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Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Titel: Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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oder Nacht war, und das einzige Licht kam von einer schwarzen, bizarr geformten Kerze, die neben dem Stuhl auf dem Boden stand.
    Es war kalt. Meine Kleider klebten vor Nässe am Körper, ich fühlte mich müde, durchgefroren und hundeelend. Stunde um Stunde – wie mir schien – hatte uns der mißgestaltete Riese durch die Abwasserkanäle geschleppt. Ich hatte insgeheim darauf gehofft, eine Möglichkeit zur Flucht zu finden, aber der häßliche Riese hatte, anstatt uns loszubinden, Howard und mich scheinbar mühelos über die Schulter geworfen und uns getragen, selbst für einen Kerl wie ihn eine erstaunliche Leistung. In diesem Haus angekommen, hatte er mich in den verdunkelten Raum geworfen, die Kerze entzündet und die Tür hinter sich verschlossen.
    Seitdem wartete ich. Ich wußte bloß nicht, worauf.
    Ich wußte auch nicht, wieviel Zeit vergangen war; mein Zeitgefühl war durcheinandergeraten, und einmal war ich vor Erschöpfung eingeschlafen.
    Schließlich hörte ich draußen vor der Tür Schritte. Ein Schlüssel drehte sich im Schloß, und die Tür schwang quietschend auf. Drei, vier Personen betraten den Raum, schwarze Schatten gegen den grell erleuchteten Hintergrund, dann wurde die Tür wieder geschlossen.
    Der Luftzug hatte die Kerze gelöscht. Irgendwo vor mir raschelte es, dann flammte ein Streichholz auf, und der Docht verbreitete erneut trübgelbe Helligkeit. Es dauerte einen Moment, bis sich meine Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten und aus den Schatten allmählich vier menschliche Gestalten wurden.
    Zwei von ihnen kannte ich – es waren der Riese und Wulf. Der dritte war ein schlanker, dunkelhaariger Mann unbestimmbaren Alters, der auf den ersten Blick beinahe normal aussah; allerdings auch nur auf den ersten Blick.
    Die vierte Person war eine Frau. Eine sehr alte Frau – achtzig, vielleicht sogar neunzig Jahre, schätzte ich. Ihr Gesicht glich einer zerschundenen Landschaft aus Falten und tief eingeschnittenen Narben, grau und fleckig wie altes Pergament und ebenso tot. Das einzige Lebendige darin waren die Augen. Augen, deren Blick mich schaudern ließ.
    »Andara«, murmelte der Mann an ihrer Seite. »Endlich haben wir dich. Endlich!«
    Seine Stimme drang nur wie durch einen dämpfenden Vorhang an mein Bewußtsein. Der Blick der Alten bannte mich. Es war keine Hypnose, sondern etwas anderes, etwas viel Finstereres und Böseres.
    Mühsam löste ich meinen Blick von dem der Alten und versuchte mich aufzusetzen, so gut es die Fesseln zuließen. »Wer... wer sind Sie?« fragte ich stockend. »Wer sind Sie und was wollen Sie von mir?«
    »Mein Name tut nichts zur Sache, Andara«, antwortete der Mann grob. »Ich bin Lowry Temples, aber das wird Ihnen nichts sagen, vermute ich.«
    »Nein«, antwortete ich. »So wenig, wie ich weiß, warum mich Ihre Schläger entführt haben und warum ich hier bin.«
    Temples Augen blitzten auf. »Das wissen Sie wirklich nicht?« fragte er. »Aber natürlich – es ist lange her, nicht wahr? Zweihundert Jahre sind selbst für einen Mann wie Sie eine lange Zeit, Roderick Andara.«
    Ich wollte antworten, aber die Alte kam mir zuvor.
    »Das ist nicht Andara«, sagte sie ruhig.
    Temples erstarrte. Verwirrt blickte er mich an, dann die Alte, und dann wieder mich. »Das ist...«
    »... nicht Roderick Andara«, sagte die Alte noch einmal. »Ich weiß, was ich sage, Lowry.«
    »Aber er muß es sein!« keuchte Temples, beinahe verzweifelt. »Er sieht so aus wie auf den Bildern, und ich... ich habe seine Macht selbst gespürt. Und Curd auch und die anderen!«
    »Er sieht aus wie er«, bestätigte die Alte. »Er hat seine Macht und sein Wissen. Aber er ist es nicht. Glaube mir, Lowry – ich würde ihn erkennen, stünde er vor mir.«
    »Aber wer...« Temples schluckte nervös, atmete hörbar ein und starrte aus brennenden Augen auf mich herab. »Wer sind Sie denn?« fragte er.
    »Ich bin sein Sohn«, sagte ich leise. »Mein Name ist Craven, nicht Andara. Robert Craven.«
    »Sein Sohn...« Temples erbleichte. Seine Lippen begannen zu zittern, und für einen Moment trübte sich sein Blick. »Der Sohn des Magiers.«
    »Ich bin Andaras Sohn«, wiederholte ich, »aber glauben Sie mir, das ist alles, was ich mit ihm zu tun habe. Was immer mein Vater getan haben mag – ich weiß nicht, was es war, und ich weiß nicht, warum er es getan hat.« Ich seufzte. »Bis vor ein paar Tagen wußte ich nicht einmal, daß es einen Ort namens Innsmouth gibt.«
    Temples lachte. Es klang

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