Der Hexenturm: Roman (German Edition)
Seit Wochen warte ich auf diese Gelegenheit. Jetzt ist dein Liebster endlich fort und bringt die Gäule zum Grafen, und ich kann dir zeigen, wie es ist, einen wahren Mann zwischen den Schenkeln zu spüren.«
Paul!, schoss es ihr durch den Kopf. Katharina versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, aber es gelang ihr nicht. Mühelos drehte Paul die junge Frau zu sich um und presste seine Lippen auf die ihren. Katharina wehrte sich heftig und kratzte ihm ins Gesicht. Doch Paul war groß und kräftig und ließ sich nicht so einfach abschütteln. Als seine Zunge versuchte ihren Mund zu öffnen, biss Katharina zu. Sie erwischte seine Lippe und die Zungenspitze, so dass Paul voller Schmerzen aufschrie und sie losließ. Katharina lief ans Ufer und blickte sich kurz um. Schimpfend kühlte sich Paul den Mund mit Wasser und spuckte Blut aus. »Warte nur, du verdammtes Weibsbild, das wirst du mir büßen!«, schrie er und schritt schwerfällig durch das Wasser auf sie zu. Katharina ließ die Wäsche stehen und rannte, so schnell sie konnte, zurück zum Gestüt.
Weinend warf sie sich in ihrer Kammer auf ihr Lager. Sie hörte nicht, wie es an der Tür klopfte und Franziska mit Magdalena auf dem Arm eintrat.
»Was ist geschehen?«, fragte die junge Mutter, überrascht, die Freundin so zu sehen. Vor Zorn bebend erzählte Katharina, wie dreist sich Paul ihr genähert hatte. »Wie konnte er mir nur so etwas antun?«, schimpfte sie und brach erneut in Tränen aus. »Ich habe ihm nie Hoffnungen gemacht und bin ihm, so gut es ging, aus dem Weg gegangen. Außerdem weiß mittlerweile jeder, dass Burghard und ich ein Paar sind.«
Franziska konnte über Pauls Verhalten nur den Kopf schütteln. »Vielleicht wäre es besser, wenn du dich Frau Rehmringer anvertrauen würdest.«
»Nein, das möchte ich nicht! Ich kann mir gut vorstellen, dass Frau Rehmringer ein solches Verhalten nicht dulden und ihn fortschicken würde. Dann wäre er erst recht wütend auf Burghard und mich. Sicherlich lässt er mich jetzt in Ruhe, auch wenn er mir gedroht hat.«
»Versprich mir, dass du sofort zu Frau Rehmringer gehst, wenn er sich dir erneut nähern sollte.«
»Ich verspreche es.«
Magdalena wurde auf Franziskas Arm unruhig und griff nach ihren Haaren, was Franziska zum Lachen brachte.
»Sie ist ein so hübsches Mädchen«, schwärmte Katharina, die froh war, dass ihr Patenkind sie von ihren trüben Gedanken ablenkte.
»Dieses verdammte Luder!«, tobte Paul. »Na warte, dir werde ich es zeigen. Mich verschmäht man nicht ohne Strafe!«
Seine Lippe war angeschwollen, und die Zunge schmerzte. Wütend stapfte er nach Hause und überlegte, wie er es Katharina heimzahlen konnte.
Am Mittag traf Paul vor dem Tor des Gestüts zufällig Johann von Baßy, der auf dem Weg zu Regina Rehmringer war.
»Was ist denn mit dir passiert?«, fragte der Amtmann belustigt und betrachtete Pauls Gesicht. »Hast dich wohl um ein Mädchen geprügelt.«
Paul funkelte den Amtmann böse an. »Das war dieses verdammte Miststück!«
Von Baßy verstand zuerst nicht, aber dann dämmerte es ihm. »Du meinst diese Magd? Wie heißt sie? Katharina?«
Paul nickte. »Ich wollte nett zu ihr sein und ihr helfen, den Korb mit der nassen Wäsche vom Waschplatz nach Hause zu tragen. Aber anstatt dankbar zu sein, hat sie mich ohne Vorwarnung wie eine Katze angefaucht und gekratzt. Als ich sie beruhigen wollte, schlug sie wie von Sinnen um sich und kratzte mich mit ihren Krallen im Gesicht. Jetzt schmerzt mich alles, und ich kann kaum etwas essen. Mir ist schon ganz elend vor Hunger«, jammerte er.
Nachdenklich blickte Johann von Baßy zum Gestüt. »So, so, wie eine Katze hat sie gefaucht. Hatte sie auch rote Augen?«
Paul musste nicht lange überlegen. »Ja, sie haben rot geleuchtet.«
Der Amtmann lächelte böse und sagte: »Jetzt ist es genug mit den Fremden. Diese Hexe hat Schadenszauber über dich gelegt. Sie will, dass du leidest und verhungerst.«
Erschrocken fasste Paul sich an die wunde Lippe. Von Baßy schlug ihm beruhigend auf den Rücken und sagte: »Komm heute Nachmittag zu meinem Amtssitz im Schloss. Ich werde dir helfen und dich beschützen, damit der böse Zauber rasch aufgehoben werden kann.«
Ohne ein weiteres Wort drehte sich von Baßy auf dem Absatz um und ging den Weg zurück, den er gekommen war.
Kapitel 33
»Wie weit ist es bis zum Schloss des Grafen von Nassau-Saarbrücken?«, fragte Burghard, dem der Hintern vom ungewohnten Reiten ebenso
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