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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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hervor.
    Das Mädchen zeigte vor ihm auf den Boden. Zwar war es schon dunkel, aber der Halbmond schien hell genug zwischen den lichten Baumkronen hindurch, so dass Servatius das grüne Gewächs am Boden erkennen konnte.
    »Deshalb erschreckst du mich?«, fragte er zornig. »Das ist Farnkraut.«
    Maria blickte ihn spöttisch an und wisperte geheimnisvoll: »Es ist kein gewöhnliches Farnkraut, sondern die Teufelsfeder! Tritt man in der Nacht darauf, dann findet man den Weg nicht mehr zurück und irrt in einem fort durch den Wald, bis man erschöpft zusammenbricht.«
    »Du bist ja von Sinnen«, flüsterte Servatius und machte einen großen Schritt um den Farn herum. Während er zurück zu Barnabas eilte, hörte er das Mädchen hämisch lachen.

     
    Seit dem Zwischenfall im Wald mied Servatius die Nähe des Kindes, denn selbst im Schlaf verfolgte ihn sein furchteinflößendes Lachen. Gesellte Maria sich neben Barnabas, ging der Mönch mehrere Schritte hinter ihnen. Wurde sie langsamer, sputete Servatius sich, um zu verhindern, dass sie neben ihm ging oder ihn gar berührte. Jedes Mal, wenn Servatius zu Maria blickte, schnitt sie eine Grimasse, die ihn an eine Teufelsfratze erinnerte. Wenn hingegen Barnabas zu ihr sprach, setzte sie ein unschuldiges Kleinmädchengesicht auf. Dann ballte Servatius die Hände zu Fäusten, wagte aber trotzdem nicht, mit Barnabas darüber zu sprechen. Ich kann ihm nicht sagen, dass mir wegen eines elfjährigen Mädchens der Angstschweiß ausbricht. Dann würde er mich fallen lassen, und ich könnte nicht mehr sein Nachfolger werden, grübelte der Mönch. Während er in Gedanken war, hatte er nicht bemerkt, wie das Mädchen sich an seine Seite gesellt hatte. Erschrocken blickte Servatius in ihre kohlschwarzen Augen, die spöttisch funkelten.
    »Du hast Angst vor mir«, flüsterte Maria und griente.
    »Wieso sollte ich vor einem Kind Angst haben?«, versuchte Servatius sich zu verteidigen.
    »Ich kann es riechen. Du stinkst wie mein Vater, als er vor Gericht stand. Womöglich bist auch du ein Hexer!«
    Servatius’ Augen weiteten sich vor Entsetzen. Als Maria das sah, fing sie laut an zu lachen und hüpfte wie ein Tanzbär. Außer sich rannte Servatius zu Barnabas und erzählte ihm von der Ungeheuerlichkeit des Mädchens.
    »Ach, Servatius«, sagte Barnabas kopfschüttelnd. »Sie ist doch ein Kind. Kinder erlauben sich solche Scherze! Du darfst sie nicht ernst nehmen, sondern solltest ebenfalls darüber lachen. Du weißt, dass die Dämonen mich und meine Begleiter in Ruhe lassen. Du kannst gar nicht am Hexentanz teilnehmen – selbst wenn du es wolltest.«
    Servatius sah den Magier erstaunt an. Nur langsam beruhigte er sich. »Mir kann in deiner Nähe nichts passieren?«
    Barnabas nickte. »So ist es.«
    Ein zaghaftes Lächeln entspannte nun die Gesichtszüge des Mönchs. Als er jedoch Maria auf sich zukommen sah, trat er einige Schritte dichter an Barnabas heran.

     
    Es wurde bitterkalt. Eisiger Wind trieb den Reisenden Tränen in die Augen, und vor allem Barnabas spürte die Kälte in seinen Knochen. Jeder Schritt verursachte ihm Qualen, doch er zeigte es nicht. Als er sah, wie Maria zitternd neben ihm ging und er auch Servatius’ blau verfärbte Lippen bemerkte, sagte er zu den beiden: »Wir werden uns für die Wintermonate eine feste Unterkunft suchen.«
    Der Mönch sah sich um, doch außer Wiesen und Wäldern konnte er nichts erkennen.
    »Scheinbar sind die Ortschaften im Land an der Saar weit verstreut. Seit Weierweiler sind wir durch keine einzige Ansiedlung mehr gekommen.«
    Barnabas blieb stehen und kniff die Augen zusammen. Dann zeigte er mit seinem Wanderstab in die Ferne und sagte: »Am Nachmittag werden wir einen Ort erreichen. Ich kann Rauch erkennen, der aus Schornsteinen emporsteigt.«
    Servatius folgte seinem Blick, und tatsächlich konnte auch er in der Ferne feine Rauchsäulen ausmachen.
    »Beeilen wir uns, damit uns schnell ein Feuer wärmt«, forderte Barnabas die beiden auf.
     
    Als sie den Ort erreichten, der aus wenigen Häusern bestand, setzte heftiger Schneeregen ein.
    »Hier gibt es nicht einmal ein Gasthaus!«, jammerte Servatius und wurde dafür von Maria mit einem hämischen Grinsen bestraft. Barnabas zögerte nicht lange und klopfte an die Tür des ersten Bauernhauses am Weg. Als eine junge Frau öffnete, fragte er, ob sie ihm ein Zimmer vermieten würde. Ungläubig rief die Frau nach ihrem Mann. Ein langer schmächtiger Mensch, der den Kopf einziehen

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