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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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Luft die Figur nach.
    Der Reiter schüttelte verständnislos den Kopf. »Du hast deinen Verstand versoffen, Kurt. Wie kann man sich an eine Köhlerfrau heranmachen wollen? Köhler sind Wilde, die ihr Leben lang in den Wäldern hausen und sich nur selten den Ruß vom Leib waschen.«
    »Du weißt doch, wie es ist, wenn es einen zwischen den Beinen juckt«, erwiderte Kurt und seufzte schwülstig.
    »Dich haben höchstens die Sackratten gebissen«, entgegnete Albert und wandte sich wieder nach vorn.
    Was hat mich nur bewogen, diese Schwachköpfe mitzunehmen?, fragte sich Albert Hallwich nicht zum ersten Mal. Er, der einst dem kaiserlichen Feldmarschall Christan von Ilow treu ergeben war und mit ihm dem großen Feldherrn Wallenstein in seine Schlachten folgte, hätte sich mit solchem Pack in früheren Tagen nicht abgegeben. Doch was sollte er machen?
    Alberts glorreiches Leben war das Jahr zuvor abrupt geendet. Seit der Ermordung seines Herrn im Februar 1634 zog Albert Hallwich kreuz und quer durchs Land, immer in Angst, als Ilows Gefolgsmann erkannt und ebenfalls ermordet zu werden.
    Albert Hallwich seufzte, denn er vermisste seinen ermordeten Herrn und das Leben, das er mit ihm geführt hatte. Seite an Seite hatten sie gekämpft, gesiegt und Ehrungen erhalten. Zwar wusste Hallwich, dass Christian von Ilow nicht beliebt bei seinen Leuten war, denn man sagte ihm nach, er sei eingebildet, rücksichtslos und einer der hinterhältigsten Feldherren. Aber trotz all dieser Eigenschaften achtete man ihn als hervorragenden Soldaten. Er war Hallwichs Vorbild gewesen. Wegen seines scharfen Verstands und der Beweglichkeit seines Geistes, gepaart mit zähester Ausdauer und Tapferkeit, war Ilow seinen Gegnern immer einige Schritte voraus.
    Doch es schützte ihn nicht vor der Niedertracht seiner Feinde. Während eines Festbanketts wurden nicht nur Christian von Ilow, sondern auch zwei weitere Getreue Wallensteins, die Grafen Adam Erdmann Tr č ka und Wilhelm von Kinsky, hinterhältig ermordet. Nur zwei Tage später geriet auch der ehemalige Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee, Albrecht Wenzel Wallenstein, in den Hinterhalt. Seine Mörder hatten ihm gnadenlos die Partisane, eine lanzenähnliche Stange, die einen schmerzhaften Tod verursachte, durch den Körper gestoßen.
    Albert Hallwich holte tief Luft. Über viele Jahre war das Schlachtfeld sein Zuhause gewesen, und herausragende Feldherren waren seine Freunde. Nun zog er mit versoffenem Pack, dem nichts heilig war, durch die Gegend. Mit Männern, die mordeten, die keine Ehre mehr besaßen und in deren Herzen Krieg herrschte. Doch durfte er über diese armen Seelen richten?
    Auch sie hatten einst einem Heer angehört und in Schlachten gekämpft. Doch dann konnte der Feldherr ihnen den Sold nicht mehr zahlen und sie nicht mehr verpflegen. Ein Soldat nach dem anderen verließ das Heer in der Hoffnung, eine andere Truppe zu finden, die sich um sie kümmerte. Aber die Kassen der Kriegsherren waren nach den vielen Jahren, die die Kämpfe bereits andauerten, leer.
    Die Trosse, die den Armeen stets mit zahlreichen Wagen folgten und für die Verpflegung der Soldaten zuständig waren, hatten weder Schlachtvieh noch Getreide, um die Menschen satt zu bekommen. Deshalb musste Krieg den Krieg ernähren. Die Truppen überfielen Dörfer, Städte und Klöster. Sie plünderten die Kornkammern und stahlen Vieh. Sie nahmen selbst dem ärmsten Bauern das Wenige weg, was er noch besaß.
    »Soldateska« wurden die umherstreifenden Söldner voller Furcht genannt. Albert Hallwich wusste, dass das Wort aus dem Italienischen stammte und »zügelloser Soldatenhaufen« bedeutete. Und das traf auf die Männer zu, die sich ihm angeschlossen hatten. Es waren sechs Söldner, die nichts zu verlieren hatten außer ihrem Leben, und das war ihnen nichts mehr wert – so wie kein Leben ihnen etwas bedeutete, weshalb sie manches ohne Reue auslöschten. Als vor langer Zeit ein Offizier den Männern die Nachricht überbracht hatte, dass man sie weder bezahlen noch verpflegen könnte, hatte Kurt mit ihm kurzen Prozess gemacht und ihm die Kehle durchgeschnitten. Ohne ein Wort des Bedauerns und ohne Schuldgefühle.
    Zügellos, roh, brutal und ohne Disziplin – ja, das waren sie, und auch Albert fürchtete sie.
    »Aber irgendwann werde ich euch wieder los!«, murmelte er und gab seinem Pferd die Sporen.

• Kapitel 20 •
    Johann sah seiner Tochter nach, wie sie durch das Tor hinausschlüpfte. Er dachte an ihr gemeinsames

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