von den Kräften ab, die zu seinen Gunsten mobilisiert werden. Aber Sie wollen doch kaum eine regelrechte Schlacht riskieren, bei der halb Düsseldorf draufgeht?
    Da wäre es schon wesentlich einfacher und billiger, ihm eine Bombe zu schicken.«
    »Nein — alles, nur das nicht. Ich möchte auch nicht, daß etwas passiert, das wie ein Laboratoriumsunfall aussieht. Das wäre genau das, was alle Leute auf diesem Gebiet auf das aufmerksam machen würde, was wir mühselig verborgen halten wollen. Das ganze Geheimnis liegt darin, daß Stockhausen, wenn er erst einmal weiß, was wir wissen, eine größere Explosion mit — nun, sagen wir: dem Äquivalent einer Tafel und zwei Stückchen Kreide hervorrufen könnte. Gibt es irgendeine andere Methode?«
    »Nun, da Menschen eben nur Menschen sind, gibt es immer einen anderen Weg. In diesem Falle jedoch müßte ich ihn erst in Versuchung führen lassen. Auf diesem Gebiet weiß ich wenigstens einen vielversprechenden Weg. Aber es ist auch möglich, daß er der Versuchung widersteht. Und selbst wenn er ihr unterliegt (wie ich annehme), so nimmt die Sache womöglich mehrere Monate und dazu auch noch meine ganze Aufmerksamkeit während dieser Zeit in Anspruch. Aber auch das ließe sich noch verkraften, um so mehr, als es sehr dazu beitragen würde, Pater Domenico irrezuführen.«
    »Was würde das kosten?« fragte Jack Ginsberg.
    »Oh — nun, sagen wir etwa acht Millionen. Diesmal ist das ein reines Erfolgshonorar, da ich dabei keine wesentlichen Spesen haben werde. Sollten dennoch größere Spesen entstehen, so bin ich bereit, sie nicht getrennt zu verrechnen, sondern aus dem Honorar zu decken.«
    »Das ist aber nett von Ihnen«, sagte Jack. Ware nahm den lahmen Sarkasmus dieser Bemerkung nicht zur Kenntnis.
    Baines setzte seinen vorsichtig-abschätzenden Gesichtsausdruck auf, aber innerlich war er außerordentlich zufrieden. Als weitere Probe von Wares Fähigkeiten war der Tod Dr. Stockhausens nicht so wichtig wie der von Gouverneur Rogan, hatte aber dafür den Vorzug, in einer ganz anderen gesellschaftlichen Sphäre zu liegen. Die Vorteile für Consolidated Warfare Service lagen klar genug zutage, so daß Baines kein vorgebliches Motiv zu erfinden brauchte, das Ware möglicherweise durchschaut hätte. In diesem Falle hätte es seitens Wares sicherlich verfrühte Fragen gegeben. Und schließ

-lich waren die Einwände, die Ware erhoben hatte, zwar unerwartet, aber doch sonst durchaus im Einklang mit all dem gewesen, was der Magier schon vorher gesagt hatte. Im Einklang übrigens auch mit allem, was Ware zu sein schien, was sein Lebensstil ausdrückte — trotz der Tatsache, daß er offensichtlich ein höchst komplexer Mensch war.
    Gut. Baines mochte Intellektuelle, die konsequent waren und sich selbst auch in unüblichen Situationen treu blieben. Er wünschte, er hätte mehr davon in seiner Firma.

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