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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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für ihn und Franziska keine Rückkehr gab. »Wir sind ebenfalls in großer Gefahr. Mein Vater wird nicht eher ruhen, bis er uns gefunden hat.«
    Alle sahen nun Katharina an.
    »Im Grunde könntest nur du unbesorgt zurückkehren«, stellte Clemens ruhig fest.
    »Zwar trachtet mir keiner nach dem Leben, das stimmt. Aber wenn ich wieder nach Hause gehe, muss ich meinen Schwager heiraten. Ich aber will wie die heilige Elisabeth Gutes tun und nicht wie meine Schwester jedes Jahr ein Kind gebären und womöglich im Wochenbett sterben. Ich werde ganz bestimmt nicht zurückkehren – jedenfalls nicht jetzt.« Trotzig reckte sie das Kinn in die Höhe.
    Johann stöhnte laut auf und sagte: »Lasst uns schlafen gehen. Ich bin müde, und mir ist nicht mehr nach Grübeln. Da wir hier weder Verwandte noch Freunde haben, müssen wir überlegen, wie es weitergeht. Aber erst morgen.« Während er sich vom Stuhl erhob, reckte er sich und gähnte laut. Nacheinander verließen sie den Raum und gingen in die Mehlkammer, die ihnen die Müllerin für die Nacht zugewiesen hatte.

Kapitel 2
     
    Barnabas wurde Servatius’ Gesellschaft von Tag zu Tag lästiger. »Ich kann ihn nicht mehr riechen!«, murmelte der Magier leise vor sich hin, als ein Windhauch wieder einmal den durchdringenden Körpergeruch seines Weggefährten zu ihm herüberwehte.
    Servatius gehörte zu den Menschen, die nur badeten, wenn ein besonderer Feiertag bevorstand. Kamen jedoch der Herbst und die Kälte, wurde die Körperpflege gänzlich vernachlässigt. Der Mönch war der Ansicht, dass eine Schmutzschicht auf der Haut ihn vor Krankheit und Ungeziefer schützen würde. Deshalb diente ihm Wasser nur dazu, seinen Durst zu stillen.
    Als Barnabas den Franziskaner und seinen Mitbruder Burghard vor vielen Monaten kennengelernt hatte, hatte er versucht, sie davon zu überzeugen, dass regelmäßige Körperpflege sehr wichtig war. Dabei war sich der Magier durchaus bewusst, dass er selbst eine Ausnahme war und dass seine tägliche Körperreinigung oft auf Unverständnis stieß. Doch er selbst war der beste Beweis dafür, dass das tägliche Bad nicht schadete, sondern Läuse und Flöhe fernhielt. Servatius allerdings schrieb dies eher den magischen Kräften des Zauberers und dessen Tinkturen und Salben zu.
    Irgendwann hatte der Magier es aufgegeben, den Mönch von der Heilkraft des Bades zu überzeugen. Er wich Servatius’ Gestank aus, indem er stets so marschierte, dass der Wind den Mief von ihm wegwehte.
     
    Zu Barnabas’ Freude aber hatte sich der junge Burghard seine Lehre von der Körperpflege zu Herzen genommen und damit begonnen, sich regelmäßig zu waschen – einerlei, wie das Wetter war. Sobald er einen Teich, Bach oder See entdeckte, hatte Burghard den Magier um ein Stück Seife gebeten und seinen Körper von Schmutz und Schweiß gereinigt. Sogar seinen Habit wusch der junge Mönch in regelmäßigen Abständen. Wenn der braune Umhang dann einen angenehmen Duft verströmte, hielt Burghard ihn mit einem breiten Lächeln seinem Lehrmeister Servatius unter die Nase, der sich angewidert abwandte.
     
    In Gedanken seufzte der Magier leise. Er hätte es nie für möglich gehalten, dass er Burghard vermissen würde. Selten nur hatte jemand seinen Weg gekreuzt, der so begabt und wissbegierig wie dieser Bursche war. Alles, was der Magier dem jungen Mann erklärt oder erzählt hatte, sog dieser wie ein Schwamm in sich auf. Deshalb beantwortete er dem Jungen unermüdlich all seine Fragen. Doch jedes Mal, wenn Barnabas glaubte, dass der Wissensdurst des jungen Franziskaners nun gestillt sein müsste, stellte er ihm bereits die nächste Frage.
    Begeistert von Burghards Neugierde, hatte Barnabas den Entschluss gefasst, den Jungen zu seinem Nachfolger auszubilden, denn schließlich war er nicht mehr Jüngste.
    Es wäre eine Schande, wenn mein Wissen eines Tages verloren ginge!, dachte Barnabas und schielte vorsichtig zu Servatius. Du bist schuld, dass der Junge weggelaufen ist. Ich hätte besser dich fortgejagt, denn dich kann man zu nichts gebrauchen!, grollte er in Gedanken.
     
    Monatelang waren der Magier und die zwei Mönche durch Thüringen gezogen, hatten Kranke behandelt und guten Lohn dafür eingenommen. Sicherlich wären die drei so unterschiedlichen Männer noch lange zusammen durchs Land gereist, hätte der Magier nicht einen folgenschweren Zwist herausgefordert. Wenn Barnabas damals geahnt hätte, was der Diebstahl von wenigen Kreuzern auslösen würde, hätte er

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