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Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie

Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie

Titel: Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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...«
    »Ich bin dreiundzwanzig, Robert«, unterbrach er mich. »Nicht viel jünger als Sie.«
    »Das ist etwas anderes. Ich bin ...«
    »Etwas besonderes, ich weiß«, unterbrach mich Floyd spöttisch. »Das glaubt jeder, der mit diesen Bestien zu tun bekommt. Aber vielleicht haben Sie nicht einmal Unrecht. Sie sind der erste Mensch, den ich kennenlerne, der eine Begegnung mit einem dieser Ungeheuer überlebt hat.« Er hob die Hand und deutete auf die weiße Haarsträhne über meinem rechten Auge. »Das da stammt doch von einem, oder?«
    Ich nickte impulsiv. »Gibt es irgend etwas, das ... das Sie nicht wissen?« fragte ich.
    »Eine Menge«, antwortete Mahoney ernst. »Aber ich weiß, was mit Ihnen los ist, Robert, und ich glaube, ich weiß auch, wie ich Ihnen helfen kann.«
    »Wie?«
    »Nicht hier«, antwortete Mahoney ruhig. »Wir müssen hier weg. Am besten gehen wir nach unten, in den Gang. Ich habe keine Ahnung, ob er noch auf voller Länge passierbar ist, aber es gibt dort unten kein Licht. Bis Sonnenuntergang sind wir in Sicherheit.«
    »Und dann?« fragte ich.
    »Dann?« Mahoney lächelte. »Dann fahren wir auf das Meer hinaus und holen die Bücherkiste Ihres Vaters. Ich hoffe, Sie können schwimmen.«
    ** *
    Das Pferd war während der letzten halben Stunde immer unruhiger geworden. Die Gewitterfront war näher gekommen, und das dunkle Rumpeln und Grollen des Donners erklang jetzt beinahe ununterbrochen, und obwohl die Regenfront noch immer Meilen entfernt war, war die Luft bereits von jenem eigentümlichen Gefühl der Spannung erfüllt, das einem schweren Unwetter vorausgeht und das Tiere mit ihren empfindlichen Sinnen weitaus eher registrieren als Menschen.
    Aber das war nicht der einzige Grund für die Nervosität des Tieres. Es hatte geduldig gewartet, Stunde um Stunde, daß der Mann zurückkehrte, der das zweite Tier ausgespannt und damit davongeritten war, aber er war nicht gekommen, und es stand noch immer reglos an der gleichen Stelle, unbarmherzig gehalten von den Riemen des Zuggeschirres, die es mit dem Karren verbanden; und er würde auch nicht kommen.
    Trotzdem war das Tier nicht allein. Irgendwo hinter ihm bewegte sich etwas, kein Mensch, auch kein anderes Wesen, dessen Geruch es erkannt hätte, aber trotzdem etwas Lebendes, Atmendes. Es spürte seine Bewegungen, seinen fremdartigen, unangenehmen Geruch, die sonderbaren Geräusche, die es verursachte, seine Fremdheit, und dies alles zusammen trieb das Pferd an den Rand der Raserei. Es schnaubte, warf verzweifelt den Kopf in den Nacken und zerrte und zog mit aller Gewalt an den ledernen Riemen, die es hielten. Die Stöße übertrugen sich über die Deichsel auf den Wagen und ließen die zerbrechliche Konstruktion ächzen; aber der Wagen saß unverrückbar fest im Schlamm, und selbst die Kraft von zehn Pferden hätte nicht gereicht, ihn von der Stelle zu bewegen.
    Dafür bewegte sich das Ding auf seiner Ladefläche.
    Es war kein Tier, auch keine Pflanze oder irgend etwas anderes Identifizierbares, sondern im Grunde nur eine amorphe, graue Masse; ein wabbeliger Berg aus graugrünem, übelriechendem Schleim wie eine übergroße Amöbe, ohne sichtbare Sinnesorgane oder Glieder. Während der letzten Stunden war es gewachsen, langsam, aber stetig, hatte Norris’ Körper verzehrt, seine Kleider, dann die leeren Säcke, die auf dem Wagen gelegen hatten, die Bastkörbe und sogar einen Teil der Holzplanken, aus denen das Gefährt zusammengesetzt worden war. Jetzt hatte es alles organische Material in seiner unmittelbaren Umgebung verschlungen, und sein Wachstum war zum Stillstand gekommen.
    Trotzdem war es noch hungrig, und es spürte die Nähe des Pferdes, obgleich es weder über Augen noch Geruchs-oder Gehörsinn verfügte. Der Wagen bebte unter den verzweifelten Stößen, mit denen sich das Pferd gegen sein Geschirr warf, und die Stöße übertrugen sich auf den knochenlosen Körper des Dinges.
    Langsam begann es sich zu bewegen. Mühsam, wie eine übergroße nackte Schnecke eine glitzernde Schleimspur hinter sich herziehend, glitt es zum hinteren Ende der Ladefläche, quoll über die Planken und tropfte in langen, zähen Bahnen auf den aufgeweichten Boden hinab. Der Vorgang dauerte lange; zehn, fünfzehn, vielleicht zwanzig Minuten, und als er beendet war, hockte das Ding wie ein meterhoher Berg aus grauem Pudding auf dem Waldweg. Es verharrte eine Weile, als müsse es Kraft schöpfen, dann bewegte es sich wieder: dünne Schleimfäden krochen wie

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