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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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Beeren zum Naschen gegeben.«
    »Das hat sie freiwillig zugegeben?«, fragte Erik erstaunt.
    »Natürlich nicht! Sie hat uns verhöhnt«, erklärte der Kirchenmann und sah Erik grimmig an. »Aber wir wussten, wie wir die Wahrheit erfahren konnten. Wir haben sie der peinlichen Befragung unterzogen.«
    »Aber warum sollte die Hexe der Frau so etwas antun?«, fragte Gustavsson zweifelnd.
    Der Pastor verengte seinen Blick und musterte die beiden Fremden. Er ging um sie herum und fragte mit barscher Stimme: »Warum interessiert ihr euch für die Hexe unseres Dorfes? Seid ihr von der Juristischen Fakultät?« Seine kalten Augen schauten die Männer durchdringend an.
    »Nein«, erklärte Erik. »Wir sind Schweden und auf dem Weg nach Norden.«
    Ein Raunen ging durch die Menge, und der Pastor riss seine Augen weit auf. »Ihr seid der Feind!«, beschied er brüllend.
    »Nur wenn ihr katholisch seid, sind wir Feinde«, erwiderte Arne und griff nach dem Schwert.
    Statt sich einschüchtern zu lassen, kamen die Menschen näher, und die Miene eines jeden wirkte entschlossen. »Wir haben genug unter euren Plünderungen gelitten. Bei uns gibt es nichts mehr zu holen. Verschwindet!«, schrie ein hageres Männlein.
    Arne ließ die Waffe los und hob die Hände in die Höhe. »Wir wollen keinen Streit. Wir wollen nur mit unseren Fuhrwerken euren Ort durchfahren«, erklärte er.
    Die Menge beruhigte sich.
    Erik schaute den Pastor mit durchdringendem Blick an und sagte: »Verzeih meine Neugierde, aber in unserem Land gibt es keine Hexen.«
    Erneut war Gemurmel zu hören, und der Kirchenmann zog ungläubig seine schmalen grauen Augenbrauen zusammen. »Ihr habt keine Hexen?«, fragte er zweifelnd.
    »Nicht, dass ich wüsste«, antwortete Erik. »Allerdings weiß ich nicht, wie ich Hexen erkennen sollte. Deshalb möchte ich mehr darüber von dir erfahren.«
    Die Brust des Pastors schwoll sichtbar an. »Da fragt ihr den Richtigen«, erklärte er. »Denn ich habe alles in die Wege geleitet, um die böse Frau unseres Dorfes der Hexerei zu überführen.«
    »Bist du ein Richter?«, fragte Arne.
    Der Pastor schüttelte den Kopf. »Wegen der Unordnung, die dieser Krieg mit sich bringt, würde es viel zu lange dauern, bis wir ein Urteil von den Spruchkörpern der Juristischen Fakultät bekämen. Deshalb müssen wir selbst richten. Dank der Constitutio Criminalis Carolina …« Als er die fragenden Blicke sah, die sich die beiden Schweden zuwarfen, hielt er inne und erklärte mit gewichtiger Stimme: »Die Constitutio Criminalis Carolina ist das Strafgesetzbuch des Kaisers Karl V., der 1532 dieses Strafrecht für gültig erklärte. Dank der Carolina wissen wir, wie wir mit Hexen zu verfahren haben. Es gibt nur zwei Vorschriften. Erstens: Sobald ein Schaden durch Zauberei vorliegt, muss man die Verdächtige der peinlichen Befragung unterziehen. Und zweitens: Von den Hexen darf nichts übrig bleiben, weswegen sie mit dem Feuer gerichtet werden müssen.« Selbstgerecht blickte der Pastor die beiden Schweden an und rief mit schriller Stimme: »Die Verurteilte hat die vier apokalyptischen Reiter über unser Dorf gebracht. Sie ist für den Krieg, den Hunger, die Krankheiten und den Tod in unserem Ort verantwortlich. Die böse Frau hat den Dorffrieden gestört, weil sie aus Eifersucht gehandelt hat. Sie hat scham- und rücksichtslos den Mann einer anderen begehrt.« Dabei wies er mit dem Finger auf das Bauernehepaar, das blass und ängstlich dastand.
    Plötzlich ging ein Raunen durch die Menge. Die Versammelten traten zur Seite, um eine Gasse zu bilden. Die Verurteilte wurde, angebunden auf einem Viehwagen, zur Hinrichtungsstätte gebracht, die Arne und Erik jetzt erst wahrnahmen, da der Scheiterhaufen, der auf dem Acker aufgeschichtet war, zuvor von der Menschenmenge verdeckt worden war.
    Die Verurteilte war ein junges Mädchen, dem man trotz der Folterspuren ansehen konnte, dass es eine Schönheit gewesen sein musste. Die Torturen der peinlichen Befragung hatten böse Verletzungen verursacht: Das Messer, mit dem ihr die Haare geschoren worden waren, hatte blutige Wunden auf der Kopfhaut hinterlassen, die nun vertrocknet waren. Ihre Arme und Beine zeigten verbrannte Stellen, die von glühenden Eisen stammten. Angebunden auf dem Viehwagen hing sie kraftlos in den Seilen und schien ihre Umgebung kaum wahrzunehmen.
    Der Kirchenmann sah ihr erschüttert hinterher und sagte leise: »Der Teufel zeigte sich der verwirrten Seele als schöner Jüngling, sodass sie

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