Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
hinter dem Wagen. Beide führten ein Soldatenpferd am Zügel mit sich. Die vier anderen Rösser waren rechts und links am Fuhrwerk festgebunden.
Arne schaute besorgt auf die beiden Kranken auf der Ladefläche. Die Frau war noch immer ohne Bewusstsein, und der Mann dämmerte im Halbschlaf dahin. Sein Hals war stark gerötet und geschwollen. Die tiefe Schnittwunde, die der dünne Strick verursacht hatte, eiterte und nässte.
Als Magdalena Arnes Blick bemerkte, fragte sie ängstlich: »Kannst du ihnen helfen?«
»Ich weiß es nicht«, gab er ehrlich zu. »Aber ich hoffe. Zum Glück hat es aufgehört zu schneien, und auch die Kälte hat nachgelassen. Aber wir müssen uns beeilen, damit beide ins Trockene und Warme kommen und sie heilende Kräuter erhalten.«
»Vielleicht hilft meiner Mutter ein Aderlass.«
»Nein! Blut ablassen schwächt den Körper«, erklärte Arne mit einem Ton in der Stimme, der keinen Widerspruch duldete.
»Woher weißt du das?«, fragte Magdalena und sah Arne bewundernd an.
»Ich habe einige Zeit in Heidelberg Medizin studiert. Auch mein Vater ist Arzt, und ich hätte gerne noch mehr von ihm gelernt. Doch dann kam der Krieg, und ich habe mich einem Heer verpflichtet.«
Magdalena schluckte, bevor sie die nächste Frage stellte: »Du und Erik, ihr sprecht untereinander eine sonderbare Sprache, die ich noch nie gehört habe. Auch wenn du mit mir redest, klingen die Worte anders. Woher kommt ihr?«
»Aus Schweden.«
Erschrocken riss Magdalena ihre Augen weit auf, denn Erik und der Arzt gehörten zum Feind, von dem ihr Vater ihr erzählt hatte. Hastig senkte sie den Blick, doch Arne hatte den angstvollen Ausdruck in ihrem Gesicht bemerkt.
»Ich denke, wir haben bewiesen, dass du vor uns keine Angst haben musst«, sagte er mit sanfter Stimme.
Magdalena entgegnete zaghaft: »Aber was wird in eurem Lager sein? Werden die anderen Schweden ebenso denken?«, fragte sie.
Arne erklärte ihr, dass sich im Lager nur Kranke, Frauen und Kinder aufhielten. »Du wirst nur wenige Männer antreffen, die zum Schutz der Zurückgebliebenen abkommandiert wurden und kein Bedürfnis haben, euch etwas anzutun. Glaube mir, wir alle sind froh, wenn wir unsere Ruhe haben, denn wir sind des Kämpfens müde.«
»Wie alt bist du?«, rutschte es Magdalena heraus, sodass Arne laut auflachte. Erschrocken über sich selbst fügte sie hastig hinzu: »Ich meine, weil du des Krieges müde bist und weil du schon studiert hast.«
»In deinen Augen bin ich sicher uralt«, frotzelte Arne, sodass Magdalena ihn verlegen ansah.
»Ich zähle fünfundzwanzig Sommer«, verriet er und blickte sie dabei grinsend an.
Da er über ihre Frage nicht böse schien, entspannte sich Magdalena. »Ich möchte mich bei dir und Erik bedanken. Ohne euch wären wir sicher alle tot«, wisperte sie und wagte es kaum aufzublicken.
Arne betrachtete das Mädchen, von dem er nur den Namen kannte. Ihm gefielen ihre honighellen Haare, und er fand, dass Magdalenas blaue Augen besonders hübsch waren. Sie könnte auch eine Schwedin sein, dachte er. Schon als er sie zwischen den Bäumen hatte stehen sehen, war er von ihrer Schönheit angetan gewesen, und es kostete ihn Mühe, sich davon nicht ablenken zu lassen. Ihre leichte Stupsnase, der Blick aus ihren wachen Augen, ihre schmalen Hüften – einfach alles an ihr schien vollkommen zu sein. Selbst ihre Stimme war liebreizend, sodass er ihr mit Vergnügen zuhörte, wenn sie etwas sagte. Wenn sie lächelte, zeigte sich ein kleines Grübchen in ihrer linken Wange, was Arne besonders liebenswert fand.
Magdalena schien seinen musternden Blick zu spüren, denn ihre Wangen röteten sich.
Arne räusperte sich und versuchte sich von ihrer Schönheit loszureißen, indem er fragte: »Wohin wolltet ihr, als euch die Soldateska überfiel?«
Magdalena spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Der blonde Fremde hatte ihr von Anfang an gefallen. Sie mochte seine graublauen Augen, die ernst, aber freundlich schauen konnten. Ihr gefielen seine blonden Haare, die bis auf die Schultern fielen, und sie mochte auch seine dichten Augenbrauen. Er hatte einen muskulösen Körper und war so hochgewachsen wie kein anderer Mann, den Magdalena kannte. Sicher ist er bereits in festen Händen, dachte sie und erschrak bei diesem Gedanken. Erneut glühte ihr Gesicht, sodass sie verlegen an der Innenseite ihrer Wange kaute.
Zum Glück fragte er nun, wohin sie unterwegs waren, sodass sie ihre Gedanken sammeln konnte. Mit wenigen
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