Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
weiter«, erklärte er frohgemut.
Doch Arne schüttelte den Kopf und schimpfte: »Bist du von Sinnen? Gestern lag deine Frau im Sterben, heute geht es ihr etwas besser, und morgen willst du schon wieder los? Weißt du, was das bedeuten kann?«
»Aber du sagtest doch …«
»Ich sagte nichts dergleichen. Auch du, guter Mann, bist noch lange nicht gesund. Sollte deine Wunde nicht fachkundig versorgt werden, kann das ernste Folgen für dich haben.«
»Magdalena kann das übernehmen«, widersprach Johann starrsinnig.
»Ach ja? Ich wusste nicht, dass deine Tochter heilkundig ist.«
»Alles, was sie wissen muss, hat sie von ihrer Mutter gelernt.«
»Trotzdem ist das nicht zu verantworten«, sagte Arne und blickte Franziska und Magdalena an. »Ihr müsst bleiben.«
Franziska konnte erkennen, dass ihr Mann aufbrausen wollte. Sie blickte Johann eindringlich an und bat: »Vertraue auf seinen Rat, denn auch ich sorge mich wegen deiner Wunde. Lass uns bleiben.«
Johann schaute von seiner Tochter zu dem Schweden, und sein Blick wurde düster. »Wir bleiben nicht meinetwegen, sondern wegen dir«, erklärte er und wandte sich Franziska zu. »Gib meiner Frau, was immer sie benötigt. Ich werde dafür bezahlen«, sagte er zu Arne und setzte sich auf den Schemel, damit der Schwede Franziska die Medizin geben konnte.
Nachdem auch Franziska versorgt war, sagte Arne zu dem Ehepaar: »Es wäre ratsam, wenn ihr beide ruhen würdet. Nur dann können die Heilmittel wirken.«
Arne trat vor den Eingang und gab Magdalena ein Zeichen, mit ihm das Zelt zu verlassen. Ohne Widerspruch folgte sie ihm nach draußen.
Franziska schaute dem Arzt dankbar hinterher. Als sie Johanns grimmigen Blick sah, nahm sie seine Hand und zog sie an ihre Wange. »Hab etwas Geduld, mein Lieber.«
Johann kniete sich mit einem Bein vor ihre Bettstatt und strich ihr sanft über das Haar. »Ich weiß, dass es für dich das Beste ist, wenn du dich weiter ausruhst, Liebes. Aber hast du die begehrlichen Blicke gesehen, mit denen dieser Schwede unsere Tochter anstarrt?«, ereiferte er sich leise und reckte seinen Hals in Richtung Zelteingang.
Franziska schimpfte: »Du darfst dich nicht so bewegen, Johann, sonst reißt die Wunde auf.«
Er blickte sie an und ließ die Schultern hängen. »Nicht auszudenken, wenn sie sich dem Feind hingeben würde.«
»Johann«, rief Franziska aufgebracht. »Wie kannst du so über unsere Tochter denken?«
»Hast du nicht ihre Blicke beobachtet? Ich würde mein letztes Hemd dafür verwetten, dass sie seine Gefühle erwidert.«
»Das Erlebnis mit den Söldnern hat dich verwirrt, sodass du nicht mehr klar denken kannst. Bedenke, dass sie sich erst seit gestern kennen!«, entgegnete Franziska.
»Na und?«, ereiferte sich ihr Mann. »Als ich dich das erste Mal gesehen habe, wusste ich sofort, dass ich dich heiraten will.«
Franziska sah ihn glücklich an, doch dann ermahnte sie ihn: »Unsere Magdalena ist noch unerfahren und unschuldig.«
»Dann bete zu Gott, dass das so bleibt, bis wir weiterziehen.«
Vor dem Zelt wollte Arne nach Magdalenas Händen greifen, doch sie schüttelte sie ab und fragte: »Wo steht unser Fuhrwerk?«
Arne wies hinter eines der äußeren Zelte, und sofort lief Magdalena davon.
Nahe bei den Pferden, die in einem eingezäunten Bereich grasten, standen mehrere Fuhrwerke. Das Mädchen erkannte ihren Wagen, lief darauf zu und stieg auf den Kutschbock. Dort kniete sie nieder und tastete den Fußraum unter den Sitzen ab. Tatsächlich fand sie in der hinteren Ecke einen kleinen Kasten, den sie vorsichtig hervorzog. Magdalena hielt eine Schatulle in Händen, die sie zum ersten Mal sah.
Das Kästchen war aus dunklem Holz gefertigt und mit feinen Schnitzarbeiten versehen. Auf der Vorderseite war ein kleines Schloss eingelassen, das mit filigranen Blumenranken aus geklopftem Silber verziert war.
Vorsichtig versuchte Magdalena den Deckel zu heben, aber die Kassette war verschlossen. Enttäuscht hielt sie sie ans Ohr und schüttelte sie leicht. Das Mädchen glaubte ein Klappern zu hören und rüttelte stärker, als etwas im Inneren laut klimperte. Erschrocken ließ sie die Hand sinken. Hoffentlich habe ich nichts kaputt gemacht, bangte sie und stieg vom Fuhrwerk, um die Schatulle ihrer Mutter zu bringen.
Arne hatte Magdalena hinterhergeblickt und gehofft, dass sie sich nach ihm umdrehte. Doch sie war hinter dem Zelt verschwunden, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
»Störrisches Weibsbild«, murmelte Arne und
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