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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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Trosses. Dort stellte er sich mit seinem Pferd seitlich, sodass alle Wagenlenker ihn sehen konnten. Als er ein Zeichen gab anzuhalten, zügelten sie die Pferde. Kaum standen die Gespanne, rief er ihnen ein knappes Kommando zu und ritt zurück zu den Kundschaftern. Sogleich sprangen die Fahrer von ihren Sitzen und liefen zu Erik, der von seinem Pferd abgestiegen war und auf sie wartete. Die Männer stellten sich in einem Kreis auf und hörten den Bericht der Späher, die zur Verdeutlichung der Lage mit Stöcken Umrisse auf den Boden zeichneten.
    Brigitta kam zum Bonner’schen Fuhrwerk und fragte neugierig: »Was ist geschehen?«
    »Die Kundschafter berichteten von einer Hexenverbrennung, die in einer Ortschaft vor uns stattfinden soll«, erklärte Johann mit ernstem Gesicht.
    »Vielleicht können wir den Ort umfahren«, überlegte Brigitta und fügte als Erklärung hinzu: »Ich habe kein Verlangen, das Wehgeschrei zu hören oder verbranntes Fleisch zu riechen.«
    »Allein die Vorstellung ist schrecklich genug«, murmelte Magdalena und verzog angewidert das Gesicht.
    Die Schwedin zuckte ungerührt mit den Achseln. »Hexen darf man nicht ungestraft davonkommen lassen«, gab sie kund.
    »Werden auch in Schweden Hexen verbrannt?«, wollte Franziska wissen.
    Brigitta überlegte. »Ich habe noch nie gehört, dass in unserem Land Menschen wegen Hexerei verurteilt und hingerichtet werden.«
    Ungläubig schaute die Bonner-Familie die Schwedin an. »Heißt das, dass es bei euch keine Hexen gibt?«
    Wieder überlegte die Marketenderin. »Ich weiß, dass unsere Legenden von dem blauen Berg Blåkulla erzählen, auf dem sich böse Geister und Hexen treffen sollen. Aber niemand weiß, wo dieser Berg liegt, und demzufolge hat auch niemand Geister oder Hexen gesehen. Vielleicht gibt es diese Wesen auch bei uns im Land, nur hat sie bis jetzt noch kein Mensch entdeckt.«
    Magdalena blickte ihre Eltern an, die ungläubig die Köpfe schüttelten.
    Arne kam von der Besprechung mit den Kundschaftern zurück und erklärte: »Wir haben keine Möglichkeit, die Ortschaft zu umfahren, denn es gibt nur diesen einen Weg, und der führt mitten hindurch. Zwar könnten wir eine andere Strecke nehmen, müssten aber ein weites Stück zurückfahren, und das würde Zeit kosten. Deshalb haben wir beschlossen, weiterzufahren und gegebenenfalls vor dem Ort zu warten, bis das Urteil vollstreckt ist.«
    Magdalena und ihre Eltern nahmen diese Entscheidung schweigend hin. Arne stieg wieder auf den Platz auf dem Kutschbock, und auch die anderen Fahrer eilten zu ihren Fuhrwerken zurück. Brigitta verabschiedete sich und lief zu ihrem Gespann.
    Kaum hatte sich der Tross in Bewegung gesetzt, wusste im Gefolge auch der letzte Schwede von der Nachricht der Kundschafter. Entsetzen machte sich unter den Reisenden breit, und je näher sie dem Ort kamen, desto schweigsamer wurden sie. Sogar der fröhliche Lärm der Kinder klang nun verhalten. Über dem Gefolge lag eine gespenstische Stille, die nur vom Rattern der Räder und vom Schnauben der Pferde durchbrochen wurde.
    Magdalena spürte Unruhe in sich aufsteigen und wäre gern dicht an Arne herangerutscht. Da ihre Eltern jedoch aufrecht auf der Ladefläche saßen und zwischen ihrer Tochter und dem Schweden nach vorn starrten, wagte das Mädchen weder, etwas zu ihm zu sagen, noch, seine Hand zu ergreifen. Vorsichtig schielte Magdalena zu Arne, der den Kopf zu ihr drehte und sie anlächelte, sodass ihr Herz höher schlug.
    Als er seinen Blick wieder der Straße zuwandte, murmelte er: »Du musst dich nicht fürchten.«
    Als die Ortsgrenze in Sicht kam, schauten die Reisenden mit bangen Blicken nach vorn, wo sich auf einem Acker außerhalb der Gehöfte eine Menschenmenge versammelt hatte. Da immer mehr Schaulustige zu dem Platz strömten, gab es für die Gespanne schon bald kein Weiterkommen mehr, sodass sie die Wagen anhalten mussten.
    Erik ritt mit Arnes Pferd am Zügel neben ihn und rief: »Lass uns nachsehen, wann wir weiterfahren können.«
    Als Arne sich vom Kutschbock aufs Pferd schwang, zwinkerte er Magdalena aufmunternd zu. Doch dann wurde sein Gesicht ernst, und er trat dem Wallach in die Seiten.
    Franziska schaute den beiden Schweden mit bangen Gefühlen hinterher. In den letzten Jahren hatte sie nur selten daran gedacht, wie der alte Bonner, von Hass getrieben, sie einst der Hexerei bezichtigt hatte. Doch seit sie unterwegs waren, wurde sie immer wieder mit den Erinnerungen belastet. Ihr wurde übel, wenn sie

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