Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
fahren.« Dann eilte sie Arne hinterher.
»Was willst du?«, fragte er, während er die Satteltasche unter dem Sitz verstaute.
»Ich habe etwas ins Auge bekommen. Kannst du nachsehen?«
Arne wandte sich entnervt Brigitta zu. Die Marketenderin drehte sich so, dass Magdalena nur ihren Rücken sah und deshalb nicht erkennen konnte, was Arne mit ihr machte. Er zog mit der einen Hand ihr unteres Lid herunter, während die andere Hand das obere hochzog. »Ich kann nichts erkennen«, sagte er und wollte gehen.
Doch Brigitta hielt ihn am Arm fest. »Schau genau. Da muss etwas in meinem Auge sein, denn ich kann es spüren. Du musst näher kommen«, flüsterte Brigitta, und Arne trat einen Schritt auf sie zu.
Franziska folgte dem Blick ihrer Tochter, denn sie beobachtete, dass das Mädchen auf der Innenseite seiner Wange kaute. Diese Eigenart hatte sie schon als kleines Mädchen gehabt, wenn ihr etwas nicht passte. Als sie Brigitta und Arne dicht beieinanderstehen sah, ging sie auf noch wackligen Beinen auf ihre Tochter zu und umarmte sie. »Schon bald sind wir in Hundeshagen, und du wirst ihn schnell vergessen«, versuchte sie das Mädchen zu trösten.
Magdalena blickte von Arne zu ihrer Mutter und fragte mit einem schiefen Lächeln: »Gibst du mir die Gewissheit, dass ich ihn schnell vergessen werde?«
Franziska strich ihr die Haare zurück und flüsterte: »Ich hoffe es!«
Magdalena presste ihre Stirn an die Schulter ihrer Mutter, als Benjamin auf sie zugerannt kam. Er umklammerte die Hüften der beiden Frauen und sah zu seinem Vater auf, der mit dem breiten Schal um seinen Hals stocksteif dastand.
»Geht es dir besser?«, fragte der Junge seinen Vater.
»Ja, mein Sohn. Viel besser. Ich wage nur nicht, den Kopf zu bewegen, weil der Arzt sonst schimpft«, sagte er und zwinkerte seinem Sohn zu, sodass Benjamin breit grinste. »Möchtest du auf unserem Gespann weiterreisen?«, fragte Johann.
Benjamin verzog das Gesicht. »Muss das sein?«, fragte er enttäuscht.
Johann sah ihn ungläubig an und atmete hörbar ein und aus, sodass Franziska ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm legte.
»Lass den Jungen zu den Schwedenkindern, denn schon bald verliert er seine neuen Freunde wieder.«
»Verschwinde!«, sagte Johann liebevoll zu seinem Sohn, der jubelnd den schwedischen Kindern zurief: » Jag kommer! Ich komme!«
»Ich werde verrückt, wenn er anfängt, auch mit mir Schwedisch zu reden«, murmelte Johann und verzog gequält das Gesicht.
»Ach, mein Lieber, so schnell er die Wörter lernt, genauso schnell wird er sie vergessen«, versuchte Franziska ihn aufzumuntern.
»Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte ihr Mann und setzte sich auf die Kante der Ladefläche.
Gustavsson rief zum Aufbruch, und alle liefen zu ihren Pferden und Fuhrwerken. Dank der Rösser, die sie der Soldateska abgenommen hatten, konnten nun auch die größeren Kinder reiten, sodass die anderen mehr Platz auf den Wagen hatten.
Arne half Franziska und Johann auf die Ladefläche, während Magdalena zu Benjamin lief und ihn und seine Freunde aufs Fuhrwerk hob.
»Sei artig«, ermahnte sie den Bruder, der kaum ruhig sitzen konnte. Dann ging sie zurück zu ihrem Wagen und stieg auf den Kutschbock, wo Arne auf sie wartete. Sie schaute zu ihren Eltern, die sich hingelegt hatten, und hörte, wie ihr Vater ihre Mutter fragte:
»Liegst du angenehm, Liebes?«
Glücklich drehte sich Magdalena nach vorn.
»Geht es dir gut?«, fragte Arne, der ihren Gesichtsausdruck nicht zu deuten wusste.
»Ja!«, antwortete sie strahlend. »Endlich ist alles wieder gut.«
Da es angenehm warm war, ließ Magdalena ihren Umhang von den Schultern rutschen. Sie warf ihr Haar zurück und schloss die Augen.
Arne schaute ihr überrascht zu, doch da sich der Tross vor ihm in Bewegung setzte, musste er auf das Fuhrwerk achten. Er schlug den Hengsten mit den Zügeln leicht auf den Rücken, sodass sie losschritten. Erst als alle Fuhrwerke in gleichmäßiger Geschwindigkeit fuhren, entspannte sich Arne. Er betrachtete Magdalena von der Seite und sah die Steine ihrer Kette im Sonnenlicht funkeln. Da er wusste, dass sie nicht schlief, bemerkte er: »Du trägst eine außergewöhnliche Kette.« Er hoffte noch immer zu erfahren, ob es das Geschenk eines Verehrers war.
Magdalena öffnete die Augen und griff nach dem Schmuckstück. Sie hielt das Kreuz mit den leuchtenden Granatsplittern vor ihre Augen.
»Meine Freundin, die wie eine Schwester für mich ist, hat sie mir zum Abschied
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