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Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb

Titel: Der Hexer - GK587 - Bücher, die der Satan schrieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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ergriffen hatte, sich allmählich in pure Angst zu verwandeln begann. Die Dunkelheit auf dem Dachboden schien zu raschelndem, flüsterndem Leben zu erwachen, als sie sich dem Schreibtisch und dem Toten dahinter näherten. Gordon fiel auf, daß das Licht der beiden Petroleumlampen, die rechts und links von ihm auf der Schreibtischplatte standen, nur wenige Schritte weit reichte; viel weniger weit, als normal gewesen wäre. Der Tisch stand inmitten einer Insel flackernder trüber Helligkeit, die von einem finsteren Belagerungswall aus Schwärze und Ungewissen wogenden Schatten umgeben war. Und irgend etwas an seinem Gesicht kam Gordon auf beinahe furchteinflößende Weise bekannt vor, gleichermaßen vertraut wie abstoßend, aber er wußte nicht, was. Der bittere Kloß in seinem Hals war noch immer da, und sein Magen krampfte sich langsam zu einem harten, schmerzhaften Ball zusammen. Einen ganz kurzen Moment lang blitzte die Frage in seinem Bewußtsein auf, wer die beiden Lampen entzündet haben mochte und warum, aber der Gedanke entschlüpfte ihm, ehe er ihn richtig fassen konnte.
    Sie näherten sich dem Schreibtisch und blieben in zwei Schritten Abstand stehen. Gordon versuchte, einen Blick auf die Seiten des aufgeschlagenen Buches zu erhaschen, aber es gelang ihm nicht. Etwas Seltsames geschah: Er erkannte, daß die Schriftzeichen auf den Seiten bizarr und sonderbar aussahen, kaum wie eine menschliche Schrift, sondern fast wie das Gekrakel eines Kindes, aber auch wieder auf schwer in Worte zu fassende Art regelmäßig, aber es gelang ihm nicht, die Zeilen genauer zu sehen – jedesmal, wenn er versuchte, sich auf eine der Hieroglyphen zu konzentrieren, entzogen sie sich ihm auf geheimnisvolle Weise.
    Mühsam löste er seinen Blick von dem Buch und sah den Toten an. Tremayn unterdrückte im letzten Augenblick einen Schrei.
    Die Augen des Fremden waren weit geöffnet. Er blinzelte noch immer nicht, und jetzt, als Tremayn nahe genug heran war, erkannte er, daß der graue Schimmer auf seinen Zügen nicht die Zeichen einer Krankheit oder Wirkung des schlechten Lichtes waren, sondern Staub. Staub, der sogar auf seinen Pupillen lag ...
    »Was ...«, keuchte Gordon.
    Er sprach nicht weiter. Der Fremde bewegte sich. Staub rieselte aus seinen Kleidern, und Gordon sah, daß sich zwischen seinen Fingern haarfeine Spinnweben spannten, die jetzt, als er sie bewegte, zerrissen. Langsam, ganz langsam kippte der Oberkörper des Mannes nach vorne, hing für einen kurzen, schrecklichen Moment reglos in der Schwebe, als würde er von unsichtbaren Fäden gehalten, und schlug schließlich auf dem Schreibtisch auf. Das Geräusch hörte sich an, als stürze irgendwo ein Balken zu Boden.
    »Mein ... mein Gott«, stammelte Tremayn. »Was ... was bedeutet das? Was geht hier vor? Ich ... ich will weg!«
    »Einen Moment noch«, sagte Gordon. Rasch hob er die Hand und hielt Tremayn am Arm zurück. »Hilf mir.«
    Tremayn keuchte. Seine Augen waren vor Furcht geweitet. »Was ... was hast du vor?« fragte er.
    Gordon deutete auf das Buch, das aufgeschlagen vor dem Toten lag. Der Mann hatte den Band im Zusammenbrechen halbwegs unter sich begraben; seine rechte Hand lag, zu einer Klaue verkrümmt, auf der aufgeschlagenen Seite. »Ich will das Ding mitnehmen«, sagte er. »Hilf mir.«
    Tremayn prallte mit einer erschrockenen Bewegung zurück. »Du bist verrückt!« entfuhr es ihm. »Ich rühre den Kerl nicht an!«
    Gordon musterte ihn einen Herzschlag lang wütend. »Hast du Angst, daß er dich beißt?« fragte er spitz. Aber
    sein Hohn prallte von Tremayn ab, und er schüttelte nur stur den Kopf.
    »Ich rühre den Kerl nicht an«, sagte er entschieden. »Du kannst von mir denken, was du willst, aber ich fasse ihn nicht an.«
    Gordon schluckte einen Fluch herunter, drängte das Gefühl von Widerwillen und Abscheu, das sich in ihm breitzumachen begann, zurück, und versuchte, den Kopf des Toten anzuheben. Der Mann war erstaunlich schwer, und seine Haut fühlte sich kalt und hart wie Holz an. Aber es ging.
    »Dann nimm wenigstens das Buch«, sagte er. »Ich halte ihn solange fest.«
    Tremayn streckte gehorsam die Hand nach dem Buch aus, führte die Bewegung aber nicht zu Ende. »Was willst du überhaupt damit?« fragte er.
    »Verdammt, das Ding ist uralt«, schnappte Gordon gereizt. »Es kann ein Vermögen wert sein. Und nun mach schon!«
    Tremayn schluckte, nervös und ein paarmal rasch hintereinander, überwand sich aber dann doch und zog das Buch mit

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