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Der Hexenmeister

Der Hexenmeister

Titel: Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Blish
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Augenblick Ihren Posten verlassen würden. Sie haben es nicht bemerkt, aber ich mußte Sie lähmen und habe so Ihr Leben gerettet. Hätten Sie sich bewegt, so hätten Sie uns alle in Gefahr gebracht. Wäre das aber geschehen, so hätte ich Sie MARCHO-
SIAS vorgeworfen wie einen alten Knochen. Der Zweck der Zeremonie wäre damit zwar nicht mehr zu retten gewesen, aber es hätte den Dämonen immerhin daran gehindert, uns alle — mit Ausnahme von Akhtoi — zu verspeisen.«
    »Ach . . .?«
    »Meinen Hausgeist. Den Kater.«
    »Oh. Warum nicht den Kater?«
    »Der ist eine Leihgabe. Er gehört einem anderen Dämon — meinem Schutzpatron. Aber hören Sie doch bitte auf, das Thema zu wechseln, Mr. Ginsberg. Wenn ich Ihnen als Tanisten bei einem großen Stück magischer Arbeit Vertrauen schenken soll, dann muß ich einigermaßen sicher sein, daß Sie, wenn ich Sie ermahne, fest zu stehen, auch wirklich fest stehen, gleichgültig, was Sie sehen oder hören. Und wenn ich Sie auffordere, im Rahmen des Rituals irgendeine kleine Handreichung vorzunehmen, dann muß ich wissen, daß Sie sie genau und pünktlich ausführen werden. Können Sie mir diesbezüglich Gewißheit geben?«
    »Nun«, sagte Jack ernst, »ich werde mein Bestes tun.«
    »Aber wofür? Warum wollen Sie mich überzeugen? Ich kann nicht wissen, was Sie mit ›mein Bestes‹ meinen, ehe ich nicht weiß, welche Vorteile Sie sich davon erwarten, abgesehen davon, daß Sie Ihren Job behalten — oder auf mich einen guten Eindruck machen, weil es einfach in Ihrer Natur liegt, auf alle Leute einen guten Eindruck machen zu wollen. Bitte erklären Sie mir das! Ich weiß, daß es in dieser Situation irgend etwas gibt, das Ihre Essenz berührt. Das habe ich schon von Anfang an gesehen, aber mein erster Versuch, Ihre Motivierung zu erraten, war offenbar falsch — oder traf jedenfalls nicht ins Schwarze. Nun, was trifft bei Ihnen ins Schwarze? Die Situation ist nun bis zu dem Stadium gediehen, in dem Sie mir sagen müssen, was das ist. Sonst schließe ich Sie von allem weiteren einfach aus und damit basta.«
    Jack schwankte zwischen unkonventioneller Hoffnung und altgewohnter Vorsicht. Er schob sich aus dem florentinischen Sessel hoch und ging mit kurzen Schritten zum Fenster. Dabei nestelte er an seiner Krawatte herum. Von dieser Höhe aus gesehen, fielen die direkt in den Steilhang gebauten Wohnungen von Positano zum schmalen Strand hin ab, als wären es römische Mietshäuser voll von abgesetzten Königen — und voll von Papagalli, die darauf hoffen, für die laufende Saison eine amerikanische Millionenerbin zu ergattern. Abgesehen von den gleichmäßig anlaufenden Wellen und einigen fernen Vögeln war die Szene bewegungslos. Jack aber schien es, als glitte alles langsam, aber unausweichlich hinab ins Meer.
    »Stimmt, ich mag Frauen«, sagte er mit leiser Stimme. »Und ich habe da auch so meine kleinen Eigenheiten, die sich, trotz all des Geldes, das ich verdiene, nicht so leicht befriedigen lassen. Überdies habe ich bei meiner Arbeit dauernd mit geheimen oder doch vertraulichen Informationen zu tun — entweder mit Staatsgeheimnissen oder Material der Firma. Das bedeutet, daß ich mir nicht leisten kann, erpreßt zu werden.«
    »Deshalb haben Sie wohl damals bei unserer ersten Begegnung auch mein Angebot abgelehnt«, sagte Ware. »Das war wohl vorsichtig gehandelt, doch war diese Vorsicht nicht nötig. Wie Ihnen wahrscheinlich inzwischen klar geworden ist, kann mich weder Spionage noch Erpressung reizen. Der materielle Gewinn, den ich aus einer, oder sogar aus beider dieser Tätigkeiten ziehen könnte, wäre für meine Verhältnisse lächerlich gering.«
    »Ja, schon, aber ich werde leider nicht immer in Kontakt mit Ihnen stehen«, sagte Jack und wandte sich wieder Wares Schreibtisch zu. »Und es wäre nicht klug, Dingen auf den Geschmack zu kommen, mit denen Sie mich dann nicht mehr versorgen könnten.«
    »Der richtige Ausdruck wäre ›denen Sie ohne meine Hilfe nicht frönen können‹. Bleiben wir präzise. Dennoch haben Sie offenbar irgendeine Lösung im Sinn. Sonst würden Sie wohl kaum mit mir so offen sprechen.«
    »Ja, das stimmt. Sie ist mir eingefallen, als Sie sich bereit erklärten, Hess in Ihr Laboratorium zu lassen.« Hier ließ ihn ein neuerlicher Stich der Eifersucht innehalten, der nicht minder schmerzte, obwohl er doch halb aus der Erinnerung kam. Er holte tief Atem und fuhr fort: »Ich möchte die ›Kunst‹ erlernen.«
    »Oho. Das ist ja ein ganz

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