Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
mit ihm los war. Erschrocken blickte er nach vorn und schloss für einen Augenblick die Augen. »Das darf nicht sein!«, flüsterte er auf Schwedisch. »Unsere Wege werden sich bald trennen.« Als er das Mädchen bedrückt von der Seite anschaute, trafen sich ihre Blicke.
Magdalena hatte Arne flüstern gehört, aber nicht verstanden, was er sagte, und deshalb zu ihm aufgeschaut. Als er sich im selben Augenblick ihr zuwandte, zuckte sie erschrocken zusammen. Sie wollte sofort wegschauen, doch etwas lag in seinem Blick, das sie festhielt. Zaghaft betrachtete sie aus dem Augenwinkel sein Gesicht und entdeckte auf seinen Nasenflügeln kleine Sommersprossen, ebenso wie auf den Wangen, wo sie aber von Bartstoppeln verdeckt wurden. Seine buschigen Augenbrauen, die sich fragend zusammengezogen hatten, entspannten sich, und sein Gesicht verlor das grimmige Aussehen. Magdalena war froh, dass ihre Hände unter dem Rockstoff klemmten, damit sie nicht in Versuchung kam, ihm die blonde Haarsträhne, die vor sein Auge fiel, hinters Ohr zu streichen.
Sie wandte ihren Blick ab, als sie merkte, dass auch Arne sie betrachtete. Neugierig, aber zärtlich ließ er seinen Blick von ihren Haaren über ihre Wangen bis zu ihrem Mund wandern. Magdalena spürte, wie ihr Blut schneller floss und sich erneut Hitze in ihrem Körper ausbreitete. Sie schluckte, als Arne plötzlich den Kopf schüttelte und die Augen schloss. Als er sie wieder anschaute, war das Besondere in seinem Blick verschwunden. Er atmete tief durch und richtete seinen Blick auf den Weg.
Enttäuscht starrte Magdalena auf die Rücken der Pferde. Sie spürte, wie Tränen in ihren Augen brannten, sodass sie wütend die Lider zusammenpresste. Ich hasse ihn, redete sie sich ein. Und wusste, dass sie sich selbst belog.
Brigitta fuhr mit ihrer Freundin Ingeborg im Fuhrwerk hinter den Deutschen. Argwöhnisch verfolgte sie die Aufregung um den Alten und den anschließenden Fahrerwechsel. Kaum sah sie Arne vorn neben dem Mädchen sitzen, spürte sie Wut und Eifersucht in sich aufsteigen.
Ihre Freundin, die neben ihr saß und sie beobachtete, meinte abfällig: »Um das Mädchen würde ich mir an deiner Stelle keine Gedanken machen. Das sieht ein Blinder, dass sie unerfahren und schüchtern ist. Welcher Mann sollte an ihr Freude haben?«
»Pffff!« war das Einzige, was Brigitta sagen konnte.
Ingeborg kicherte. »Die schönste und begehrteste Marketenderin weit und breit lässt sich von einer Jungfrau einschüchtern?«
»Was weißt du schon?«, fauchte Brigitta und ließ Arne und das Mädchen nicht aus dem Blick.
»Ich weiß zum Beispiel, dass sie schon bald der Vergangenheit angehören wird, denn sie gehen in Richtung Osten, und wir ziehen weiter nach Norden.«
»Woher weißt du das?«
Ingeborg lachte schallend auf. »Ich hatte schon immer eine Schwäche für Erik und er für mich.«
Nun musste Brigitta grinsen: »Braves Mädchen!«, lobte sie die Freundin. Doch dann wurden ihre Gesichtszüge hart. »Und falls die Jungfrau mir doch in die Quere kommt, weiß ich, wie ich sie loswerden kann.«
Ingeborg riss fragend die Augen auf, doch Brigitta sagte kein Wort, sondern summte eine schwedische Weise.
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Der kleine Verbund an Wagen und Pferden war eine Weile unterwegs, als die Kinder quengelten und riefen:
»Jag måste pissa!«
Auch Benjamin schrie: »Jag måste pissa!« , und sprang auf dem Fuhrwerk auf und ab.
Besorgt fragte Magdalena: »Was ist geschehen? Haben sie Schmerzen?«
Arne erklärte mit einem breiten Grinsen: »Wenn wir nicht bald anhalten, könnten sie welche bekommen, denn sie müssen dringend hinter einem Busch verschwinden.«
Magdalena verstand und murmelte: »So kann ich mir die Beine vertreten.«
Arne stellte einen Fuß auf den Fahrersitz und sah nach hinten zu Gustavsson, den er zu sich winkte. Erik preschte heran und brachte sein Pferd auf die Höhe des Kutschbockes, sodass Arne ihn um eine Rast bitten konnte. Magdalena hörte, wie sie beschlossen, an dem Wäldchen anzuhalten, das vor ihnen nahe dem Weg lag.
»Wir werden kurz rasten, damit die Kinder hinter den Büschen verschwinden und dann etwas essen können. Ich werde unseren Leuten Bescheid geben, dass sie nicht zu weit auf die Wiese fahren und womöglich im aufgeweichten Boden stecken bleiben. Ich habe keine Lust, Zeit zu vergeuden, weil wir ein Fuhrwerk aus dem Schlamm ziehen müssen. Ich will schnellstmöglich weiter«, sagte Erik und ritt zur Spitze des Trosses, um die Fahrer
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