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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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beiden in Gelächter aus. »So viele haben schon versucht, den Bären zu erlegen, keinem ist es gelungen. Warum solltest ausgerechnet du es schaffen, Simon?«
    Verständnislos blickte Bonner die Jäger an und fragte: »Was kann so schwer daran sein, einen Bären zu töten? Man gräbt ein Loch, stellt auf dem Boden Speere aus und lockt ihn mit Aas an.«
    Daraufhin sah der Jäger namens Simon Bonner direkt in die Augen und flüsterte mit Grabesstimme: »Dieser hier ist kein gewöhnlicher Bär! Dieser hier ist ein Menschenfresser.«
    Bonners Augen weiteten sich. »Woher wollt ihr das wissen?«
    »Seit Monaten verschwinden Wanderer und Händler in unserer Gegend. Das Letzte, was man von ihnen weiß, ist, dass sie dem Weg durch den Wald gefolgt sind. Dort müssen sie dem Bären begegnet sein, denn man hat sie nie wieder gesehen. Der Bär hat sie mit Haut und Haaren verspeist!« Bonner schluckte. Dann fragte er: »Warum seid ihr so sicher, dass es ein Bär gewesen ist? Auch ein Wolf könnte die Wanderer getötet haben.«
    Missmutig sah der Bärenjäger Bonner an: »Ich verzeihe dir deine Frage, weil du fremd bist und deshalb nicht wissen kannst, dass es in unserer Gegend keine Wölfe gibt. Und wir sind sicher, dass diese Menschen verschwunden sind, denn ihre Familien kamen, um sie zu suchen. Sie haben nicht einmal Spuren von den Männern gefunden. Wir, die hier sitzen, haben uns ebenfalls auf die Suche begeben und konnten mit unseren geschulten Augen Bärenspuren im weichen Boden erkennen und …« Der Mann hielt kurz inne und blickte Bonner eindringlich an. »Wir haben auch eine Blutlache entdecken können. Eine Blutlache so groß und tief, als habe man das Blut eimerweise hineingeschüttet. Genau an dieser Stelle hat der Bär seine Beute in Stücke gerissen.«
    Bonner überlegte. »Woher wollt ihr wissen, dass die Fremden überhaupt durch den Wald marschiert sind?«
    Nun lachten die Jäger verhalten. »Wir wissen das, weil sie alle die Nacht vor ihrem Verschwinden im Gasthaus ›Zur tanzenden Maus‹ verbracht haben. Es ist das einzige Haus am Waldesrand, und der Wirt und Liese Lutz haben die Männer als Letzte lebend gesehen.«
    Einer der Jäger höhnte: »Und wie ich Liese kenne, wird sie ihnen eine schöne letzte Nacht beschert haben.«
    Grölend knallten die Jäger ihre Bierkrüge auf den Tisch.
    »Ich«, ereiferte sich der Bärenjäger und wandte sich wieder Bonner zu, »habe gesehen, wie der Bär sein eigenes Junges an der Kehle packte, bis das Blut spritzte. Er ließ es erst los, als das Junge aufhörte zu schreien. Ich erkenne einen Menschenfresser auf hundert Schritt Entfernung.«
    »Du musst dich sputen, Simon, wenn du den Bären als Erster erlegen willst. Ist erst bekannt, dass unser Herr eine Belohnung auf das Bärenfell ausgesetzt hat, wird es hier von Jägern nur so wimmeln. Du musst dir den besten Spurenleser der Gegend zu Hilfe holen.«
    Bonner wurde hellhörig. Spurenleser, dachte er und überlegte, wobei er vor sich auf die Tischplatte starrte.
    Unbemerkt von Bonner stupste einer der Männer den Bärenjäger an und wies mit dem Kopf zu Bonner. Daraufhin fragte der Bärenjäger neugierig: »Aber was verschlägt dich in unsere Gegend, Casper Bonner?«
    Bonner schien aus seiner Erstarrung zu erwachen und antwortete gedankenverloren: »Ich suche jemanden.«
    »Dir ist wohl deine Alte abgehauen«, höhnte Simon. Daraufhin blickte Bonner ihn wütend an und schnauzte: »Halt’s Maul, sonst werde ich den Bären erlegen und das Geld kassieren, denn du bist scheinbar zu dumm für die Bärenjagd.«
    Sofort sprang der Jäger auf und brüllte Bonner an: »Wage es ja nicht, mir in die Quere zu kommen, sonst ergeht es dir schlecht.«
    Wütend warf Simon Geld für das Bier auf die Tischplatte und marschierte zur Tür. Die anderen taten es ihm gleich und folgten ihm. Bevor sie jedoch den Schankraum verließen, rief einer dem Wirt zu: »Schöne Gäste beherbergst du hier, Arons!«
    Mit lautem Knall flog die Tür hinter ihnen ins Schloss. Übel gelaunt ging der Wirt auf Bonner zu und sagte böse: »Ich habe geahnt, dass ich deinetwegen Ärger bekommen werde!«
    »Halt’s Maul«, brummte Bonner, »und bring mir noch ein Bier.«

     
    Zur gleichen Zeit in Duderstadt
    Josef saß eingeschüchtert auf einem Stuhl im Zimmer seines Oheims. Er hatte den Kopf eingezogen und blickte zu Boden. Zornig ging Albrecht Harßdörfer im Zimmer auf und ab und schnauzte seinen Neffen erneut an: »Ich dachte, dass ich mich auf dich

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