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Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb

Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb

Titel: Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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als eine Herde wilder Tiere, die einem anderen, stärkeren Willen gehorchten. Quenton wußte selbst nur zu gut, wie leicht es war, Menschen zu beeinflussen. Je erregter sie waren, desto einfacher war es für jemanden, der sich mit Hexerei und Magie auch nur ein bißchen auskannte.
    Und Roderick war ein Meister der Schwarzen Magie. Quenton war sich nicht einmal sicher, ob die vereinten Kräfte von Andara, Lyssa, Lennard und ihm selbst ausgereicht hätten, Roderick in einem offenen Kampf zu schlagen. Aber der Verräter hatte sich diesem Kampf nie gestellt, sondern war geflohen. Jetzt schickte er seine Kreaturen, dachte Quenton haßerfüllt, um zu vollenden, wozu er selbst zu feige gewesen war.
    Irgendwo unter ihm krachte ein Schuß. Die Kugel fuhr mit einem dumpfen Klatschen eine Handbreit neben Quentons Knie in den Holzboden und wirbelte Heu und trockenen Staub hoch.
    Quenton zog sich hastig in den schwarzen Schlagschatten der Wand zurück, hob die Hand und machte eine rasche, kaum sichtbare Bewegung.
    Unter ihm, im Herzen des aufgebrachten Mobs, der auf die Scheune zudrängte, ließ ein grauhaariger Mann sein Gewehr fallen, griff sich mit beiden Händen an die Kehle und versuchte vergeblich zu atmen. Er taumelte, brach in die Knie und wurde von den Nachdrängenden zu Boden gerissen.
    Quenton atmete hörbar ein. Das Gebäude zitterte unter dem unablässigen Krachen von Schüssen, den Hieben von Gewehrkolben und Äxten, mit denen sich die Angreifer Zutritt zu schaffen versuchten, aber er schob alles beiseite, drängte jeden bewußten Gedanken beiseite, versuchte den Lärm und die Schreie unter sich zu ignorieren und sich ganz auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Er wußte sehr wohl, daß er das Unmögliche versuchte. Selbst zu viert hätten sie die aufgebrachte Meute kaum zurückhalten können – für ihn allein war es so, als wolle er mit bloßen Händen einen berstenden Staudamm zusammenhalten. Aber er würde nicht kampflos sterben.
    Einer der Männer, die fünf Meter unter Quenton gegen das Tor hämmerten, erstarrte plötzlich, hob in einer langsamen, widerwilligen Bewegung das Messer, das er in der rechten Hand trug, – und nahm sich selbst das Leben. Er war tot, bevor sein Körper den zerwühlten Boden berührte.
    Aber hinter ihm drängten hundert andere heran.
    ** *
    Bannermanns Hände zitterten. Er hatte kein Wort gesprochen, seit wir das Achterdeck verlassen hatten, und selbst jetzt schien er noch Mühe zu haben, seine Fassung nicht vollends zu verlieren. Sein Gesicht war weiß; nicht einfach blaß, sondern weiß.
    »Was ist ... passiert?« krächzte er mühsam. Die Frage galt einem der Matrosen, die aus allen Richtungen herbeigeeilt waren und das Loch im Schiffsrumpf in weitem Kreis umstanden.
    Der Mann schüttelte nervös den Kopf. »Ich ... weiß es nicht«, murmelte er. Sein Blick flackerte unstet, und in seinen Augen war deutlich Angst zu lesen.
    »Verdammt, Mannings. Sie haben doch in der Nähe gestanden, als es passierte!« blaffte Bannermann. »Sie müssen etwas gesehen haben.«
    »Ich ... es ... es ging zu schnell«, stotterte Mannings. »Es war plötzlich da und hat nach ihm geschnappt, und dann ...«
    »Was war plötzlich da?« fragte Bannermann scharf.
    Mannings senkte unsicher den Blick. »Ich weiß es nicht«, murmelte er. »Ein ... ein Ding. Ich konnte es nicht richtig erkennen. Es war wie ... wie eine Schlange, aber viel größer und dicker, und ... es war grün und ... und ...«
    Bannermann keuchte. »Sie ...«
    »Lassen Sie ihn, Captain«, fiel ihm Montague rasch ins Wort. »Der Mann hat recht.«
    Bannermann wollte auffahren, aber ein einziger Blick in Montagues Gesicht ließ ihn verstummen. Zwei, drei Sekunden lang hielt er Montagues Blick stand, dann wandte er sich mit einem Ruck um und senkte den Kopf. »Wahnsinn«, flüsterte er. »Das ist der helle Wahnsinn.«
    »Es ist schlimmer, als ich dachte«, murmelte Montague. Die Worte galten mir, aber ich merkte es erst, als er mich am Arm berührte und mir mit einer Kopfbewegung andeutete, ihm zu folgen.
    Ich erwachte wie aus einem Traum. Das furchtbare Geschehen – und vor allem Mannings Worte! – hatten mich gelähmt. Wie eine Schlange, hatte er gesagt. Aber viel größer und dicker ... und es war grün. Was er beschrieb, war genau das, was ich vorhin draußen im Nebel zu sehen geglaubt hatte!
    »Robert!« Montagues Stimme klang warnend, und diesmal riß ich mich zusammen und scheuchte die Gedanken zurück, so gut ich konnte. »Nicht

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