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Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Titel: Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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verlor ich das Bewußtsein.
    ** *
    Tremayn fuhr wie unter einem Hieb zusammen. Ein scharfer, stechender Schmerz zuckte durch seinen Schädel, Krämpfe schüttelten seinen Körper, und vor seinen Augen tanzten Flammen und wogende Schatten; Visionen von unvorstellbarer Fremdartigkeit. Er schrie, verlor auf dem schmalen Stuhl das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Das Zimmer begann sich um ihn herum zu drehen, als versuchten Wände und Boden und Decke sich aus ihrer Form zu lösen und neu zu gruppieren. Ein helles, grünliches Licht überstrahlte den flackernden Schein der Petroleumlampe, und plötzlich war die Luft von einem durchdringenden, fremden Gestank erfüllt, der ihm den Atem nahm.
    Nach einer Weile hörten die Schmerzen und Krämpfe auf, und Tremayns Atem beruhigte sich wieder. Mühsam stemmte er sich hoch, blieb einen Moment auf Händen und Knien hocken und lauschte angstvoll in sich hinein. Sein Herz raste, und trotz der Kälte klebten seine Kleider vor Schweiß. Vergeblich versuchte er zu ergründen, was das gewesen war, was er da gefühlt hatte. Es war wie ein Hieb gewesen, ein blitzschnelles, wütendes Zuschlagen einer unsichtbaren Macht, der gleichen Kraft, deren Anwesenheit er gespürt hatte, in den letzten zwei Tagen, das gleiche geistige Flüstern, das ihn bei seinen Studien geführt und geleitet hatte; es war stärker geworden, im gleichen Maße, in dem er tiefer in die Geheimnisse des Buches eindrang, hatte an Gewalt – und Macht über ihn – gewonnen, je mehr er von den geheimnisvollen Schriftzeichen und Symbolen verstand, und jetzt hatte er seine andere, dunkle Seite kennengelernt, die Faust, zu der sich die unsichtbare Hand seines Führers ballen konnte.
    Er stöhnte. Die Erinnerung an den Schmerz wühlte noch in seinem Inneren, aber gleichzeitig fühlte er sich frei; zum ersten Mal seit dem Moment, in dem er das Buch gesehen hatte, wieder Herr seines eigenen Willens.
    Ein helles, knisterndes Geräusch drang in Tremayns Gedanken und ließ ihn aufstehen. Plötzlich fiel ihm der grünliche, unheimliche Schein wieder auf, der in der Luft lag, aus keiner bestimmbaren Quelle kommend, sondern wie leuchtender durchsichtiger Nebel und sanft pulsierend. Umständlich stemmte sich Tremayn auf die Füße, trat einen halben Schritt auf den Tisch zu und blieb abrupt stehen.
    Das Buch bewegte sich ...
    Wie von unsichtbaren Händen umgeschlagen, blätterten die dünnen, vergilbten Seiten vor seinen Augen um, und das helle Rascheln und Knistern des trockenen Pergamentes erfüllte den Raum mit einem geheimnisvollen, drohend-spöttischen Wispern, das Tremayn einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ.
    Plötzlich, als wäre er abrupt aus einem tiefen, traumlosen Schlaf erwacht, wurde sich Tremayn seiner Umgebung wirklich bewußt: der Kälte, die seine Zähne klappernd aufeinanderschlagen und seine Finger steif werden ließ, dem Gefühl bohrenden Hungers, das sich seit zwei Tagen in seine Eingeweide wühlte, ohne daß er sich dessen bisher überhaupt bewußt gewesen wäre, die Schwäche, mit der sein Körper zwei Tage Schlafentzug quittierte. Und plötzlich wurde er sich der Tatsache bewußt, daß er ein Buch las, das in einer Sprache abgefaßt war, die er nicht beherrschte, ja, von der er noch nie zuvor gehört hatte, daß er Dinge tat, die nicht seinem Willen entsprachen, sondern zu einem willenlosen Sklaven dieses Buches geworden war.
    Und plötzlich war die Angst da.
    Die dünnen Pergamentseiten blätterten weiter raschelnd und knisternd um, und der grüne Schein in der Luft pulsierte stärker. Tremayn torkelte zurück, als er spürte, wie die unsichtbaren Gewalten schon wieder nach seinem Willen griffen. Er wollte schreien, aber seine Stimmbänder versagten ihm den Dienst. Dann, wie eine unsichtbare Welle, die durch seinen Körper raste, ergriff die Lähmung auch von seinen Gliedern Besitz. Sein Wille erlosch. Langsam trat Tremayn wieder an den Tisch heran, ließ sich auf den schmalen Hocker sinken und streckte die Hand nach dem Buch aus. Die Seiten blätterten weiter, kamen, als wären sie bisher von einem unsichtbaren Windzug, der jetzt abbrach, bewegt worden, zur Ruhe, das pulsierende grüne Licht strahlte stärker.
    Tremayns Blick verschleierte sich. Seine Augen wurden trüb und matt wie die eines Toten, und seine Hand bewegte sich wie ein kleines, lebendes Wesen über den Tisch, kroch über die aufgeschlagene Seite des Höllenbuches und blieb unter einer bestimmten Zeile liegen. Seine Lippen

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