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Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb

Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb

Titel: Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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vernichtet wurde, dann wiesen sie mit dem Finger auf mich und sagten: Das war der Hexer. Zu Anfang habe ich mich dagegen gewehrt, aber nach einer Weile habe ich es aufgegeben.« Er lachte, aber es klang bitter. »Ich hatte gehofft, in Europa meinen Frieden zu finden, aber es sieht so aus, als ob mir mein Fluch folgt, wohin ich auch gehe. Vielleicht kann man seinem Schicksal nicht davonlaufen.«
    Jemand klopfte gegen die Tür. Montague – Andara! – zuckte erschrocken zusammen, verbarg mit einer raschen Bewegung die Kette mit dem goldenen Stern unter seinem Hemd, trat an mir vorbei und schob den Riegel zurück. Auf dem nur unzureichend erhellten Korridor stand ein Matrose. Mannings, wie ich nach wenigen Sekunden erkannte.
    »Der ... der Captain schickt mich«, begann er unsicher. »Er möchte Sie sehen, Mister Montague.« Sein Blick wich dem Andaras aus. Er trat nervös auf der Stelle und schien nicht so recht zu wissen, was er mit seinen Händen anfangen sollte.
    »Er fragt, ob ... ob Sie zu ihm aufs Achterdeck hinaufkommen können.«
    »Warum kommt er nicht hierher?« fragte ich, aber Andara winkte hastig ab.
    »Laß nur, Robert«, sagte er. »Ich muß sowieso hinauf an Deck. Sei so gut und gib mir Mantel und Stock.«
    Ich gehorchte, hängte ihm das dünne schwarze Cape über die Schultern und nahm den schlanken Spazierstock – unter dessen silbernem Knauf sich die Klinge des Degens verbarg, die ich selbst schon an der Kehle gefühlt hatte – aus dem Koffereinsatz. Ohne ein weiteres Wort folgten wir Mannings an Deck.
    Bannermann erwartete uns bereits ungeduldig. Er hatte seinen schweren Wollmantel gegen eine schwarze Öljacke getauscht, die ihm zwar kaum Schutz vor der Kälte bot, in der er sich aber besser bewegen konnte. Ich sah, daß er eine Pistole im Gürtel stecken hatte. Und auch die Matrosen, die in kleinen Gruppen auf dem Deck herumstanden, leise miteinander redeten oder einfach verbissen in den Nebel hinausstarrten, waren bewaffnet – ein paar mit Gewehren, die meisten mit Messern oder Beilen, einige auch mit Enterhaken oder langen Belagnägeln. Trotz des Ernstes der Situation mußte ich ein Lächeln unterdrücken. Die Männer erinnerten mich an Kinder, die sich vorgenommen hatten, Pirat zu spielen.
    Aber das Gefühl der Heiterkeit verflog sofort, als ich an Bannermann vorbei sah und den Nebel erblickte.
    Obwohl ich es nicht mehr für möglich gehalten hatte, war er noch dichter geworden, und die Stille, die ihn begleitete, hatte jetzt etwas Erstickendes.
    »Montague«, begann Bannermann übergangslos. »Ich muß mit Ihnen reden.« Zwischen seinen Brauen entstand eine Falte, als wir uns ihm näherten und er sah, wie gesund und kräftig der Mann, um dessen Leben er und ich noch vor wenigen Stunden gezittert hatten, plötzlich war. Aber er verlor kein einziges Wort darüber. »Sie wissen mehr, als Sie bisher zugegeben haben«, behauptete er plötzlich. »Sie wissen, was den Mann getötet hat, nicht?«
    Andara sah ihn ernst an, drehte sich halb um und blickte aus zusammengekniffenen Augen über das Deck zu der herausgebissenen Stelle, die im Nebel nur noch ein großer finsterer Schatten war.
    »Ja«, antwortete er nach sekundenlangem Zögern. »Jedenfalls fürchte ich es. Aber ich kann es Ihnen jetzt nicht erklären«, fügte er hinzu, bevor Bannermann Gelegenheit hatte, etwas zu sagen. »Ich wäre so oder so zu Ihnen gekommen, Captain. Wir müssen hier verschwinden. Das Schiff muß sofort Fahrt aufnehmen. Was gerade passiert ist, war nur der Anfang, Bannermann. Dieses Ding wird weiter töten, wenn wir hierbleiben.«
    »Aber ich kann es nicht!« begehrte Bannermann auf. Sein Zorn hatte etwas Hilfloses, und für einen Moment tat er mir leid. Ich wußte, wie schwer es war, sich gegen Andara durchsetzen zu wollen. »Ich weiß nicht, was dieser verdammte Nebel zu bedeuten hat, und wenn ich ehrlich sein soll, dann beginne ich allmählich wieder an den Klabautermann zu glauben, aber das Schiff kann sich nicht bewegen, Montague!«
    »Dann müssen wir rudern.«
    Bannermann stieß einen komisch klingenden Laut aus. »Rudern?! Sie glauben doch nicht im Ernst, daß auch nur einer meiner Männer einen Fuß in eines der Boote setzen
    wird, solange dieses Monster dort draußen ist? Sie haben doch gesehen, was mit Gordon passiert ist!«
    »Ich werde sie schützen«, sagte Andara. »Ich weiß, daß es gefährlich ist, aber wir haben keine andere Wahl. Keiner Ihrer Männer wird London lebend erreichen, wenn wir das

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