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Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie

Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie

Titel: Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Lehm und Schlamm, und nach einer Weile hielt Mahoney wieder an und deutete schweigend nach vorne. Hinter dem grauen Halbkreis des Ausganges waren ineinander verflochtene schwarze Schatten zu erkennen. »Büsche«, erklärte Mahoney. »Sie tarnen den Ausgang. Passen Sie auf, daß Sie sich nicht verletzen.« Er kroch weiter, drückte vorsichtig die Zweige auseinander und blieb halb gebückt stehen, bis ich nachgekommen war.
    Die Nacht empfing uns mit eisiger Kälte und dem Heulen des Sturmes. Die dumpfen Echos von Donnerschlägen rollten über die See heran, und der Himmel hatte sich in einen brodelnden Hexenkessel verwandelt. Salzwassergeruch und das dumpfe Grollen heranrollender Wellen schlugen uns vom Meer entgegen.
    Ich blieb gebückt neben ihm stehen, sah mich nach allen Seiten um und senkte automatisch den Blick. Der Boden war vom Regen aufgeweicht; ich war fast bis an die Knöchel im Morast eingesunken, und in meinen Füßen breitete sich ein Gefühl betäubender Kälte aus. Aber es gab keinen Schatten. Es war Nacht, und die Wolkendecke verschluckte sogar das wenige Licht der Sterne.
    Mahoney lächelte, als er meinen Blick bemerkte. »Keine Sorge«, sagte er. »Im Moment sind wir in Sicherheit.« Er wurde übergangslos ernst. »Aber der Sturm wird nicht ewig andauern, und irgendwann wird es wieder Tag. Wie heißt das Boot, das Lovecraft gemietet hat?«
    »Keine Ahnung«, gestand ich. »Ich habe nie mit ihm darüber gesprochen. Er wollte nicht, daß ich mitkomme. Er wollte nicht einmal, daß ich in die Nähe des Hafens gehe.«
    Mahoney zog eine Grimasse und zuckte gleich darauf mit den Schultern. »Das macht auch nichts«, seufzte er. »So groß ist der Hafen ja nicht. Kommen Sie.«
    Wir gingen los. Mahoney huschte geduckt und lautlos wie ein Schatten vor mir her, und ich mußte mich beeilen, um nicht den Anschluß zu verlieren. Obwohl wir uns wieder unter freiem Himmel aufhielten, war es kaum heller als unten im Stollen – die Wolken schluckten alles Licht, und das Meer breitete sich wie ein gewaltiges schwarzes Loch direkt unter uns aus. Selbst die Schiffe, die an der schmalen Mole vor Anker lagen, waren nur als verschwommene dunkle Umrisse zu erkennen. Nirgends brannte Licht, und als ich im Laufen den Kopf wandte und zur Stadt zurückblickte, sah ich, daß auch hinter den Fenstern der Häuser die meisten Lichter erloschen waren. Es war beinahe unheimlich. Vorhin, als ich vor meinem eigenen Schatten geflohen war, hatte ich die Dunkelheit herbeigesehnt. Jetzt fürchtete ich sie plötzlich fast.
    Mahoney lief etwas langsamer und wartete, bis ich an seine Seite gekommen war. »Das Boot dort hinten«, sagte er. »Das muß es sein. Das Letzte in der Reihe.«
    Ich blickte in die Richtung, in die sein ausgestreckter Arm wies, aber alles, was ich sah, waren Schwärze und ein paar formlose dunkle Umrisse. Trotzdem nickte ich und lief gehorsam neben ihm her. Der Salzwassergeruch wurde durchdringender, als wir den Hafen erreichten. Unsere Schritte erzeugten auf dem feuchten Stein der Uferbefestigung seltsam helle, klackende Echos, die trotz des brüllenden Sturmes unnatürlich weit zu schallen schienen. Unter uns schlugen die Wellen wütend gegen den Kai, und wir waren schon nach wenigen Schritten bis auf die Haut durchnäßt. Die Boote hoben sich knarrend im Rhythmus der Brandung und zerrten an den Tauen, mit denen sie angebunden waren. Ich glaubte, Holz splittern zu hören. Und bei diesem Sturm wollte Mahoney auf die See hinausfahren?
    Mahoney lief langsamer, hob die Hand und deutete auf den letzten in der Reihe dunkler massiger Schatten. »Das ist es«, sagte er. »Schnell jetzt!« Wie zur Antwort auf seine Worte heulte der Sturm plötzlich mit doppelter Wut los. Ein gewaltiger Brecher schlug gegen die Kaimauer, überschüttete uns mit Wasser und schäumender Gischt und riß mich um ein Haar von den Füßen. Mahoney fluchte, gab mir einen Stoß, der mich ein Stück vom Kai wegtaumeln ließ und bildete mit den Händen einen Trichter vor dem Mund.
    »Lovecraft!« schrie er. »Sind Sie da?«
    Der Sturm riß ihm die Worte von den Lippen und antwortete mit meckerndem Hohngelächter, und eine neue Bö peitschte uns Wasser und Kälte in die Gesichter.
    »Lovecraft!« brüllte Mahoney noch einmal. »Howard! Sind Sie da? Ich bringe Robert!«
    Und diesmal bekam er eine Antwort. Eine Stimme schrie irgend etwas durch den Sturm herüber, dann tauchte der auf und ab hüpfende Punkt einer Lampe auf dem Deck des Bootes auf, und ein

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