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Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Titel: Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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schmerzhafter, und die Dunkelheit schien sich wie ein lautloser Belagerungsring um uns zusammenzuziehen.
    »Hoffentlich macht er voran«, murrte Rowlf und zog fröstelnd die Jacke enger um die Schultern. »Is kalt hier. Und nich grad ne hübsche Gegend.«
    Howard nickte, zog eine Zigarre aus der Brusttasche und steckte sie nach kurzem Zögern wieder zurück. »Was hältst du von ihm?« fragte er.
    Es dauerte einen Moment, bis ich registrierte, daß die Frage mir galt. Ich war voll und ganz damit beschäftigt gewesen, in die wattige Schwärze ringsum zu starren und mir alle möglichen (und ein paar unmögliche) Monster auszudenken, die hinter der Wand aus Dunkelheit auf mich und die anderen lauerten. Mit einem fast verlegenen Lächeln drehte ich mich zu ihm herum und zuckte mit den Achseln. »Von Sean? Ich weiß nicht. Er ist ...«
    »Jedenfalls kein normaler Fischer oder Landarbeiter, nicht wahr?« Howard lächelte. »Aber schließlich hat er auch nicht behauptet, eines von beiden zu sein.«
    Ich sah ihn verwirrt an, nickte dann aber. Howard hatte vollkommen recht.
    Irgendwie hatten wir alle aus der Umgebung und den Umständen, unter denen wir Sean kennengelernt hatten, geschlossen, daß er irgendein Seemann oder Arbeiter aus Durness war. Aber er hatte niemals behauptet, es zu sein. Eigentlich wußten wir sehr wenig über ihn, dachte ich. Entschieden zu wenig im Grunde, um uns seiner Führung in eine Gegend wie diese anzuvertrauen.
    »Er spricht nicht wie jemand von hier«, sagte ich zögernd. »Aber das besagt nichts. Schließlich ist er uns keine Rechenschaft schuldig.«
    »Das nicht.« Howard drehte sich herum und musterte das Haus, in dem Sean verschwunden war, mit einem langen, nachdenklichen Blick. »Ich frage mich nur, warum er uns hilft. Wenn die Stimmung hier in Durness wirklich so gespannt ist, wie er behauptet, dann wird er sich eine Menge Ärger einhandeln.«
    »Wenn man so aussieht wie er, kann man sich den vermutlich leisten«, sagte ich.
    »Blödsinn«, knurrte Rowlf. »H.P. hat vollkommn recht. Mitem Kerl stimmt was nich. Un ich krieg raus, was.«
    »Mach keinen Unsinn, Rowlf«, sagte Howard warnend. »Sean ist nicht unser Feind.«
    Rowlf grunzte und wies mit einer zur Faust geballten Pranke auf das Haus. »Un wennsne Falle is?« fragte er.
    »Davor hätte uns Robert gewarnt«, behauptete Howard. »Oder?«
    Ich beeilte mich, zu nicken, obwohl ich mir meiner Sache plötzlich gar nicht mehr so sicher war. Natürlich hätte ich gemerkt, wenn Sean uns belogen hätte – aber daß er nicht unser Feind war, bewies noch lange nicht, daß er damit automatisch zu unserem Freund wurde.
    Seans Rückkehr beendete die Diskussion. Hinter dem schmalen, gesprungenen Fensterchen in der Tür erschien ein flackerndes Licht, dann wurde die Tür geöffnet, und Seans breitschultrige Gestalt trat zu uns auf den Gehsteig heraus. In der Hand hielt er jetzt eine Kerze, deren Flamme er mit der Hand gegen den Wind abschirmte. Das rotgelbe Licht beleuchtete sein Gesicht von unten und gab ihm ein fast unheimliches Aussehen.
    »Alles in Ordnung?« fragte Howard.
    Sean nickte. »Ich habe mit Miß Winden gesprochen«, sagte er, so leise, als befürchte er, daß seine Worte von irgend jemandem innen im Haus belauscht werden könnten. »Sie können ihre Tochter sehen. Ich habe ihr erzählt, daß Sie ein Wissenschaftler aus London sind, der zufällig auf der Durchreise ist, also bleiben Sie dabei.«
    Howard nickte und wollte an ihm vorbei ins Haus gehen, aber Sean hielt ihn mit einem raschen Griff am
    Arm zurück. »Noch was, Phillips«, sagte er. »Machen Sie ihr keine falschen Hoffnungen, nur um sie zu trösten.«
    Howard streifte seine Hand ab und wollte antworten, aber Sean wandte sich bereits um und verschwand ohne ein weiteres Wort im Haus. Er hatte gesagt, was er sagen wollte, und er schien sich hundertprozentig darauf zu verlassen, daß Howard die Warnung, die unausgesprochen in seinen Worten mitgeschwungen hatte, verstand. Mein Respekt vor dem dunkelhaarigen Riesen wuchs. Und mein Mißtrauen. Dieser Mann war alles andere als ein Hafenarbeiter.
    Hintereinander folgten wir Sean ins Haus. Der Flur war dunkel und feucht, und in der Luft hing ein muffiger Geruch, vermischt mit Kälte, die durch die dünnen Wände hereingekrochen war und sich im Mauerwerk festgekrallt hatte. Eine Treppe führte ins Obergeschoß hinauf, so schmal, daß wir hintereinander gehen mußten, und so verrottet, daß ich mich hütete, mich auf das

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