Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
Vom Netzwerk:
zur Seite trat und sagte: »Ihr könnt passieren!«
    Wieder durchschritten die Burschen ein Tor und standen in einem Innenhof. Auch hier wurden sie von grimmig aussehenden Soldaten beobachtet, aber nicht angehalten.
    Durch einen langen breiten Gewölbegang, der durch das viereckige höchste Gebäude des Schlosses führte, gelangten sie in den Innenbereich der Schlossanlage. Ein großer Platz, der von mächtigen Gebäuden umgeben war, öffnete sich vor ihnen.
    Clemens und Burghard standen mit ihren Pferden auf der riesigen Fläche und wussten nicht, was zu tun war. Nach kurzer Zeit kam ein junger Mann auf sie zugeeilt, der vornehm gekleidet war, so dass die beiden Burschen annahmen, er sei ein Edelmann. Als er fragte: »Wen darf ich melden?«, wussten sie, dass er ein Diener war. Mit überheblichem Blick musterte er die beiden. Burghard schaute an sich hinunter und wurde sich seiner schäbigen Kleidung bewusst. Anscheinend ging es Clemens ähnlich, denn er versuchte mit einer Haarsträhne seine entstellte Gesichtshälfte zu verdecken.
    »Nun?«, fragte der Bedienstete ungeduldig.
    »Wir kommen vom Gestüt Rehmringer und bringen die neuen Kutschpferde für den Grafen«, erklärte Clemens.
    »Wartet hier!«, befahl der Bursche und verschwand wieder.
    Nach einer Weile maulte Burghard: »Wo bleibt dieser Kerl nur? Ich bin hungrig und durstig.«
    Endlich kamen zwei junge Burschen, nicht älter als zehn Jahre, auf sie zugelaufen und wollten ihnen wortlos die Pferde abnehmen.
    »Was soll das?«, fragte Clemens mürrisch. »Wer seid ihr, und wohin wollt ihr mit den Pferden?«
    »Wir haben den Auftrag, die Pferde in den Stall zu bringen und zu versorgen.«
    »Wer sagt das?«
    »Hans Friedrich Burghard.«
    »Er heißt wie ich«, feixte Burghard.
    »Wer ist dieser Herr Burghard?«, wollte Clemens von dem Jungen wissen und ging auf die Bemerkung seines Freundes nicht ein.
    »Er ist der Reitschmied des Schlosses.«
    »Was hat ein Schmied hier zu befehlen?«, ereiferte sich Clemens. »Ich will entweder den Rosswirt oder den Kutscher sprechen.«
    »Der Rosswirt ist nicht da. Und wo der Kutscher steckt, weiß ich nicht. Wollt ihr nun, dass eure Pferde versorgt werden, oder nicht?«, fragte einer der Jungen ungeduldig.
    Im gleichen Augenblick kam der Bedienstete zurück und erklärte Clemens und Burghard: »Überlasst die Pferde den beiden Jungen. Ich werde euch zu Herrn Braun, unserem Kutscher, führen.«
     
    Durch einen gewölbten Durchgang kamen sie in einen weiteren Innenhof, der von der äußeren Burgmauer umschlossen wurde. Teile des Platzes waren als Garten angelegt worden. Überall grünte und blühte es. Rechts des Hofes stand ein hoher Turm, auf dem eine blutrote Fahne im leichten Wind wehte. Ein sonderbares Geräusch hallte den jungen Männern entgegen. Als Burghard und Clemens dem Diener um eine Reihe hohen Buschwerks folgten, erblickten sie zwei Männer, die auf einem Feld hin und her liefen und einen kleinen Ball gegen die Mauerwand schmetterten. Zwei Damen in vornehmer Kleidung saßen auf einer Bank und feuerten die Männer an.
    »Es ist genug«, stöhnte der ältere Spieler und griff sich ans Herz. »Ihr seid zu schnell und zu jung für mich!«, lachte er.
    »Trotzdem habt Ihr meine Herausforderung angenommen«, hielt der Jüngere ihm verschmitzt lächelnd vor.
    »Das werde ich auch das nächste Mal wieder tun«, antwortete der Ältere, dessen Gesicht vor Schweiß glänzte. Ächzend ließ er sich neben die Frauen auf die Steinbank fallen. Erst jetzt wurde er der zwei Fremden gewahr, die abwartend neben dem Bediensteten standen. Der Diener ging zu dem älteren Spieler, flüsterte ihm ein paar Worte zu und verschwand. Daraufhin besah sich der keuchende Mann Burghard und Clemens genauer.
    Selbst in seiner verschwitzten Kleidung sieht er frisch und sauber aus, schämte sich Burghard und strich sich über den abgewetzten Stoff seiner Jacke. Clemens hingegen blickte neugierig zu dem Spielfeld, das aus großen rötlichen Sandsteinplatten bestand. Auch der Teil der Mauer, die das Feld begrenzte, war mit diesen Platten verkleidet.
    Der junge Spieler bemerkte seinen Blick und fragte: »Du kennst das Spiel?« Clemens verneinte.
    »Möchtest du es versuchen?«
    Zögerlich nickte er. Erfreut darüber blickte der junge Spieler die beiden Frauen und seinen Mitspieler an.
    »Sei vorsichtig, Fremder«, warnte eine der jungen Frauen Clemens, »Philipp macht sich ein Vergnügen daraus, unerfahrene Spieler herauszufordern, damit er sich

Weitere Kostenlose Bücher