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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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dein ehrfürchtiges Verhalten wohl geben!«, spottete Bonner.
    »Da muss ich dich enttäuschen, Casper. Ich habe weder einen Menschen umgebracht noch etwas getan, wofür ich Abbitte leisten müsste. Seit ich denken kann, wollte ich Gott dienen und wäre gerne in ein Kloster eingetreten. Aber das war mir nicht vergönnt, denn mein Vater starb früh, so dass ich als einziger Sohn für meine Mutter und meine sechs jüngeren Schwestern sorgen musste. Ich war erst zwölf Jahre alt und musste so hart wie ein Erwachsener arbeiten, damit wir nicht verhungerten.«
    »Wenn du so gerne betest, warum gehst du dann nicht jetzt in ein Kloster?«
    »Mittlerweile habe ich Frau und Kinder, für die ich sorgen muss. Das ist der Grund, warum ich mit dir geritten bin. Wir wissen doch beide, dass es schwer wird, deinen Sohn und diese Frau zu finden. Das Reich ist zu groß, und wir haben keinen Anhaltspunkt, wo wir sie suchen sollen. Das Geld, das du mir angeboten hast, hat mich aber gelockt, denn meine Frau erwartet unser fünftes Kind.«
    Kein Geld, aber sich vermehren wie die Karnickel, fluchte Bonner stumm.
     
    Ziellos ritten die beiden von Wetzlar nach Koblenz. Von dort nach Ulmen und von da nach Trier.
    In der ältesten Stadt im Reich schritt Heixel voller Erfurcht durch die Straßen. »Welch gewaltige Stadt!«, staunte er.
    »Lass uns weiterreiten!«, befahl Bonner barsch. Er hatte keinen Blick für die Schönheit der Bauten. Unruhe trieb ihn vorwärts. Doch Heixel hatte bereits den Trierer Dom entdeckt und steuerte geradewegs darauf zu. Vor der breiten Treppe drückte er Bonner die Zügel seines Pferdes in die Hand und sagte ernst: »Ich habe noch nie in einer solch gewaltigen Kirche gebetet. Das werde ich mir nicht nehmen lassen!«
    Bonner wurde laut und fiel in die Eichsfelder Sprechweise: »Ich bin derjenige, der dich bezahlt, und deshalb sage ich dir, dass wir weiterziehen!«
    Heixel war das Geschrei des Bauern einerlei, zumal er ihn nicht verstand. Unbekümmert schritt er die Stufen zum Dom empor und verschwand durch das mächtige Eingangsportal. »Komm sofort zurück!«, brüllte Bonner ihm hinterher. »Ich verbiete dir, mich wie einen Trottel hier stehen zu lassen.«
    Die Menschen auf dem Domplatz sahen Bonner böse an und schüttelten verständnislos den Kopf.
    »Was gafft ihr?«, grummelte er. »Ihr versteht mich nicht und könnt nicht wissen, weshalb ich geflucht habe.«
    Plötzlich tippte ihm jemand auf den Rücken. Mürrisch wandte sich Bonner um. »Was ist?«, fragte der Bauer nun in verständlicher Aussprache. Er musterte die beiden Mönche, die in schwarze Kutten gehüllt vor ihm standen.
    »Du bist nicht von hier?«, fragte der ältere Mönch.
    »Was geht dich das an?«, schnauzte Bonner ihn an.
    Doch der Mönch beachtete Bonners abweisende Worte nicht weiter, sondern lächelte und erklärte: »Ich frage, weil ich jemanden kenne, der auf eine ähnliche, wenn nicht sogar auf dieselbe Weise spricht, wie du es eben getan hast. Da diese Mundart in dieser Region eher ungewöhnlich ist, weckte sie meine Neugierde.«
    »Was interessiert mich das?«, fragte Bonner unwirsch und wollte sich brüsk abwenden.
    »Es waren sogar mehrere, die auf diese eigentümliche Weise mit mir gesprochen haben«, murmelte der Mönch nun mehr zu sich selbst.
    »Was ist an der Eichsfelder Mundart so sonderbar?«, begehrte Bonner auf. Er hatte so laut gesprochen, dass sein Pferd schnaubend zurückwich. Ungehalten zog Bonner es am Zügel.
    »Für jemanden, der diese Mundart nicht gewohnt ist, ist sie sonderbar«, erklärte der Mönch ruhig. »Warum bist du so voller Groll, Fremder? Ich will dir nichts Böses, ich bin dir freundlich gesinnt.«
    Bonner überging den Vorwurf des Mannes und schaute ungeduldig zum Domportal, doch von Heixel war nichts zu sehen. Dann kann ich mich auch mit dem Kuttenträger unterhalten, dachte er und wandte sich wieder dem Mönch zu. »Erzähl, wo sind dir denn die Eichsfelder über den Weg gelaufen?«
    Erfreut über den Sinneswandel seines Gegenübers, gab der Mönch bereitwillig Auskunft. »Es waren drei junge Burschen und zwei ebenso junge Frauen, denen wir, ich und mein Ordensbruder hier, in Idar-Oberstein begegneten. Obwohl der eine Bursche sich als Bauer verkleidet hatte, wusste ich sogleich, dass er ein Mönch war. Er war gebildet und der lateinischen Sprache mächtig. Es war eine Freude, sich mit ihm zu unterhalten. Der andere Bursche muss einen schlimmen Unfall gehabt haben, denn die eine Hälfte seines

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