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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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Rehmringer-Gestüts aber hatten die Kälte unbeschadet überstanden. Der kleine Sebastian gedieh prächtig, und auch Christel erholte sich zusehends von der Niederkunft. Alles schien vollkommen, doch mit zunehmender Besserung des Wetters spürte Johann eine wachsende Unruhe in sich.
    »Es wird Zeit, die Abreise vorzubereiten«, murmelte er, als er zum Himmel hochblickte. »Ich muss mit Magdalena sprechen und sie in meinen Plan einweihen. Vielleicht kann sie ihre Mutter umstimmen.«
    »Warum sollte ich hierherkommen?«, fragte Magdalena und setzte sich auf ein leeres Fass, das an einem Holzpfeiler stand. Ihr Blick schweifte durch den Holzschuppen, in dem allerlei Geräte standen.
    Groß ist sie geworden und hübsch, dachte Johann und betrachtete seine Tochter voller Stolz. Da er nicht wusste, wie er das Gespräch beginnen sollte, räusperte er sich einige Male, um Zeit zu schinden.
    »Geht es dir nicht gut?«, fragte das Mädchen besorgt, doch er schüttelte den Kopf.
    »Alles bestens«, beruhigte er sie und fasste sich schließlich ein Herz. »Magdalena, du wirst dich nicht mehr daran erinnern, aber ich habe dir als kleines Kind versprochen, dir eines Tages das Eichsfeld zu zeigen. Dieses Versprechen möchte ich nun einlösen und mit dir und Benjamin dorthin zurückgehen.« Er sah seine Tochter erwartungsvoll an, die die Stirn kräuselte.
    »Für wie lange?«
    »Für immer!«
    Magdalenas Augen weiteten sich. »Und Mutter?«, wollte sie wissen.
    Johann konnte Angst in ihrer Stimme mitschwingen hören. »Sie kommt natürlich mit.«
    Ihre Stirn zerfurchte sich stärker. »Hat sie zugestimmt?«, fragte sie.
    Ihr Vater schüttelte zaghaft den Kopf. »Nein, sie will nicht gehen. Aber ich hoffe, dass du sie umstimmen kannst.«
    Nun zog Magdalena zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe. »Niemand kann sie umstimmen. Sie wird nicht mitkommen«, stellte sie fest. »Und ich auch nicht!«, fügte sie hinzu und stand auf, um den Schuppen zu verlassen.
    »Magdalena«, rief Johann fassungslos. »Ich dachte, du würdest dich freuen, wenn wir zurück in meine Heimat gehen und du endlich deine Großmutter kennenlernen wirst.«
    »Regina war meine Großmutter«, erklärte das Mädchen ernst. »Deine Mutter ist mir fremd. Außerdem müsste ich Clemens, Christel und ihre Söhne verlassen, und das will ich nicht. Ich kann Mutter verstehen, wenn sie hierbleiben will. Hier bleibt ihre Erinnerung wach. Auch würde ich niemals ohne Maria fortgehen. Nein, Vater, meine Heimat ist Wellingen, nicht dieses Eichsfeld. Da musst du allein hingehen«, rief sie zornig. Dann drehte sie sich um, stieß die Tür auf und rannte aus dem Schuppen.
    Johann blickte Magdalena enttäuscht hinterher, denn mit dem Widerstand seiner Tochter hatte er nicht gerechnet. Als die Tür wieder zuknallte, zuckte er zusammen, und sein Blick wurde hart.
    So weit kommt es, dass meine Frau und meine Tochter bestimmen, was ich zu tun habe, dachte er.

• Kapitel 12 •
    Magdalena lief aus dem Schuppen über den Hof auf die Wiese, wo ihre Füße in einer großen Wasserlache versanken, die sich durch die Schneeschmelze gebildet hatte. Wie ein Storch stakste sie durch die Pfütze, doch das Wasser hatte ihre Schuhe bereits aufgeweicht. »Vermaledeit!«, rief sie zornig und hielt den Saum ihres Rockes hoch, der sich ebenfalls vollgesogen hatte. Wütend stampfte sie auf. »Wie kann Vater über mich bestimmen? Ich bin kein kleines Kind mehr!«, schimpfte sie. »Andere Mädchen in meinem Alter sind verheiratet und haben Kinder. Ihnen sagt kein Vater, was sie zu tun und zu lassen haben.« Tränen traten ihr in die Augen, und sie blickte sich suchend um. »Gerade jetzt, wo der Schuster Bernd mit mir ausgehen will«, jammerte die Siebzehnjährige. Da erblickte sie Clemens.
    »Oheim!«, schrie Magdalena schon von Weitem. Als er sie sah, winkte er, und sie lief auf ihn zu, sodass Matsch und Wasser an ihr hochspritzten.
    »Was ist, mein Kind?«, rief Clemens besorgt, kaum dass sie in Hörweite war.
    »Kann ich ein Pferd bekommen?«, bettelte sie.
    Clemens kniff die Augen leicht zusammen und musterte sie von Kopf bis Fuß. »Was ist geschehen?«, wollte er wissen.
    »Ich muss zu Maria, denn ich werde in ihr Kloster eintreten«, erklärte Magdalena.
    Clemens riss erschrocken die Augen auf. »Warum um alles in der Welt willst du Nonne werden?«
    »Dann kann Vater mich nicht zwingen fortzugehen, und ich kann bei euch bleiben.«
    »Er hat dir von seinem Plan erzählt«, stellte Clemens fest und

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