Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
strafend an. Dann blickte sie zu Johann und meinte höflich: »Schließlich weiß man nicht, welche Gefahren unterwegs lauern können, zumal ihr schlimme Erfahrungen gemacht habt. So werden wir außerdem die Gelegenheit bekommen, uns näher kennenzulernen«, sagte sie und ging zurück zu ihrem Zelt.
»Wie ich sehe und auch hören kann, geht es dir heute besser«, sagte Arne und steckte das Hörrohr zurück in die Kiste.
»Dank deiner Medizin hat der Husten nachgelassen. Auch fühle ich mich nicht mehr so schwach«, antwortete Franziska und schloss ihre Bluse.
»Das hört ein Arzt gern«, erklärte Arne. »Wie du sicher weißt, werden wir einen Teil der Wegstrecke zusammen reisen, sodass ich mich weiter um dich kümmern kann. Damit deine Genesung voranschreitet, solltest du vor der Abfahrt von dem Weidenrindensaft trinken. Außerdem werde ich dir eine Tonflasche mit Kreuzblumensud aufbrühen, den du unterwegs trinken solltest. Ich hoffe, dass die Wärme der Frühlingssonne und die frische Luft dir ebenfalls guttun werden«, sagte er und stand auf. Er wandte sich Magdalena zu. »Wir haben genügend Schaffelle, mit denen du deiner Mutter auf der Ladefläche eures Fuhrwerks ein bequemes und warmes Lager auslegen kannst. Geh zu Erik, er wird sie dir geben.«
Er suchte Magdalenas Blick, die am Fußende des Bettlagers stand und es vermied, ihn anzusehen. Als er merkte, dass das Mädchen nicht antworten würde, seufzte er leise und verließ das Zelt.
»Dein Benehmen gegenüber Arne war unhöflich, Magdalena. Warum antwortest du nicht?«, fragte Franziska und blickte ihre Tochter forschend an.
Die ging auf den Vorwurf nicht ein, sondern schimpfte leise: »Warum reisen wir mit den Schweden, und warum sagt mir das niemand?«
»Gustavsson hat das gestern deinem Vater vorgeschlagen, und er hat zugesagt. Als er ins Zelt kam, hast du bereits geschlafen. Außerdem müssen wir dich nicht um Erlaubnis fragen«, antwortete Franziska mit leichtem Ärger in der Stimme. »Wir können uns über dieses Angebot glücklich schätzen, denn wir fahren unter dem Schutz dieser erfahrenen Männer«, erklärte sie dem Mädchen.
Ihre Tochter presste die Lippen aufeinander, dann zischte sie: »Ich mag diese Menschen nicht, und Arne besonders nicht.«
»Magdalena«, ereiferte sich Franziska. »Wie kannst du so reden?« Sie blickte ihre Tochter vorwurfsvoll an, die es anscheinend nicht wagte, ihrer Mutter in die Augen zu sehen. »Ich verstehe dich nicht! Diese Menschen sind uns wohlgesinnt. Ich fühle mich in ihrer Gemeinschaft sicher.«
Magdalena wollte etwas erwidern, als draußen jemand fragte, ob er eintreten dürfe.
Kaum hatte Brigitta einen Fuß in das Zelt gesetzt, spürte sie, dass die Stimmung zwischen Mutter und Tochter gereizt war. Als sie das verkniffene Gesicht des Mädchens sah, bestärkte sie das in ihrer Vermutung.
Die Marketenderin ließ sich nicht beirren und strahlte die beiden Frauen an. »Ist das nicht ein wunderschöner Morgen? Das rechte Wetter, um sich auf den Weg zu machen. Wie ich soeben erfahren habe, werden wir zusammen reisen, was ich sehr begrüße. So haben wir Gelegenheit, uns ein wenig kennenzulernen. – Geht es dir besser?«, fragte sie und richtete ihren Blick auf Franziska.
»Ja, danke! Ich fühle mich heute deutlich wohler. Dank der Kräuter, die mir Arne gegeben hat, muss ich kaum noch husten.«
Als der Name fiel, wurde Brigittas Lächeln breit. »Ja, unser Arne ist ein guter Arzt und weiß für jede Krankheit das richtige Heilkraut. Viele verdanken ihm sein Leben, doch davon will er nichts wissen. Es war diese Bescheidenheit, mit der er mein Herz erobert hat«, seufzte sie, und ihre leuchtenden Augen blickten zu Magdalena.
Franziska schaute von der Schwedin zu ihrer Tochter, deren Gesicht wie versteinert wirkte.
Brigitta schien das nicht zu bemerken, denn sie plauderte munter weiter: »Ich werde jetzt unsere Sachen zusammenpacken, damit wir abfahren können. Falls ihr etwas benötigt, gebt Bescheid.« Ihre kornblumenblauen Augen musterten Magdalena, die ihren Blick abgewandt hielt und kein Wort sagte. Achselzuckend wandte sich die Schwedin wieder Franziska zu und sagte: »Wir werden sicher noch genügend Zeit haben, miteinander zu schwatzen und uns besser kennenzulernen.« Dann verließ sie summend das Zelt.
Franziska ahnte, was in ihrer Tochter vorging, und sie streckte die Hand nach Magdalena aus, die sich mit unglücklicher Miene zu ihr setzte.
»Mein armes Kind«, sagte Franziska. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher