Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
anzuweisen.
Als die Fuhrwerke hielten, sah Magdalena, wie die Kinder aufgeregt von der Ladefläche sprangen und im Wald verschwanden. Unter ihnen ihr Bruder, der hopste und schwedische Wortbrocken rief. Für ihn ist alles ein großes Abenteuer, dachte sie und stieg vom Kutschbock, um nach ihren Eltern zu schauen. Kaum stand sie neben dem Fuhrwerk, war Arne an ihrer Seite und blickte besorgt zu ihrem Vater.
»Lass mich prüfen, ob deine Wunde erneut eitert. Auch will ich Heilsalbe über deine Verletzungen im Gesicht streichen.«
Dieses Mal weigerte sich Johann nicht, sondern kam von der Ladefläche hoch, sodass Arne ihn behandeln konnte.
Während er vorsichtig den Verband löste, fragte er Franziska: »Wie geht es dir? Musst du noch husten?«
»Nein, mir geht es gut«, erklärte Franziska. »Der kalte Kreuzblumensud schmeckt zwar fürchterlich, aber er hilft.«
Arne rümpfte die Nase. »Ja, ich kenne den bitteren Geschmack des kalten Getränks. Leider hält die Flasche die Wärme nicht«, sagte er entschuldigend und besah sich Johanns Wunde.
»Du hast Glück, guter Mann. Die Wunde hat nicht geeitert und sich wieder geschlossen. Wenn du weiter meine Ratschläge befolgst, müsste sie nun heilen.«
Als von Johann keine Widerworte kamen, blickte Arne ungläubig zu ihm. »Kein Widerspruch?«, fragte er.
»Ich werde mich hüten«, sagte Johann.
Arne schmunzelte. Er nahm das Tuch, strich es glatt und faltete es ordentlich der Länge nach. Dann bat er Magdalena: »Halt die Enden straff auseinander, sodass ich die Tinktur großzügig darüberträufeln kann.«
»Benötigst du meine Hilfe?«, fragte Brigitta, die dicht an Arne herangetreten war.
»Nein!«, antwortete er knapp, ohne sie anzuschauen. Er öffnete das Fläschchen und verteilte die dunkle Flüssigkeit.
»Welches Gebräu ist es diesmal?«, fragte Johann und sah den Arzt kritisch an.
»Ich kenne den deutschen Namen für diese Pflanze nicht. Sie hat einen gelben Blütenkopf, und ihre großen Blätter bilden die Form eines Hufeisens.«
»Sicher ist es Huflattich«, erklärte Brigitta.
»Woher willst du das wissen?«
»Deine Beschreibung passt auf die Pflanze.«
»Keine Ahnung, ob das der deutsche Name ist. Ich kenne sie als Tussilago«, erklärte Arne und verrieb das Gebräu mit dem Finger.
Brigitta wandte sich Franziska zu: »Die Sonne und die frische Luft scheinen dir gutzutun. Deine Wangen sind rosig und deine Augen klar. Schmerzen die Schwellungen in deinem Gesicht arg?«, fragte sie und betrachtete die Verfärbungen in Franziskas Gesicht näher. »Sie werden sich sicher in allen Farben des Regenbogens verändern«, sagte sie mit einem Lachen, das ihre Augen nicht erreichte.
Nachdem Magdalena Arne den Verband gereicht hatte, bot Brigitta ihr an: »Möchtest du ein Stück des Weges auf meinem Wagen mitfahren? So könnten wir uns besser kennenlernen. Auch würde die Zeit bei einem Schwätzchen schneller vergehen«, erklärte sie und tat begeistert.
Sogleich brummte Johann: »Das ist ein guter Vorschlag. Dann kann ich mich zu Arne auf den Kutschbock setzen, und du hast mehr Platz«, sagte er und strich seiner Frau vorsichtig über die immer noch leicht geschwollenen Wangen.
Franziska hatte den entsetzten Blick ihrer Tochter bei Brigittas Vorschlag aufgefangen und auch ihren verzweifelten Gesichtsausdruck, als Johann zustimmte. Sie war sich sicher, dass ihr Mann Magdalena von Arne fernhalten wollte. Da er jedoch nichts von der Abneigung seiner Tochter gegenüber Brigitta wusste, wandte sie sich an die Schwedin.
»Das ist ein sehr netter Vorschlag, aber ich hätte meine Tochter gern bei uns auf dem Fuhrwerk. Manchmal wird mir übel, und dann bin ich froh, wenn Magdalena mir Sud reicht. Außerdem sollte mein Mann sich heute nicht mehr auf den Kutschbock setzen. Wir haben gesehen, wohin das führt«, erklärte sie und sah Johann scharf an.
»Aber das kann … Au!«, wollte sich ihr Mann einmischen, als Arne ihn in die Haut zwickte und er laut aufschrie. »Vermaledeit! Warum kneifst du mich?«
»Entschuldige«, murmelte Arne. »Ich habe versehentlich eine Hautfalte erwischt.« Der Arzt band das Tuch um Johanns Hals und sagte: »Ich stimme deiner Frau zu. Gönn dir heute noch die Ruhe. Morgen kannst du dein Pferdegespann wieder selbst lenken.« Dann packte er seine Sachen zusammen und ging zum Fahrersitz.
Brigitta merkte, dass sie nichts erreichen würde, und sagte gespielt fröhlich zu Magdalena: »Nun ja, vielleicht kannst du morgen mit mir
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