Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
hatte, packten sie quengelnd ihre wenige Habe zusammen.
Franziska schnitt Brot und Käse ab. »Mit vollem Bauch geht es sich besser«, sagte sie und reichte jedem Mädchen zusätzlich einen Apfel.
Mit dankbarem Blick wandte sich der Mann dem Ehepaar zu und sagte: »Es ist sehr edelmütig von euch, dass ihr euer Essen mit uns teilt. Gott segne euch dafür.« Dann fasste er jede seiner Töchter an einer Hand und marschierte hinaus.
Johann blickte ihnen nach und ging dann hinter die Holzfällerhütte, wo er die Pferde angebunden hatte. Die Hengste schienen den Sturm gut überstanden zu haben. Während er die Hafersäcke abnahm, die er ihnen am Abend zuvor ums Maul gehängt hatte, redete er leise auf sie ein. Danach spannte er sie vor das Fuhrwerk und führte sie vor die Hütte.
»Wo bleibt ihr?«, rief Johann und blickte zum Eingang, aus dem seine Tochter allein herauskam.
»Benjamin ist krank, und auch Mutter geht es nicht gut«, erklärte sie.
Johann eilte in die Hütte und sah seinen Sohn auf der Decke liegen. Sofort kniete er sich zu ihm nieder und befühlte Wangen und Stirn, die zu glühen schienen. Besorgt blickte er Franziska an, deren Augen ebenfalls fiebrig glänzten.
»Ihr werdet euch gestern im Regen erkältet haben«, meinte Johann, und seine Frau nickte. Schlapp setzte sie sich zu ihrem Sohn auf die Decke und zog den Umhang enger zusammen.
Magdalena befühlte den Stoff. »Er ist immer noch klamm, Mutter. Nimm meinen, denn er ist getrocknet«, sagte das Mädchen und wollte den Wollstoff ausziehen, doch Franziska hinderte sie daran.
»Behalte ihn an, sonst wirst auch du krank«, sagte die Mutter.
Magdalena nickte. Doch als ein Hustenanfall Franziska quälte, zog sie ihr den Umhang von den Schultern. »Du holst dir mit dem nassen Zeug den Tod«, befand das Mädchen sanft und legte der Mutter eine wärmende Decke um den Leib.
Johann blickte sich in der Holzfällerhütte um. »Hier können wir nicht bleiben. Es zieht durch alle Ritzen. Außerdem benötigt ihr Heilkräuter, damit ihr wieder auf die Beine kommt. Wir müssen in die nächste Ortschaft fahren. Vielleicht können wir dort ein Zimmer mieten.«
Als er Franziskas besorgten Blick auffing, versuchte er sie zu beruhigen: »Mach dir keine Gedanken. Wir haben genügend Geld, um uns das leisten zu können. Auch treibt uns keine Eile. Ich werde auf der Ladefläche Platz schaffen, damit ihr euch dort niederlegen könnt«, sagte er und lief hinaus.
Mit großer Mühe schob Johann die Gegenstände auf dem Karren zusammen und stapelte sie übereinander, sodass eine schmale Liegefläche entstand. Darauf legte er eine Matratze und breitete eine Decke aus. Hustend und zitternd legten sich Benjamin und Franziska nieder. Magdalena nahm eine zusätzliche Wolldecke und breitete sie über die Kranken aus. »Versucht zu schlafen«, riet sie und setzte sich auf den Bock neben ihrem Vater, der die Pferde antraben ließ.
Als sie den Wald hinter sich gelassen hatten, führte der Weg sie auf freies Feld. Johann blickte sich unsicher um. »Sind wir gestern hier entlanggekommen?«, fragte er seine Tochter zweifelnd.
Magdalena zuckte mit den Schultern. »Es war dunkel, und der Regen ist mir ins Gesicht gepeitscht, sodass ich kaum etwas erkennen konnte.«
Ihr Vater nickte. »Mir ging es ähnlich. Wenn am Wegesrand wenigstens ein Wegweiser wäre, nach dem man sich richten könnte.«
»Da du nirgends abzweigen kannst, musst du dem Weg folgen. Hoffentlich werden wir bald auf eine Ortschaft stoßen«, murmelte Magdalena und schaute besorgt zu den beiden Schlafenden.
Johann schnalzte mit der Zunge, und die Hengste liefen schneller.
Magdalena kam es vor, als ob sie schon seit Stunden Ausschau nach Rauchsäulen am Himmel hielt. Der dünne Qualm würde verraten, dass in den Häusern Menschen lebten und Kamine brannten. Doch da der Himmel grau verhangen war, konnte sie kaum etwas erkennen.
Ihre Augen brannten, und sie lehnte sich verzagt zurück. »Es scheint kälter zu werden«, sagte sie und zog ihren Umhang enger um sich.
Ihr Vater hielt die Nase in die Höhe und meinte: »Wenn mich nicht alles täuscht, liegt Schnee in der Luft.«
»Gott bewahre!«, murmelte Magdalena und presste sich fester in den Sitz. Vater und Tochter schwiegen eine Weile, bis das Mädchen die Stille durchbrach.
»Vater«, sagte sie, und Johann schaute auf. »Darf ich dir eine Frage stellen?«
Ihr Vater kräuselte die Stirn und nickte.
»Warum seid ihr, Mutter und du, damals aus dem Eichsfeld
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