Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
musst Magdalena vertrauen«, antwortete Franziska leise.
Die Nacht brach langsam über dem Land herein, als Magdalena in einer flachen Talsenke das Lager entdeckte, das kreisförmig angeordnet schien. Um die Mitte standen zahlreiche Zelte unterschiedlicher Farben und Größen, an denen eine Vielfalt bunter Fahnen im sanften Wind wehte. Überall brannten Lagerfeuer, um die herum Menschen saßen, die in bunte Uniformen gekleidet waren. Ihre lauten Stimmen und fremden Lieder schwappten bis an Magdalenas Ohr, die von der Größe des Heers eingeschüchtert war.
Vorsichtig schritten die Zugpferde ins Tal hinunter, als die Soldaten die Reisenden entdeckten und Jubel im Lager ausbrach. Einige Männer liefen den Pferdegespannen entgegen und suchten auf den Fuhrwerken nach ihren Frauen und Kindern, die sie krank zurückgelassen hatten. Die Jungen und Mädchen streckten die Arme aus und riefen nach ihren Vätern. Kaum standen die Fuhrwerke still, sprangen sie herunter und liefen zu ihnen. Ein kleines Mädchen mit langen Zöpfen und einer Lumpenpuppe im Arm rief: »Fader! Fader!« Aufgeregt rannte es zu seinem Vater, der sich vor das Kind kniete. Es warf sich ihm weinend und vor Freude kreischend an den Hals.
Frauen schmiegten sich an ihre Männer, die sie lachend umarmten und begehrlich küssten.
Magdalena sah, wie ein Mann mit einem Mädchen auf dem Arm und einem Jungen an der Hand zu Arne ging. Sie konnte die schwedischen Worte nicht verstehen, aber sie ahnte, dass der Vater dem Arzt dankte, denn Arne schaute verlegen nach unten. Der Soldat klopfte ihm anerkennend auf die Schulter und verschwand mit seiner Familie zwischen den anderen Menschen, die zum Lager gingen.
Johann stand plötzlich mit seiner Familie allein da, weder Arne noch Erik waren zu sehen. Er beobachtete die Soldaten, die die Gespanne in einen abgesonderten Bereich außerhalb der Zeltstadt brachten, wo auch die Pferde versorgt wurden. Er blickte sich unsicher um, nicht wissend, wohin er gehen sollte.
Benjamin klammerte sich weinend an seine Mutter, denn er verstand nicht, warum seine Freunde plötzlich verschwunden waren. Traurig blickte er zu seiner Schwester empor, die ihm tröstend über die Haare strich, als Arne zwischen den Menschen auftauchte und sagte:
»Folgt mir! Ich habe eine Unterkunft für euch.«
• Kapitel 35 •
Karoline blickte zum Fenster ihrer Schlafstube hinaus. Als sie die Sonne hinter den Wolken hervorspitzen sah, beschloss sie zu waschen. Sie sammelte die schmutzige Wäsche und verließ mit dem Korb unterm Arm das Haus.
Der Waschplatz lag außerhalb von Hundeshagen an einem seichten Arm der Nisse. Karoline seifte das erste Stück Leinen ein, als sie hörte, wie mehrere Frauen schwatzend des Weges kamen. Kaum hatten die Weiber sie entdeckt, verstummten sie.
Sie erkannte die redselige Josefine und die geschwätzige Grete, die mit dem alten Korbflechter verheiratet war. Ihnen folgten die junge Helene und eine Frau, die ihr fremd war, von der sie aber wusste, dass sie mit dem verwitweten Karl verheiratet war, der sechs unmündige Kinder in diese Ehe gebracht hatte.
Die Weiber schienen überrascht, Karoline am Waschplatz anzutreffen, und grüßten sie mit einem knappen Kopfnicken. Karoline ahnte, dass sie mit sich haderten, ob sie in ihrer Gegenwart die Wäsche waschen oder wieder gehen sollten. Schließlich stellte die junge Helene ihren Korb einige Schritte von Karoline entfernt auf dem Kiesbett des Ufers ab und begann die Wäsche zu sortieren. Die drei anderen taten es ihr nach.
Karoline hatte die dürftige Begrüßung ebenso knapp erwidert und sich sofort wieder ihrer Wäsche zugewandt. Sie wollte nicht, dass die Frauen an ihrem Blick erkennen konnten, wie sehr ihr abweisendes Benehmen sie kränkte. Stumm wusch sie die Seife aus dem Wäschestück, als sie hörte, wie Josefine fragte:
»Habt ihr gehört, dass letzten Sonntag nach der Messe ein Landstreicher versucht hat, den kleinen Silberkelch aus der Kirche zu stehlen?«
Grete nickte. »Der Mann wollte den Kelch zu Geld machen.«
»Was sollte er sonst damit machen?«, fragte Josefine höhnisch.
»Das weiß ich nicht«, schimpfte Grete. »Schließlich ist es ein kleines Gefäß. Das Silber wiegt nicht viel, und das dünne Gold, mit dem er überzogen ist, wird den Wert kaum steigern.«
»Von mir aus hätte der Landstreicher den Kelch mitnehmen können. Mir graust, wenn ich daran denke, dass ein Mörder ihn gestiftet hat«, erklärte Helene.
Tine, die Frau des Witwers,
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