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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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musste laut lachen. So stelle ich mir meine Frau vor, dachte er und wollte zu Erik gehen, als sich ihm Brigitta in den Weg stellte.
    »Ich muss mit dir reden«, erklärte sie ohne Umschweife und schaute ihn bittend an.
    »Ich wüsste nicht, worüber«, antwortete er ruppiger als beabsichtigt.
    »Was ist mit dir los?«, fragte Brigitta leise und kam einen Schritt näher. »Ich habe das Gefühl, dass du mich seit gestern meidest und abweist.«
    Arne zog überrascht eine Augenbraue in die Höhe. »Ist da tatsächlich ein Unterschied zwischen gestern und vorgestern? Ich hatte keine Ahnung, dass wir viel miteinander zu tun gehabt hätten«, erwiderte er und verschränkte seine Arme vor der breiten Brust.
    Brigitta warf ihre langen Haare nach hinten und säuselte: »Sei nicht bärbeißig, Arne. Ich war dir stets wohlgesinnt und würde auch jetzt alles für dich tun. Das weißt du.«
    Arne ahnte, worauf sie anspielte. Doch er spielte mit, denn er wollte sie wieder loswerden und sagte grinsend: »Wer weiß, wer weiß, was noch so alles auf dieser Reise geschehen kann.« Kaum hatte er zu Ende gesprochen, sah er, wie Brigittas Augen vor Freude aufblitzten, auch wenn sie sich um Gleichgültigkeit bemühte.
    Er wollte bereits weitergehen, als sie sagte: »Da du die Reise ansprichst: Wann werden wir unseren Leuten folgen? Wie ich von einigen Kranken hörte, hat der Bärlauch geholfen. Auch meine Freundin Ingeborg ist wieder wohlauf.«
    »Zum Glück ist die Ruhr nicht ausgebrochen. Es waren tatsächlich Würmer, die die Gedärme unserer Landsleute befallen hatten«, erklärte Arne.
    »Dann könnten wir morgen aufbrechen«, frohlockte Brigitta. Freudig ergriff sie seine Hände, um sich an ihn zu drücken, und rief: »Endlich!«
    Arne löste die Arme vor der Brust und schob Brigitta sanft von sich. »Auch wenn die meisten unserer Landsleute die Würmer los sind, klagen einige noch über Leibschmerzen. Außerdem sind unsere Gäste noch nicht reisefähig.«
    Brigitta hatte tunlichst vermieden, die Fremden zu erwähnen. Allein der Gedanke an das Mädchen machte sie wütend. Doch auch jetzt beherrschte sie sich und nahm ihre Hände zurück, um sie hinter dem Rücken zu verschränken. »Du weißt, dass das Heer nicht auf uns warten wird, da es den Schutz der Stadtmauern von Stralsund erreichen will. In knapp drei Wochen wird das Schiff von dort in unsere Heimat segeln, und viele unserer Landsleute hoffen, mitfahren zu können. Wie willst du ihnen erklären, dass sie es womöglich verpassen werden, weil du dem Feind helfen willst?«
    »Sie ist nicht unser Feind!«, presste Arne zwischen den Zähnen hervor.
    »Wer? Die Mutter oder das Mädchen?«, höhnte Brigitta leise.
    Arne blickte die Marketenderin wütend an. »Es geht dir nicht um unsere Landsleute oder um das Schiff. Du willst nur schnell zum Heer zurück, weil du im Augenblick nichts verdienen kannst. Warum bist du hiergeblieben?«
    Brigitta spürte, wie es in ihrer Brust eng wurde und sie kaum durchatmen konnte. Sie musste sich beherrschen, sich nicht auf Arne zu stürzen, um ihm die Augen auszukratzen. »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden!«, fauchte sie. »Ich bin geblieben, weil ich mich um Ingeborg gekümmert habe. Du musst nicht so tun, als ob ich ein schlechter Mensch wäre, nur weil ich den Männern das gebe, was sie durch diesen verdammten Krieg am meisten vermissen. Nämlich Liebe und Geborgenheit.« Tränen der Wut standen in ihren Augen, als sie flüsterte: »Auch du bist kein Heiliger, Arne, denn ich weiß, dass auch du unsere Dienste in Anspruch genommen hast. Wenn auch nicht meine.«
    Arne kämpfte mit sich, denn im Grunde war es ihm einerlei, was Brigitta von ihm wollte oder über ihn dachte. Aber als sie so vor ihm stand, verzweifelt und mit Tränen kämpfend, tat sie ihm leid. Also ging er einen Schritt auf sie zu, legte die Arme um sie und zog sie an sich.
    »Es tut mir leid«, sagte er leise und ließ sie sofort wieder los, doch sie klammerte sich an ihn und presste sich an seine Brust. Er klopfte ihr mehrmals auf den Rücken und sagte: »Ich muss los. Erik wartet auf mich.«
    Arne löste sich aus ihrer Umklammerung und strich sich verlegen das Haar aus dem Gesicht. Dann drehte er sich um und ging mit raschen Schritten davon.
    Brigitta blickte ihm hinterher. Dann drehte sie sich um, um zu Arnes Zelt zu sehen, in dem die Fremden wohnten. Sie konnte erkennen, wie das Tuch nachschwang, so als ob gerade jemand durch den Eingang gegangen wäre. Zufrieden

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