Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Titel: Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
blinzelte verwirrt, starrte Tornhill eine Sekunde lang an und wandte sich dann wieder an mich. »Wer is dat?«
    Diesmal konnte ich ein Grinsen nicht unterdrücken. Wenn Rowlfs fürchterlicher Slang wieder zum Vorschein kam, war alles in Ordnung. Er sprach nur dann reines Oxford-Englisch, wenn er sich allein glaubte oder vollkommen aus der Fassung gebracht war.
    »Das spielt jetzt keine Rolle«, sagte ich. »Er ist... ein Freund. Erinnerst du dich, was passiert ist?«
    »Erinnern?« Rowlfs breitflächiges Gesicht verdüsterte sich. »Und ob«, knurrte er. »Necron hat uns entfürn lassn, von sein schwarzen Schlägern. Er hat Howard un das Mädchn.«
    »Necron?«
    Ich sah Tornhill nicht an, aber ich bemerkte aus den Augenwinkeln, wie sich seine Gestalt straffte. Seine Stimme klang angespannt. »Wovon reden Sie, Mann?«
    »Vom Alten!« knurrte Rowlf. »Diesem Pfeifengesicht Necron. Von wem sonst?«
    »Nec-« Tornhill brach mitten im Wort ab, sog überrascht die Luft ein und beugte sich erregt vor. »Sie meinen doch nicht... Necron, den... den Magier von Salem?« keuchte er. »Necron – den Herrscher der Drachenburg?«
    »Sachichdoch«, antwortete Rowlf. »Aber was gehtn Sie das an?«
    »Es ist schon in Ordnung, Rowlf«, sagte ich rasch. Dann wandte ich mich an Tornhill. »Sie kennen ihn? Diesen Necron?«
    »Kennen?« Tornhill schüttelte heftig den Kopf. »Natürlich nicht. Aber ich habe von ihm gehört. Bisher war ich allerdings der Annahme, daß er nichts als eine Legende ist, mit der man allenfalls Kinder erschrecken kann.«
    »Wenn ichn zwischen die Finger krich«, versprach Rowlf düster, »dann könnse hinterher nich mal mehr’n Hund mittem erschrecken.«
    »Du mußt uns alles erzählen, Rowlf«, sagte ich. »Was ist passiert? Wieso hat er Howard entführt, und wie bist du in...« Ich zögerte, rettete mich in ein verlegenes Lächeln und begann neu: »Wie ist dir die Flucht gelungen?«
    »Flucht?« Rowlf verzog das Gesicht und starrte betreten die Bettdecke an.
    »Überhaupt nich«, gestand er kleinlaut. »Er hat mich gehn lassn. Ich weiß nich, wasser gemacht hat – zwei von sein’ Prügelknaben ham mich gepackt und durch so ne Art Tür geschmissen, un das nächste, woran ich mich erinnern kann, is dieser schwarze Sumpf.« Er verzog angeekelt die Lippen, sagte aber nichts mehr. Aber ich hatte seine Schreie gehört. Rowlf war durch ein Inferno gegangen, während er in der Welt der GROSSEN ALTEN gewesen war.
    »Er hat dich gehen lassen?« fragte ich, als klar wurde, daß er nicht von selbst weiterreden würde.
    Rowlf nickte. »Ich... soll dir was sagn.«
    »Und was?« Die Frage war im Grunde überflüssig. Ich wußte, was Necron von mir wollte.
    Statt einer Antwort drehte Rowlf den Kopf in den Kissen und blickte Tornhill einen Herzschlag lang durchdringend an.
    »Du kannst ihm vertrauen«, sagte ich.
    »Vertraun?« Rowlfs Augen wurden schmal. »Wieviel weiß’n der?«
    »Alles«, sagte ich. Rowlf fuhr zusammen, und ich fügte hastig hinzu: »Jedenfalls genug. Du kannst sprechen.«
    »Er will dich«, sagte Rowlf leise. »Dich und das Buch, Robert. Aber ich weiß nicht, was er mehr will.«
    »Das Buch?« Tornhill sah mich alarmiert an. »Das NECRONOMICON?«
    Rowlf starrte mich mit einer Mischung aus Staunen und Zorn an. »Verdammt, was weiß der Kerl’n noch alles?« schnappte er.
    »Genug«, antwortete Tornhill an meiner Stelle. »Jedenfalls genug, um zu wissen, daß wir ihm dieses Buch nicht geben können. Wohin haben er und seine Leute Lovecraft und das Mädchen gebracht?«
    »Wieso wir?« fragte ich betont. Den letzten Teil seiner Frage überhörte ich bewußt. »Bisher bin ich der einzige, der weiß, wo das NECRONOMICON ist –«
    Nein, ich war nicht der einzige, der das Versteck des Buches kannte! Es gab noch jemanden. Jemanden, der alle meine Gedanken und Geheimnisse so genau kannte, als wären es seine eigenen.
    »Versuchen Sie nicht, sich in Dinge zu mischen, die Sie nichts angehen«, sagte ich drohend.
    Tornhill lachte leise. »Ich? Ich glaube, Sie verwechseln da etwas, Craven. Sie haben mich nicht gefragt, ob ich all diese Dinge wissen wollte. Ich wollte sie nicht wissen, und ich gäbe meinen rechten Arm darum, sie wieder vergessen zu können. Aber ich bin nun einmal mit drin, in diesem Fall –«
    »Es ist keiner von Ihren Fällen, Tornhill«, unterbrach ich ihn scharf. »Sie können mir helfen, aber versuchen Sie nicht, mir in die Quere zu kommen. Es geht hier um mehr als ein Buch mit alten

Weitere Kostenlose Bücher