Der Hexenturm: Roman (German Edition)
Kosten für unseren Prozess noch höher sein werden als die Abgaben für die Türkensteuer. Aus diesem einfachen Grund sind wir hier eingesperrt und werden wir verurteilt werden. Denn so kann Königsdorfer kräftig daran verdienen. Das ist sein Plan, und wir können nichts dagegen tun.« Die Stimme der Frau hatte einen gleichgültigen Klang angenommen, so als sei sie keines Gefühls mehr fähig. Erneut hörte Katharina die junge Margreth weinen.
»Gräme dich nicht, mein Kind. Ich hoffe, dass wir nicht lebendig verbrannt, sondern zuvor stranguliert werden. Dann wird es schnell vorbei sein.«
Katharina hielt sich die Ohren zu. Mühsam setzte sie sich nieder und lehnte sich gegen die Turmwand. Sie schloss die Augen und ließ ihren Tränen freien Lauf, als ein lautes Quietschen sie aufschreckte. Die eiserne Gittertür wurde geöffnet, und ein Henkersknecht betrat den kleinen runden Raum. Er hielt eine Fackel in der Hand und leuchtete jedes Gesicht an. Mit grimmiger Stimme rief er: »Margreth Diehlen!«
Als sein Name erklang, schrie das junge Mädchen auf. Zwei grobe Hände packten es, und obwohl Margreth sich mit Händen und Füßen wehrte, gelang es dem Büttel, sie aus dem Raum zu zerren. Mitleidslos verschloss er die Tür hinter sich. Katharina presste die Hände gegen die Ohren, bis Margreths Schreien nicht mehr zu hören war. Die drei Frauen beteten laut.
Barnabas blickte das Mädchen an, das schüchtern und voller Furcht vor ihm im Folterkeller stand. Mit entsetztem Blick schaute es zu dem Tisch, auf dem die Foltergeräte lagen. Sie ist höchstens vierzehn Jahre alt und schon dem Teufel verfallen!, dachte Barnabas.
Der Magier packte seine kleinen Glasflaschen aus und stellte sie nebeneinander auf den Tisch zu den Foltergeräten. Der Blick des Mädchens folgte seinen Bewegungen.
Maria saß teilnahmslos auf dem Boden und schaute einer dicken schwarzen Spinne zu, die ihr Netz wob.
Ungeduldig beobachtete der Henkersknecht, wie Barnabas einige Tropfen einer Flüssigkeit aus einem der Fläschchen abzählte und in einen Becher träufelte. Diese vermengte er wiederum mit Tropfen, die er einem anderen Flakon entnahm.
»Wie lange dauert das denn?«, schimpfte der Scherge und griff nach einem Folterinstrument. Die Augen des Mädchens weiteten sich. Voller Angst begann es zu wimmern.
Barnabas hatte rasch erkannt, dass der Amtmann von Püttlingen seinen eigenen Regeln folgte und alle Angeklagten sofort foltern ließ. Königsdorfer hielt sich weder an die Gesetzgebung der Constitutio Criminalis Carolina noch an die Vorgehensweise der für das Land an der Saar eigenen Ausschüsse.
Barnabas hatte gehört, dass, sobald die Angeklagten durch die Tortur geständig waren, sie zum Feuertod verurteilt und am selben, spätestens aber am nächsten Tag hingerichtet wurden. So verhinderte Königsdorfer, dass man gegen das Urteil beim Hochgericht Einspruch erwirken konnte. »Tot ist tot«, so der Leitspruch des Amtmanns.
Barnabas hatte auch gehört, dass es eine Gruppe von Leuten gab, die gegen den Amtmann und seine schnell gesprochenen Urteile sowie die sofortigen Vollstreckungen aufbegehrten. Um den Widerstand dieser Menschen zu brechen, hatte Königsdorfer Barnabas verpflichtet, die angeklagten Frauen im Hexenturm nach einer besonderen Vorgehensweise zu befragen.
Barnabas sprach leise auf Margreth Diehlen ein und versuchte sie dazu zu bringen, den Trank zu schlucken. Doch das Mädchen presste fest die Zähne aufeinander und schüttelte den Kopf.
»Was soll das?«, fragte der Henkersknecht übellaunig. »Lass mich machen! Bei mir wird sie sofort alles zugeben.« Er ging mit den Daumenschrauben auf das Mädchen zu.
»Zeig mir deine Hände, Mädchen!«, lachte er niederträchtig. Margreth versteckte ihre Hände hinter dem Rücken und schrie voller Angst. In dem Augenblick, als sie den Mund öffnete, kippte Barnabas ihr den Trunk in den Schlund. Hustend schluckte sie.
»Verdammt, du Narr!«, ereiferte sich der Büttel und ging wütend auf Barnabas los.
»Verschwinde!«, zischte Barnabas. »Du weißt, dass Königsdorfer mich mit der Befragung beauftragt hat.« Der Magier funkelte den Henkersknecht aus seinen dunklen Augen böse an. Wütend warf der die Daumenschrauben auf den Tisch zu den anderen und verließ den Folterkeller.
Als am Abend leichter Brandgeruch durch den Luftschacht des Verlieses zog, wussten die gefangenen Frauen, dass die junge Margreth Diehlen den Weg gegangen war, der ihnen noch
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